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Das Bellevue bekommt den Bäumen schlecht

Gut ein Viertel der Bäume, die mit der Neugestaltung des Sechseläutenplatzes 
in Zürich gepflanzt wurden, müssen ersetzt werden. Vermutlich sind sie 
verdurstet. Am Hitzesommer dürfte es aber nicht liegen.

Linth-Zeitung
05.10.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Gesunde, serbelnde und abgestorbene Bäume stehen beim Café «Collana» dicht beieinander.
Gesunde, serbelnde und abgestorbene Bäume stehen beim Café «Collana» dicht beieinander.
THOMAS MARTH

von Thomas Marth

Mit seinem Quarzitbelag kann einen der 2014 neu eröffnete Zürcher Sechseläutenplatz richtig blenden. Umso wichtiger sind Bäume als Schattenspender. 56 wurden neu angepflanzt, 49 davon verteilt auf vier Bauminseln. Nun sind einige abgestorben, andere serbeln. 15 Bäume müssen ersetzt werden, wie gestern vor Ort erläutert wurde.

Was mögliche Ursachen angeht, gab man sich vorsichtig. Axel Fischer, Leiter Park- und Grünanlagen im Stadtzürcher Tiefbauamt, wies darauf hin, dass die Bäume an ihrem Herkunftsort Amerika bis nach Florida hinunter anzutreffen seien. Die Hitze der letzten Monate sollte daher für sie verkraftbar gewesen sein. Es handelt sich um Tulpenbäume und Amerikanische Roteichen. Beide sind gleichermassen betroffen.

Anders als erwartet

Erklärungen werden dadurch erschwert, dass leidende und gesunde Bäume direkt nebeneinander stehen. Ein Muster lässt sich nicht erkennen. Die von SVP-Nationalrat Mauro Tuena vor einiger Zeit auf «Tele Züri» geäusserte Vermutung, die Bäume hätten wegen des Parkhauses darunter zu wenig Platz, sei aber unzutreffend, sagte Stadtingenieur Vilmar Krähenbühl.

Denn von den kranken und toten Bäumen stehe keiner direkt über der Garage. Die am meisten betroffene Bauminsel beim Café «Collana» liege an der Gebäudekante des Parkhauses, ebenso jene beim südlichen Ausgang des Parkhauses. Dessen Bau war Teil der Neugestaltung des Platzes; es ersetzte die oberirdischen Parkplätze vor dem Opernhaus. Jedoch sei es möglich, dass sich mit dem Bau des Parkhauses die Verhältnisse im Grundwasser geändert hätten, so der Stadtingenieur. Zu erwarten gewesen seien an diesem Ort eher hohe Grundwasserstände. Krähenbühl wies auf den nahen See. Offenbar habe sich aber das Gegenteil eingestellt.

Regenwasser allein könne Bäumen hier nicht genügen, führte Fischer aus. Und Giessen sei schwierig. Als die Schäden unübersehbar wurden im Sommer, hat man es versucht. Es wurden Löcher in den Boden gebohrt und Sandsäcke um sie herum gelegt. So staute sich das Wasser über den Löchern, auf dass es in den Boden sickere. Der erhoffte Effekt blieb aus. Das häufige Begehen und auch das Befahren bei Anlässen hat die obere Bodenschicht stark verdichtet. Damit gelangt nicht nur zu wenig Wasser, sondern auch zu wenig Luft in den Grund, erklärte Fischer. Bauliche Massnahmen sollen nun Abhilfe schaffen. Die Chaussierung – also der kiesige, wassergebundene Belag – wird abgetragen. Ein gitterartiger Bodenschutz wird verlegt, dann mit einem gebrochenen Steinmaterial ohne Feinanteil verfüllt und  abschliessend dünn überdeckt.

Auch von der Verlegung eines unterirdischen Rohrsystems zur Bewässerung war die Rede. Die abgelegeneren Bauminseln könnten eine Bodenbepflanzung erhalten, was dem Austrocknen entgegenwirken würde. Die Planung ist noch nicht abgeschlossen. Geprüft wird auch die Möglichkeit, Flüssigkompost oder Nährstofflösung mittels Hochdruck-Injektionen direkt im Wurzelraum der Bäume auszubringen.

Schatten per sofort

Da Schatten von Anfang an erwünscht war, wurden keine jungen Bäume gepflanzt. 30 Jahre alt sind sie bereits. In der Baumschule wurden sie ans Umgepflanzt-Werden gewöhnt, erklärte Fischer. Fünfmal hätten die Bäume zuvor den Standort gewechselt.

Dass einigen das Bellevue nicht gut bekommt, zeigte sich nach und nach. Mit der Hitze und der Trockenheit in diesem Sommer  hat sich die Lage zugespitzt. Einigen der Bäume geht es aber auch schlecht, weil sie beim Auf- und Abbau im Rahmen von Veranstaltungen angefahren wurden. Oder sie wurden verletzt, als Material um sie herum gelagert wurde. So sollen die Bauminseln nun bei Anlässen wirksam abgesperrt werden. Bis zum Sechseläuten nächstes Jahr sollen die Neubepflanzungen und die baulichen Massnahmen abgeschlossen sein.

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