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So viele Selbstanzeigen wie noch nie

7250 Personen haben sich im letzten Jahr selbst beim kantonalen Steueramt angezeigt, weil sie Vermögen oder Einkommen nicht deklariert haben – noch einmal gut 1000 mehr als 2017. In mehr als einem Dutzend Fälle belief sich die Nachsteuer auf über eine Million Franken.

Linth-Zeitung
07.01.19 - 11:43 Uhr
Wirtschaft
Steuern, Steuererklärung, Formular
1000 Personen mehr als letztes Jahr haben sich beim Steueramt selber angezeigt.
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von Patrick Gut

Die Flut von Selbstanzeigen beim kantonalen Steueramt hielt 2018 an. Mit 7250 neuen Fällen wurde der bisherige Rekordwert aus dem Vorjahr (6200) gar noch einmal deutlich übertroffen. Damit hat sich 2018 etwa jeder 50. Steuerpflichtige im Kanton Zürich selber angezeigt.

Wie die Finanzdirektion mitteilt, ist die hohe Zahl auf den Automatischen Informationsaustausch (AIA) von Bankdaten zurückzuführen, der Anfang 2017 zwischen zahlreichen Ländern in Kraft getreten ist. Nachdeklariert wurden laut der Finanzdirektion vor allem in- und ausländische Bankguthaben und Wertschriftendepots sowie zahlreiche ausländische Liegenschaften. Wie schon im Vorjahr geht es häufig um vergleichsweise kleine Beträge. Teilweise seien diese aus Nichtwissen oder Nachlässigkeit nicht deklariert worden.

Wie hoch die Steuererträge ausfallen werden, welche die 7250 neuen Selbstanzeigen generieren, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Dazu muss das Steueramt die Fälle zuerst bearbeiten.

98 Millionen Franken für Kanton und Gemeinden

Immerhin kann man Aussagen machen zu den 5000 Fällen, die das Steueramt im vergangenen Jahr erledigt hat. Sie brachten dem Kanton und den Gemeinden rund 98 Millionen Franken ein. Im vorangegangenen Jahr waren es noch 83 Millionen gewesen. Der Bund wiederum hat 24 Millionen Franken Nachsteuern eingenommen (Vorjahr: 21 Millionen).

Die Erträge basieren auf nachdeklarierten Einkommen von 260 Millionen Franken und Vermögen von nahezu 1,5 Milliarden Franken. Und es ist zu beachten: Bei einer Selbstanzeige werden jeweils Nachsteuern für die letzten zehn Jahre erhoben.

Nach wie vor ist die Zahl der Bagatellfälle hoch. So ist der durchschnittliche Ertrag für den Kanton und die Gemeinden 2018 weiter gesunken – auf 19 500 Franken. 2010 waren es noch 60 000 Franken gewesen. Allerdings wurden auch 2018 rund ein Dutzend Fälle erledigt, in denen die Steuerpflichtigen über eine Million Franken Nachsteuern bezahlen mussten.

In 23 Fällen haben sich steuerpflichtige Personen bereits zum zweiten Mal selber angezeigt. Sie gehen nicht mehr straffrei aus, sondern müssen neben der Nachsteuer eine Busse von 20 Prozent der Nachsteuer bezahlen.

Im Kanton Zürich werden erstmalige Selbstanzeigen in Zusammenhang mit dem AIA straflos behandelt, wenn sie eingehen, bevor das zuständige Steueramt feststellt, dass nicht alles ordentlich deklariert worden ist.

In diesem Jahr dürfte die Anzahl rückläufig sein

Im Dezember 2018 hat das kantonale Steueramt vom Bund erstmals die aus dem Ausland gemeldeten AIA-Daten erhalten, die den Kanton Zürich betreffen. Es handelt sich um 347 000 Meldungen. Das Steueramt wird vorerst die wichtigsten Meldungen prüfen. Daraus will man Erkenntnisse für das weitere Vorgehen gewinnen. Im Moment – so die Mitteilung der Finanzdirektion – liessen sich keine inhaltlichen Aussagen über die Daten machen. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass sich daraus wieder mehr Nachsteuer- und Bussenverfahren ergeben würden.

Für das laufende Jahr erwartete Marina Züger, die Chefin des Kantonalen Steueramtes, eine rückläufige Anzahl von Selbstanzeigen. Dies, obschon der erstmalige Datenaustausch mit Ländern wie Liechtenstein, Indien, Israel, Russland und Singapur erst in diesem Herbst beginnt. Weiterhin rechnet Züger mit neuen Fällen aus der Schweiz: «Einige Banken setzen Druck auf, wenn jemand mit nicht versteuertem Geld in der Schweiz ein Konto eröffnen will.»

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