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Elmex-Hersteller Gaba verlagert Produktion

Kahlschlag beim Hersteller der Zahnpasta Elmex: Bei der einst schweizerischen Gaba-Gruppe werden im Raum Basel beidseits der Grenze 240 Stellen verschwinden.

Südostschweiz
07.11.12 - 01:00 Uhr
News

Von Thomas Griesser Kym

Therwil. – Colgate-Palmolive, gegründet 1806 als Seifenfabrik, ist ein Gigant. Mit Zahnpasta, Seife, Rasierschaum, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Tiernahrung setzte der US-Konsumgüterkonzern letztes Jahr 16,8 Milliarden Dollar um und erarbeitete einen Betriebsgewinn von 3,8 Milliarden, was eine traumhafte Marge von 23 Prozent ergibt. Doch es soll noch besser werden, denn letzten Monat kündigte der Konzern ein globales Programm für Wachstum und Effizienzsteigerung an.

Fast 40 000 Leute stehen auf der Lohnliste des US-Multis. Bald sind es 240 weniger. Die Schweizer Firma Gaba International AG, die vor acht Jahren von Colgate-Palmolive für gut eine Milliarde Franken geschluckt worden war, will binnen zweier Jahre ihr Werk in Therwil dichtmachen. Der Baselbieter Standort hat 250 Mitarbeiter – vom Abbau dürften 98 Beschäftigte betroffen sein. Innert Jahresfrist soll Gaba auch die Fabrik im nahen süddeutschen Lörrach bei Basel zusperren. Das kostet weitere 142 Jobs.

Lange Tradition

Gaba stellt die Zahnpasta Elmex her und die Mundspülung Meridol. Elmex, die vielen als «National-Zahnpasta» gilt, war von Gaba vor 50 Jahren zusammen mit dem Zahnärztlichen Institut an der Uni Zürich entwickelt worden. Gaba ist eine Abkürzung für die 1638 gegründete «Goldene Apotheke Basel» und einer der ältesten hiesigen Firmennamen.

«Elmex und Meridol wird es weiterhin geben», sagte eine Gaba-Sprecherin gestern Abend. Derzeit wird Meridol in Therwil hergestellt, Elmex im deutschen Werk Lörrach. Wohin die Produktion verlagert wird, sagte die Sprecherin nicht. Seitens der Baselbieter Volkswirtschaftsdirektion verlautete aber, die Herstellung werde nach Swidnica in Polen gezügelt.

Während in Lörrach die Verwaltung bestehen bleibt mit einer nicht bezifferten Anzahl Stellen, bleiben in Therwil am Hauptsitz gut 150 Jobs. Unberührt vom Abbau sind hier die Abteilungen Medizinische Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie Professionelle Mundhygiene.

Arbeitskosten sprechen für sich

Gaba betont, der Entscheid zur Schliessung der Produktion in Therwil habe nichts mit zu geringer Produktivität zu tun. Vielmehr ziele Colgate-Palmolive darauf ab, mittels Zusammenlegung von Produktionsstätten Synergien auszuschöpfen und die Effizienz zu steigern. Colgate-Palmolive steht in Konkurrenz zu anderen Multis wie etwa Unilever. In der Schweiz betragen die Kosten pro Stunde Arbeit in der Industrie laut Bundesamt für Statistik im Mittel 56 Franken, in Deutschland umgerechnet 36 Franken – und in Polen gut neun Franken.

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