×

Junge Crew weckt den schlafenden «Schwanen»

Im traditionsreichen «Schwanen» gibts wieder Leben. Die «Werki»-Crew vom Zeughausareal gastiert an der prestigeträchtigen Rapperswiler Promenade – mit einer Popup-Bar, die auch ein Café ist.

Pascal
Büsser
22.06.23 - 11:45 Uhr
Wirtschaft
Neues Leben im Traditionshaus: Arben Causi und Nik Heer stossen mit Renée Sæthre und Mariana Muñoz (von links) auf die neue «Schwanen»-Bar am Rapperswiler Seequai an.
Neues Leben im Traditionshaus: Arben Causi und Nik Heer stossen mit Renée Sæthre und Mariana Muñoz (von links) auf die neue «Schwanen»-Bar am Rapperswiler Seequai an.
BILD PASCAL BÜSSER

Die Eröffnung sei ein voller Erfolg gewesen. Obwohl sie erst zwei Stunden vor dem Start auf den sozialen Medien angekündigt wurde, wie Nik Heer sagt. Zusammen mit Arben Causi und Nico Brunner ist er seit Dienstag Gastgeber in der traditionsreichen «Schwanen»-Bar an der Rapperswiler Promenade.

Ein «Soft Opening» war geplant. Doch die Eröffnung sprach sich in Windeseile herum. Und die Crew hatte alle Hände voll zu tun, um die Gäste auf den 90 Sitzplätzen am Rapperswiler Seequai zu bedienen. Drinnen hat es bis zu 80 weitere Sitzplätze, die am gewitterfreien Abend aber leer blieben.

Neben vielen Jungen hätten sich auch ältere Gäste eingefunden, namentlich vom Yacht Club. Er wurde vor gut 100 Jahren im «Schwanen» gegründet, wie Heer sagt. Bootsbilder an den Wänden erweisen dem die Referenz.

Erfahrene Jung-Gastronomen

Gemächlich geht es am Mittwochmittag zu. «Um 11 Uhr war die Terrasse fast voll», sagt Heer. Nach dem Mittag tröpfeln wieder Gäste zum Kaffee auf die Terrasse. In der Flaute dazwischen hat Heer Zeit, um zu erklären, wie alles kam. Bisher zeichneten er, Causi und Brunner für die «Werki»-Bar auf dem Zeughausareal verantwortlich.

«Man merkt, dass es noch der ‘Schwanen’ ist.»

Nico Brunner, Co-Betreiber 

Brunner betreibt zudem die «Stallbar» beim Bahnhof Jona. Während diese weiterläuft, kommt es auf dem Zeughausareal nun zur grossen Sanierung seitens Stadt. Weshalb das Angebot für eine Popup-Bar an der Rapperswiler Promenade für die «Werki»-Crew wie gerufen kam. Für beide Betriebe sind inzwischen rund 30 Personen im Einsatz, die meisten auf Stundenlohnbasis, wie Brunner sagt.

Frischer Wind:  rausgeräumt, neu tapeziert, neue Beleuchtung installiert und Pflanzen platziert.
Frischer Wind: rausgeräumt, neu tapeziert, neue Beleuchtung installiert und Pflanzen platziert.
BILDER PASCAL BÜSSER

Auf Empfehlung von Stadt und Tourismus kamen die Polen, die letztes Jahr via Pilecki-Institut den «Schwanen» gekauft hatten, auf die jungen, aber inzwischen durchaus erfahrenen Barbetreiber zu. Laut Heer mussten sie nicht lange überlegen. «Wir fühlen uns geehrt, als Rapperswiler den ‹Schwanen› aus dem Dornröschenschlaf wecken zu dürfen», sagt er. Ende 2016 ging dieser zu.

Vertrag bis Ende Jahr

Und obwohl sie vorderhand nur einen Vertrag bis Ende Jahr haben, legten sich die Gastronomen mächtig ins Zeug. «Wir haben gut fünfstellig investiert», sagt Heer. Und dazu unzählige Arbeitsstunden seit Anfang Mai aufgewendet, um frischen Wind in und ums Haus zu bringen. Es wurde rausgeräumt, neu tapeziert, neue Beleuchtung installiert und Pflanzen platziert.

Die Möbel im Aussenbereich baute die Crew selber. Ein Teil des Interieurs wurde von der «Werki»-Bar gezügelt. «Wir haben eine Mischung gemacht», sagt Brunner. «Man merkt, dass es noch der ‘Schwanen’ ist.»

Polen suchen Anschluss

Die Getränkekarte ähnelt jener in der «Werki»-Bar und im «Stall». So gibt es lokales Bier im Offenausschank. «Ein Novum an der Seepromenade», wie Brunner anmerkt. Als Extras gibts polnische Drinks. Die neue «Schwanen»-Bar ist zugleich ein Café. Ab 10 Uhr ist durchgehend geöffnet. Unter der Woche bis 23 Uhr. Am Wochenende bis 1 Uhr. Nur montags ist zu.

Neues Publikum locken: «Wir sind offen für alle, wollen aber definitiv etwas von Lokalen für Lokale machen», sagt Co-Betreiber Nik Heer (l.) mit Geschäftspartner Arben Causi.
Neues Publikum locken: «Wir sind offen für alle, wollen aber definitiv etwas von Lokalen für Lokale machen», sagt Co-Betreiber Nik Heer (l.) mit Geschäftspartner Arben Causi.
BILD PASCAL BÜSSER

Auch Gipfeli werden lokal bezogen und der Kaffee von der hiesigen Rösterei. Ab Mittag gibt es zudem Tapas vom lokalen Lieferanten. Das Tagesgeschäft ist Neuland für die Barbetreiber. Sie zeigen sich aber zuversichtlich, dass sich im Hafen Laufkundschaft findet.

Allerdings merke man, dass die Mitbewerber einen im «Haifischbecken» Seequai kritisch beäugten, sagt Heer. Wirte-Präsident und «Dieci»-Patron Rocco Delli Colli habe sie indes mit offenen Armen empfangen, fügt er an.

Unkompliziert sei auch die Zusammenarbeit mit den Vertretern des Pilecki-Instituts vor Ort gewesen, das Vertragswerk dahinter allerdings komplex. Es musste auf höchster polnischer Staatsebene abgesegnet werden.

Über das Resultat sind die Polen «sehr glücklich», wie Monika Jurgo sagt, die lokale Vertreterin des Pilecki-Instituts. Es sei ihnen wichtig gewesen, mit einer lokalen Crew wieder eine Verbindung zur Bevölkerung vor Ort herzustellen. «Wir sind offen für alle, wollen aber definitiv etwas von Lokalen für Lokale machen», betont Heer.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR