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Grüne machen erfolgreich Druck für Solaranlage im Lido

Bei der Vorstellung des Projekts zur Sanierung und Neugestaltung der Badi Lido in Rapperswil-Jona fehlte das Thema Solarenergie fast gänzlich. Nun ist klar: Es wird auf jeden Fall eine Fotovoltaikanlage gebaut.

04.11.18 - 21:56 Uhr
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Das Dach des neuen Gebäudes soll zur Energiegewinnung genutzt werden – aber auch als Sonnendeck für die Badenden.
Das Dach des neuen Gebäudes soll zur Energiegewinnung genutzt werden – aber auch als Sonnendeck für die Badenden.
STADT RAPPERSWIL-JONA

Wer die kürzlich verschickten Unterlagen zu den Abstimmungen in Rapperswil-Jona vom 25. November anschaut, dem fällt auf: Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der geplanten neuen Badi-Anlage im Lido ist nicht vorgesehen. Dies, obwohl Valentin Faust von den Grünen an der letzten Bürgerversammlung den Antrag gestellt hatte, die Stadt solle eine solche Anlage auf dem Dach des neuen Gebäudes prüfen. Die Bürgerschaft folgte diesem.

In der Zwischenzeit haben Faust und Tobias Uebelhart von der GLP ein Factsheet ausgearbeitet: Mithilfe zweier Tools (siehe Infokasten unten) haben sie geprüft, ob sich der Bau einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des geplanten blitzförmigen Gebäudes lohnen würde. Die Resultate sind laut Faust eindeutig: «Unsere Recherchen zeigen, dass eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Lido-Badi sowohl in wirtschaftlicher wie auch in ökologischer Sicht Sinn machen würde.» Konkret haben die beiden Jungpolitiker ausgerechnet, dass auf dem Badi-Dach jährlich Solarstrom im Wert von 14 400 Franken erzeugt werden könnte – basierend auf dem heute gültigen Vergütungstarif der Elektrizitätswerke Jona-Rapperswil AG (EWJR) von zehn Rappen pro Kilowattstunde.

Demgegenüber würde der Bau der Anlage laut dem Factsheet 170 000 Franken kosten. «Allenfalls können noch 45 000 Franken vom Bund, die sogenannte Einmalvergütung, abgezogen werden», rechnet Faust vor. Die Baukosten lägen somit bei 115 000 Franken. «Geht man von einer Laufzeit von 30 Jahren aus, produziert die Anlage in dieser Zeit rund 3 200 000 Kilowattstunden Strom.» Die Kosten für eine Kilowattstunde lägen somit bei rund fünf Rappen.

«In zwölf Jahren amortisiert»

«Wenn ein Grossteil des produzierten Stroms zu einem Tarif von zehn Rappen pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist wird, dauert die finanzielle Amortisation der Anlage unseren Berechnungen zufolge rund zwölf Jahre», erklärt Uebelhart von der GLP. Würde der produzierte Strom hauptsächlich vor Ort verbraucht, so wäre die Anlage gar noch schneller amortisiert: «Denn müsste der Strom aus dem Netz bezogen werden, würde dieser laut Daten der Elcom zwischen 16 und 20 Rappen pro Kilowattstunde kosten.»

«Aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf fossile Energieträger wo immer möglich erstrebenswert.»

Das Fazit von Faust und Uebelhart fällt klar aus: «Aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf fossile Energieträger wo immer möglich erstrebenswert. Angesichts der nahenden Klimakatastrophe und der Vorbildwirkung der öffentlichen Hand trifft das in hohem Masse auch auf die Bauvorhaben der Stadt Rapperswil-Jona zu.» Das leuchtet auch Rapperswil-Jonas Bauchef Thomas Furrer ein. Detaillierte Fragen könne er zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht beantworten. Entsprechende Abklärungen seien im Gang, die detaillierte Beantwortung liege aber noch nicht vor. «Sicher ist aber, dass wir bei der neuen Lido-Badi auch auf Fotovoltaik setzen werden.»

Dass in den Unterlagen für die Bürgerversammlung die Fotovoltaikanlage noch nicht aufgeführt ist, habe verschiedene Gründe, erklärt Furrer. Einerseits sei zurzeit ein neues kantonales Energiegesetz in der Vernehmlassung. «Dieses verpflichtet die Gemeinden ab 2020, Fotovoltaikanlagen bei Bauprojekten zu prüfen.» Diese Verpflichtung sei Anfang September bei der Vorstellung des Projekts noch nicht bekannt gewesen. «Meine persönliche Haltung war aber immer, dass wir auf eine Fotovoltaikanlage setzen sollten.» Die Investitionen sollen aber nicht über den Baukredit, sondern über den Fonds Erneuerbare Energien verbucht werden. «Der Betrag würde ins Budget 2020 aufgenommen werden, bis dahin haben wir auch die notwendige Zeit, die offenen Fragen im Detail zu klären», sagt Furrer.

Sonnendeck oder Energie?

Zu klären bleibe nach wie vor, wo die Anlage installiert werden soll. Denn das Dach oder Teile davon könnten dereinst auch als Sonnendeck genutzt werden. «Dieser Konflikt bleibt bis zum Abschluss der Bauprojektierung bestehen. Deshalb waren wir mit der Kommunikation bezüglich Nutzung der Solarenergie auf dem Lido-Dach bisher auch so zurückhaltend», so der Bauchef.

Faust und Uebelhart nehmen diese Aussagen mit Genugtuung zur Kenntnis: «Wir sind froh, nimmt die Stadt ihre Vorbildfunktion angesichts der Klimaerwärmung wahr», sagt Faust. Andernfalls wäre die Aussage der Stadt, sich nicht mit dem Label Energiestadt zufriedenzugeben und eine aktive und vorbildliche Rolle einnehmen zu wollen, eine reine Farce.

Eignung eines Daches einfach selber prüfen
Für ihre Untersuchung, ob sich eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach der neuen Lido-Badi eignen würde, haben Valentin Faust von den Grünen und Tobias Uebelhart von der GLP zwei Tools angewendet: Das Tool «Sonnendach.ch» von den drei Bundesämtern für Energie, für Meteorologie und für Landestopografie erlaubt es, die Eignung eines Daches für die Produktion von Solarenergie einfach und schnell abzuschätzen. Neben der grundsätzlichen Eignung eines Daches wird auch die produzierbare Energiemenge abgeschätzt und die
Vergütungstarife für Solarstrom des lokalen Elektrizitätsversorgers angezeigt. Mit einem zweiten Tool, dem «Solarrechner» von Energie Schweiz, lassen sich zudem die Kosten einer Anlage relativ einfach abschätzen. (dgr)

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