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Für Viertelfinal wieder fit: Niederreiter verpasste Letten-Spiel krank

Was läuft an der Eishockey-WM, die vom 12. bis 28. Mai in Lettland stattfindet, neben dem Eis? Unser Reporter vor Ort liefert Eindrücke und Geschichten, die hinter den Kulissen passieren.

Roman
Michel
09.05.23 - 15:09 Uhr
Eishockey
Entwarnung: Nino Niederreiter ist rechtzeitig wieder fit.
Entwarnung: Nino Niederreiter ist rechtzeitig wieder fit.
Bild Salvatore Di Nolfi / Keystone

Sportticker

Niederreiter verpasste Lettland-Spiel krank

Rund ein Dutzend Feldspieler und zwei Goalies absolvieren am Mittwochnachmittag das optionale Training der Schweizer Nationalmannschaft. Geschlossen auf dem Eis: jene Spieler, die in der Partie vom Vortag gegen Lettland nicht zum Einsatz kamen. Weil sie geschont wurden, so die allgemeine Meinung. Stürmer Nino Niederreiter sagt nach der Trainingseinheit aber: «Ich war krank, lag am Montag den ganzen Tag im Bett.» Der Grund? «Vielleicht die Klimaanlage im Hotel», so der Bündner mit einem Lachen. Und er gibt sogleich Entwarnung: «Für den Viertelfinal bin ich topfit.»

Veleno wird fünf Spiele gesperrt

Der Tritt gegen Nino Niederreiter im Spiel vom Samstag zwischen der Schweiz und Kanada hat für Übeltäter Joseph Veleno nachträglich Konsequenzen: Der kanadische Stürmer wird vom Weltverband IIHF für fünf Spiele gesperrt. Die WM ist für den 23-Jährigen damit zu Ende. Veleno hatte kurz vor Spielmitte mit voller Wucht gegen Niederreiters Bein getreten. Absichtlich, wie die TV-Bilder zeigten. «Er ging mit der Absicht rein, mir den Knöchel zu brechen», sagte Niederreiter nach der Partie. «Solche Dinge haben in unserem Sport nichts zu suchen. Das macht mich hässig.» Die Schiedsrichter übersahen die Unsportlichkeit im Spiel, schickten dafür Augenblicke später Niederreiter auf die Strafbank, weil sich dieser mit einem Schubses an Veleno gerächt hatte. Die Schweiz gewann das Spiel gegen Kanada mit 3:2. 

Ambühl egalisiert Punkterekord

Dieser Mann scheint einfach nie müde zu werden. Andres Ambühl bestreitet in Riga seine 18. WM (!). Gegen Kanada schiesst der 39-Jährige im 128. WM-Spiel sein 25. Tor. Es ist ein wichtiges: Im dritten Abschnitt schliesst der HCD-Captain aus gut zwei Meter ab, setzt konsequent nach und drückt die Scheibe so über die Linie. 3:1, das Game-Winning-Goal. Mit seinen 25 WM-Treffern ist Ambühl der Rekordhalter unter allen noch aktiven Spielern. Und: Sein 25. WM-Goal ist sein 142. Skorerpunkt für das Nationalteam. Damit egalisiert er den Punkterekord von Jörg Eberle, der für das Nationalteam ebenfalls 142 Skorerpunkte erzielt hat. 

Schweiz knackt Gegentor-Rekord

Nach 25 Minuten und 8 Sekunden muss die Schweiz gegen die Slowakei das erste Gegentor hinnehmen. Es ist nicht nur das erste Gegentor im Spiel – sondern das erste überhaupt an diesem Turnier. Zuvor hielten die Schweizer gegen Slowenien, Norwegen und Kasachstan die Null. Ganze 180 Minuten. Und nimmt man die zusätzlichen 25 Minuten gegen die Slowaken dazu, kommt man auf 225 Minuten. Ein neuer Schweizer WM-Rekord! Der alte? Stammt aus dem Jahr 1939. Damals blieben die Schweizer gar vier Partien in Folge ohne Gegentor. Bloss: Ein Drittel dauerte damals nur 15 Minuten. «Für unsere ganze Defensivarbeit ist das ein schönes Zeichen», sagt Andres Ambühl nach dem Spiel gegen die Slowaken über den neuen Rekord. 

Hier haust unser Nationalteam während der WM

Das Schweizer Nationalteam wohnt während der WM in Riga in einem der sieben Radisson Blu Hotels der Stadt. Das Daugava Hotel liegt direkt am gleichnamigen Fluss – und war bereits 2006, bei der ersten WM in Riga, die Herberge der Schweizer. Sowieso lohnt sich ein Blick auf die Gästeliste der Vergangenheit: In der Hotellobby sind verschiedene Bilder von Gästen aufgehängt, die einst im Daugava logierten. Darunter etwa Politikerin Angela Merkel, Sänger Bryan Adams, Ex-US-Präsident George W. Bush, Prinz Charles oder der FC Barcelona. Ob das Bild des Schweizer Nationalteams ebenfalls ein Plätzchen erhält, sollten die Schweizer an der WM Gold gewinnen?

 

Fischer witzelt über Hischier

Ziemlich gute Laune im Schweizer Team nach dem 5:0 gegen Kasachstan. Trainer Patrick Fischer wird in der Interviewzone gefragt, ob er schon einen Plan habe, um die NHL-Verstärkungen Nico Hischier und Jonas Siegenthaler am Donnerstag im Spiel gegen die Slowakei einzubinden. Die Antwort: «Ja, wir haben einen Plan.» Und weiter: «Hischier wird nicht 13. Stürmer sein.»

Blick nach Tampere

Was läuft eigentlich in der zweiten WM-Stadt? Tampere ist zusammen mit Riga Austragungsort der WM 2023. Rund 500 Kilometer liegen die beiden Städte auseinander. In der Gruppe A führen die USA die Tabelle derzeit an – mit dem Punktemaximum. Vor Schweden und Gastgeber Finnland. Richtig bitter ist das Turnier bislang für Deutschland: Drei Spiele, drei Niederlagen. Wobei: Die Deutschen trafen bislang auf die drei Top-Teams der Gruppe. Und: Es fehlte stets bloss ein Tor. Trotzdem: Eine weitere Niederlage kann sich unser Nachbar kaum noch erlauben. 

Noch viel Platz im Public Viewing

In der Altstadt Rigas ist von der Eishockey-WM nur wenig zu spüren. Ist das Public Viewing vor dem Stadion meist ziemlich gut gefüllt, läuft vor den Grossleinwänden in der Stadt oft nur wenig, wie dieses Bild vom Montagnachmittag zeigt. Und: Am Dienstag regnet es erstmals. Auch nicht gerade gute Voraussetzungen für ein Eishockeymatch unter freiem Himmel. 

Enzo Corvi gibt Einblick in «HCD-WG»

Die beiden HCD-Stürmer Enzo Corvi und Andres Ambühl teilen sich bei der Nationalmannschaft ein Zimmer. Und das schon seit Beginn der Vorbereitung – also bereits über 5 Wochen. «Bei uns ist es eher ruhig», sagt Corvi über das Zusammenleben. «Wir verbringen beide viel Zeit am Natel oder am iPad.»

Zwei teuflisch gute Spieler: Jonas Siegenthaler (links) und Nico Hischier stossen per sofort zum Schweizer Team.
Zwei teuflisch gute Spieler: Jonas Siegenthaler (links) und Nico Hischier stossen per sofort zum Schweizer Team.
Bild Schweizer Eishockey Verband

Schweizer Verstärkung von den New Jersey Devils

Die beiden Schweizer Eishockeyprofis Nico Hischier und Jonas Siegenthaler haben nach dem NHL-Play-off-Ausscheiden der New Jersey Devils vom Verein die Freigabe erhalten, an der WM für die Schweiz zu spielen, wie der Schweizer Verband in einer Medienmitteilung bestätigt. Der Stürmer und der Verteidiger sind aktuell auf dem Weg nach Riga und werden Head Coach Patrick Fischer ab dem vierten WM-Spiel von kommendem Donnerstag gegen die Slowakei zur Verfügung stehen.

«Für die Devils schmerzt mich das Ausscheiden natürlich sehr», sagt Lars Weibel, Director Sport von Swiss Ice Hockey, «für das Schweizer Nationalteam ist diese erneute Verstärkung jedoch äusserst wertvoll und wichtig.» Der vierte Schweizer bei den New Jersey Devils, Timo Meier, kann aufgrund seines auslaufenden Vertrages in diesem Jahr definitiv nicht an der WM teilnehmen. Tim Berni, der bisher noch nicht offiziell für die WM gemeldet worden ist, bleibt vorerst in Riga. «Falls sich erneut ein Spieler verletzen sollte, können wir ihn noch nachnominieren», so Weibel. Das Turnierreglement ist in dieser Hinsicht auf die aktuelle WM hin angepasst worden.

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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