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«Rinerhörnler» lassen den Kopf nicht hängen

«Stürmische Zeiten», hiess es an der GV der Bergbahnen Rinerhorn AG am letzten Freitag – obschon die Veranstaltung bei schönstem Wetter durchgeführt werden konnte.

Andri
Dürst
06.10.21 - 12:00 Uhr
Wirtschaft
Auch Pandemien können diesem Team nichts anhaben: Nigg Conrad (Leiter Pisten-und Rettungsdienst), Reto Gamper (Geschäftsführer), Yves Bugmann (VR), Loris Hug (Technischer Leiter), Tanja Braun (VR) und Klaus May (VR-Präsident). Es fehlt Stefan Walser (VR und Stv. Geschäftsführer).
Auch Pandemien können diesem Team nichts anhaben: Nigg Conrad (Leiter Pisten-und Rettungsdienst), Reto Gamper (Geschäftsführer), Yves Bugmann (VR), Loris Hug (Technischer Leiter), Tanja Braun (VR) und Klaus May (VR-Präsident). Es fehlt Stefan Walser (VR und Stv. Geschäftsführer).
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Die Rhetorik war aber keineswegs unangebracht – das Geschäftsjahr 2020/21 war alles andere als ruhig. Dennoch blickten die Verantwortlichen zuversichtlich in die Zukunft.

«Stürmische Zeiten», die habe man letztes Jahr und heuer gehabt, hielt Rinerhorn-Verwaltungsratspräsident (VRP) Klaus May in seinem Jahresbericht fest. «Die Ungewissheit war unser täglicher Begleiter», blickte er an der im Bergrestaurant Jatzmeder durchgeführten GV zurück. «Wir haben Personal rekrutiert für einen Winter, bei dem wir nicht sicher waren, ob er überhaupt durchgeführt werden kann». Doch nicht nur corona-technisch, auch politisch sei viel passiert: May erwähnte in diesem Zusammenhang zwei Volksabstimmungen, die zugunsten des Rinerhorns ausgefallen sind. Einerseits wurde die Bürgschaft für ein kantonales Darlehen gewährt, andererseits wurde der Wasserrechtsverleihung an die Bergbahnen für die Nutzung der Wasserkräfte des Rieberbachs und des Leidbachs zugestimmt. «Im Nachhinein tönt das sehr einfach, aber hinter solchen Vorlagen steckt viel Arbeit», führte der VRP vor Augen.

Dennoch konnte er einen «ansprechenden Jahresabschluss» präsentieren – auch wenn während der Saison viele ans Sparen denken mussten. Die über 80 anwesenden Aktionäre quittierten den Einsatz der Mitarbeitenden mit einem kräftigen Applaus. May übergab anschliessend das Wort an Geschäftsführer Reto Gamper – den «Leithammel», der das Team während der schwierigen Zeiten zusammengehalten habe.

Hochs und Tiefs

Gamper blickte zuerst auf den Sommer zurück – der dank des neuen Gäste­kartenmodells einen kostendeckenden Betrieb mit sich brachte. Auch der ­Campingplatz sei eine «enorm gute Geschichte», blickte der Geschäftsführer zurück. Weniger gut war hingegen der Blick auf die Gastronomie und die Hotellerie, die vom Corona-Winter arg gebeutelt wurde. «Im Bergrestaurant Jatz­meder konnte kein einziger Event stattfinden». Auch die Gruppenunterkünfte seien sowohl im Sommer als auch im Winter leer geblieben. Für die Wirte habe der Corona-Winter bedeutet, sich mit ständig ­ändernden Massnahmen auseinander­ zusetzen.

Schlittelbahn beweist sich einmal mehr als Vorteil

Was den Winterbetrieb betraf, sei vor allem der Januar als sehr schwieriger Monat in Erinnerung geblieben. «Wir mussten aus wirtschaftlichen Gründen gewisse Lifte an sehr schwachen Tagen schliessen», erklärte Gamper und dankte den Gästen für ihr Verständnis. Der Februar und der März seien aber super gewesen, und man konnte den Schwung bis Ostern mitnehmen. Unter dem Strich besuchten im Winter 2020/21 mehr Gäste das Rinerhorn als im Vorjahr, doch diese Steigerung sei auch auf das abrupte Saisonende im März 2020 zurückzuführen. Was den Geschäftsführer «wirklich freute», sei die Tatsache gewesen, dass das Nachtskifahren noch nie so stark genutzt wurde wie letzten Winter. Auch die Schlittelbahn sei sehr gut frequentiert worden. «Beim Schlitteln haben wir gemerkt, dass wir Gäste begrüssen durften, die vorher noch nie Schnee gesehen hatten», meinte er. Ebenfalls positiv hervorgehoben wurde der Europacup der Snowboarder. Organisator Peter Baetschi ergriff das Wort und richtete einen Dank an die Bergbahnen Rinerhorn aus – denn der Anlass wurde in Rekordzeit organisiert. Lediglich eine Woche blieb dem OK, um den Anlass auf die Beine zu stellen. Doch der Einsatz habe sich gelohnt.

Trotz tieferer Zahlen happy

Der Rückblick auf die Finanzen wurde durch Verwaltungsrat Yves Bugmann vorgenommen, der einen Ertragseinbruch von 1,1 Millionen Franken zu vermelden hatte. Auch das EBITDA liege 35 Prozent unter dem Vorjahr. Unter dem Strich resultiert ein Verlust von rund -114 962 Franken – was aber als passabel bewertet wurde. «Ende Saison waren wir dennoch happy», meinte Bugmann. May erinnerte daran, dass der Cashflow (im Berichtsjahr beträgt er 886 438 Franken) um die 1.2 bis 1.5 Millionen betragen müsse, um die Investitionstätigkeit und das Zurückzahlen der Darlehen gewährleisten zu können. «Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Abschluss der Investitionstätigkeit das langfristige Überleben sichern können», hielt er fest. Damit sprach er den Bau des neuen Speichersees sowie die Erweiterung der Beschneiungsanlage an (siehe Seiten 12-13), die in naher Zukunft fertiggestellt werden sollen. Die GV nahm den Antrag, das Jahresergebnis dem Verlustvortrag anzurechnen, einstimmig an. Auch die übrigen statutarischen Geschäfte wurden ohne Nebengeräusche abgewickelt. Alle vier VR-Mitglieder wurden für die nächsten drei Jahre wiedergewählt, ebenso wurde das Gremium entlastet. Auch die Revisionsstelle wurde wiedergewählt.

Mit Selbstvertrauen in die Zukunft

Gamper blickte zum Schluss noch auf das laufende Jahr sowie auf den kommenden Winter voraus. Beim Sommerbetrieb liege man etwas derzeit etwas hinter dem Vorjahr – was man aber im Falle eines schönen Oktobers wieder aufholen könnte. «Analog zum letzten Jahr werden wir auch heuer wieder schauen, ob sich eine Saisonverlängerung lohnt», versprach er. Bezüglich der Gastronomie hielt er fest, dass das Rinerhorn gut aufgestellt und insbesondere das Restaurant Blockhuus bei der Talstation eine wichtige Ergänzung zum Campingplatz sei. Dennoch spüre man bei der Gastronomie die Einführung der Zertifikatspflicht – denn es sei ein Rückgang der Gästezahlen spürbar.

Was eine allfällige Zertifikatseinführung für das gesamte Skigebiet per kommenden Winter anbelange, konnte Gamper noch nichts sagen. «Dieser Entscheid wird auf Verbandsebene gefällt», sagte er. Doch der letzte Winter habe den Bergbahnen viel Selbstvertrauen gegeben, sodass man die kommende Saison zuversichtlich in Angriff nehme.

Des Weiteren stünden gewisse Änderungen an: Wie bei der Pischa wird auch der Rinerhorn-Parkplatz ab kommendem Winter kostenpflichtig. «Auf dem Gemeindegebiet waren das mittlerweile die einzigen Gratis-Parkplätze», erklärte er. Das Nachtskifahren wolle man allerdings nicht torpedieren, erklärte er. Die Einführung einer Parkgebühr – diese soll sich im Fünfliberbereich bewegen – soll für die Gäste einen Anreiz schaffen, um mit dem ÖV anzureisen. Nächsten Sommer stünden folgende Projekte auf der Investitionsliste: Umsetzung Sommerkonzept für den Speichersee, Erweiterung der Beschneiungsanlage vom Juonli-Berg Richtung Hubelhütte, Bau der Turbinierungsanlage in der Nähe der Talstation, Anschaffung neuer Skischränke sowie die Neugestaltung der Schlittenvermietung. Ebenfalls sei ein Neubau der Garage für die Pistenmaschinen in Planung. Langweilig wird es auf dem Glariser Hausberg also sicher nicht.

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