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Das Motorschiff Quinten hat wieder Wasser unter dem Kiel

Mit dem umgebauten Motorschiff (MS) Quinten beginnt die Walensee-Schifffahrt am Karfreitag mit den Längsfahrten. Erstmals unterwegs war das erneuerte Schiff bereits am Sonntag.

Südostschweiz
04.04.23 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Das renovierte Motorschiff Quinten am Steg des gleichnamigen Dorfes: Ab Karfreitag fährt das Schiff wieder kursmässig zwischen Walenstadt und Weesen, ab dem 22. Mai täglich.
Das renovierte Motorschiff Quinten am Steg des gleichnamigen Dorfes: Ab Karfreitag fährt das Schiff wieder kursmässig zwischen Walenstadt und Weesen, ab dem 22. Mai täglich.
Bild Guido Städler

Nach der «Aufrichte» mit den Handwerkern und dem Personal waren am Sonntag Gemeindepolitiker, Touristikerinnen und Finanzierer zu einer Informationsfahrt auf den Walensee geladen. Zu sehen bekamen sie ein praktisch neues Schiff. Ihr Urteil fiel positiv aus. Gelobt wurde auch das Engagement der Verwaltungsräte mit Präsident Dieter von Ziegler, Stefan Mauerhofer und Daniel Grünenfelder, dem Geschäftsführer der Schiffsbetrieb Walensee AG. Die Feuerprobe wird das MS «Quinten» aber ab Karfreitag bestehen müssen, wenn es wieder im Längsverkehr zwischen Walenstadt und Weesen zum Einsatz kommt.

Das Potenzial des Schiffsbetriebs auf dem Walensee soll kurz- und mittelfristig mit dem Slogan «Den Schweizer Fjord erleben», erneuerten Schiffen, einem neuen Logo und einer Angebotserweiterung ausgeschöpft werden. Dazu gehört laut Daniel Grünenfelder auch die verstärkte Zusammenarbeit mit Partnern auf und am See. Hervorgehoben hat Grünenfelder die Einführung eines digitalen Assistenzsystems zur besseren Interpretation und Nutzung aller möglichen Daten für die Schiffsführer und den Betrieb allgemein. Auswirken soll sich das beispielsweise auf den gezielten Einsatz der Schiffsgrössen, die Reduktion des Dieselverbrauchs oder die verlängerte Lebensdauer von Motoren inklusive ihrer Teile.

Auf dem Weg zur Dekarbonisierung

Gemäss Grünenfelder ist der Schiffsbetrieb auch bei der Flotte mitten im Umbruch oder am Anfang einer neuen Ära. Nachdem das MS Seestern 2021 und das MS Alvier ab diesem Jahr mit Motoren mit Russpartikelfiltern ausgerüstet sind, ist für den Winter 2023/24 der Umbau des MS Churfirsten in Planung.

Bereits angelaufen ist die Rotation der Angestellten durch verschiedene Betriebsbereiche. Das soll die Kenntnisse über die Abläufe verbessern. Weiter sollen jüngere Leute als Kapitäne und Matrosen rekrutiert werden.

Joel Schmid ist Präsident der Stiftung «Quinten lebt» und Initiant der Idee eines mit Wasserstoff betriebenen Shuttlebootes auf dem Walensee. Laut ihm fuhren an Bord des MS Quinten vor allem Leute mit Innovationsideen mit, solche, die bereit sind, Risiken mitzutragen, und Leute, die an künftigen Energieformen interessiert sind. Zusammen soll zuerst Vorhandenes optimiert werden, um danach zukunftsfähige Lösungen zu erproben und letztlich zu verwirklichen. Der kleine Walensee werde als Projekt für die Dekarbonisierung auf Schweizer Seen wahrgenommen, sagte Schmid. Plötzlich blickten potente Partner auf den Walensee.

Zwei aussergewöhnliche Schiffe aus Schwanden

1987 nahm das MS Quinten nach der Taufe in Walenstadt seine Fahrt auf dem Walensee auf. Mit dem MS Churfirsten präge es die Zweideckschifffahrt, sagt Guido Städler, Autor mehrerer Bücher über die Walensee- und Linth-Schifffahrt. Beide Schiffe seien aussergewöhnlich und von einem Seilbahnspezialisten in Schwanden erbaut worden.

Die Umbauarbeiten am MS Quinten begannen im November 2022 auf dem zeltüberspannten Dock in Unterterzen, wie Betriebsleiter und Kapitän Markus Scherrer ausführte. Mit seiner 40-jährigen Betriebszugehörigkeit kann er auf eine grosse Erfahrung zurückgreifen. Neben dem Sandstrahlen erfolgten viele grosse und kleine Arbeitsschritte: das Ausräumen des Schiffsinneren, dessen Neugestaltung, der Einbau einer neuen Motorraumbelüftung, das Anbringen der Beleuchtung und Beschallung oder die Rundumneubemalung. Geachtet wurde auch auf behindertengerechte Anpassungen.

Entstanden ist ein eigentlich ganz neues Schiff. Während der fünfmonatigen Bauzeit investierte der Schiffsbetrieb 250 000 Franken. Die Arbeiten wurden ausschliesslich an Firmen zwischen Chur und Glarus vergeben. Das Schiffspersonal erbrachte zudem Eigenleistungen.

Weitere 80 000 Franken flossen im Winter in die Motorenrevision des MS Churfirsten, 95 000 Franken in einen neuen Motor inklusive Filteranlage für das MS Alvier und 70 000 Franken in den Einbau eines Bugstrahlers für eine verbesserte Manövrierfähigkeit beim Motorledischiff Gonzen. Alle Arbeiten erfolgten in Abstimmung mit dem Bundesamt für Verkehr. (eing)

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