×

Ortsgemeinde Rapperswil-Jona übernimmt Sägerei

Waldbesitzer in der Schweiz haben derzeit grosse Mühe, ihr Holz zu verkaufen. Die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona schafft deshalb einen eigenen Absatzkanal.

15.12.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Aufgrund diverser Stürme haben die Waldbesitzer zurzeit Mühe, ihr Holz loszuwerden.
Aufgrund diverser Stürme haben die Waldbesitzer zurzeit Mühe, ihr Holz loszuwerden.
MARKUS TIMO RÜEGG

Die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona hat an der Bürgerversammlung vom 4. Dezember den zusätzlichen Posten «Sägerei» in ihr Budget aufgenommen. Der Grund: Sie übernimmt den Einmannbetrieb von Michael Rüegg in der Tägernau bei Jona. 1996 wurde dieser aufgebaut, Rüegg führt ihn seit 2008.

Der Vertrag, den die Ortsbürger mit dem Budget für 2019 genehmigt haben, sieht eine Übernahme in zwei Stufen vor. Ab Anfang nächsten Jahres beschäftigt die Ortsgemeinde Rüegg als Angestellten und mietet seine Räumlichkeiten und Geräte. Gleichzeitig läuft der Verkauf der Holzwaren künftig über die Ortsgemeinde. Diese hat zusätzlich die Option, die Maschinen innerhalb von vier Jahren zu kaufen. Einzig die Liegenschaft bliebe im Besitz von Rüegg.

«Keine wirtschaftlichen Gründe»

Hinter der Übernahme stünden keine wirtschaftlichen Gründe, betonen beide Seiten. «Der Sägereibetrieb muss mindestens selbsttragend sein», sagt Christoph Sigrist, der Geschäftsführer der Ortsgemeinde. Er verweist auf das Budget für 2019, das für den Bereich Sägerei einen Gewinn von 5000 Franken ausweist. Wie Säger Rüegg erklärt, hält er sich über Wasser, indem er Spezialwünsche von Privatpersonen, Baufirmen, Zimmerleuten und Instrumentenbauern erfüllt. Ferien hätten bis jetzt nicht dringelegen, gesteht er ein, und Überzeit zähle er auch nicht. «Man muss Freude haben, wenn man diesen Beruf macht», sagt er.

Sigrist und Rüegg bezeichnen die Übernahme als Gewinn für beide Seiten – als klassische Win-win-Situation also. Für Rüegg besteht der Nutzen darin, dass die Ortsgemeinde ihm ohne zusätzliche Kosten mehr Lagerfläche für das Holz zur Verfügung stellt. Diese benötige er dringend, sagt er. Demgegenüber schafft die Ortsgemeinde einen eigenen Vertriebskanal für das Holz aus den Wäldern, die sie besitzt und bewirtschaftet. Wie Sigrist erklärt, will die Ortsgemeinde den Absatz sicherstellen, indem neben den bisherigen Verkaufskanälen neue erschlossen werden – dies auch dank des Beziehungsnetzes, über das die Abteilung Wald und Holz verfügt.

Zu wenig Abnehmer im Inland

Damit spricht Sigrist ein Problem vieler Waldbesitzer in der Schweiz an. Weil zahlreiche Sägereien in den letzten 30 Jahren dichtgemacht haben, können nur noch rund zwei Drittel der üblichen Holzernte im Inland verarbeitet werden. Dies erweist sich nach Grossereignissen wie den Stürmen «Burglind» und «Evi» im Januar 2018 als Bumerang: Weil der internationale Markt nach wie vor überschwemmt ist, bleiben die Waldbesitzer in der Schweiz derzeit auf einem grossen Teil ihres Holzes sitzen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR