×

Freizeit ist gefährlicher als Arbeit

Der Unfallversicherer Suva Chur und Linth feiert das 100-jährige Bestehen der Suva. Seit 1918 hat sich das Unternehmen stark gewandelt, und auch die Bündner verunfallen anders als damals.

Corinne
Raguth Tscharner
04.05.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Direktor Marcel Kempf am Jubiläumsanlass.
Direktor Marcel Kempf am Jubiläumsanlass.
OLIVIA ITEM

7600 Menschen verunfallten 2015 in Graubünden am Arbeitsplatz. Nochmals 11 000 Bündner verletzten sich in ihrer Freizeit. Rund 15 000 dieser Verunfallten wurden danach vom Unfallversicherer Suva Chur und Linth betreut, der dieses Jahr, wie die ganze Suva, sein 100-Jahr-Jubiläum feiert.

Früher habe es viel mehr und viel schwerere Unfälle gegeben, meint Marcel Kempf, Direktor der Suva Chur und Linth. Vor dem gestrigen Jubiläumsanlass seiner Agentur in Landquart blickte er auf die Zeit vor 100 Jahren zurück. Damals hätten Amputationen aufgrund von Arbeitsunfällen einen Grossteil der Unfallverletzungen ausgemacht, erklärte er. «Das hat damit zu tun, dass die Maschinen wenig Schutzvorkehrungen hatten und die Arbeit dadurch gefährlicher war.»

Während es früher vor allem Arbeitsunfälle gab, seien heute Unfälle bei Freizeitaktivitäten häufiger, so Kempf weiter. «Seit den Sechzigerjahren ist die Zahl der Arbeitsunfälle stetig gesunken.» In den Achtzigerjahren habe es schliesslich erstmals mehr Freizeit- als Arbeitsunfälle gegeben.

«Gerade Graubünden ist für Freizeitunfälle prädestiniert», sagte Kempf. Die schöne Landschaft lade dazu ein, sich in Sport und Spiel wie etwa Mountainbike, Skifahren oder Wandern zu betätigen. Bereiche, in denen sehr viele Unfälle passieren würden. Auch bei der Prävention gibt es laut Kempf einen Unterschied von heute zu früher. Anfangs habe sich die Suva darauf konzentriert, die Arbeitsmaschinen sicherer zu machen. Heute gehe es vor allem darum, Unfälle über das Verhalten der Mitarbeiter zu verhindern.

Mit Humor durch 100 Jahre

«Es ist ein sehr schönes Gefühl 100 Jahre Suva zu feiern und sich mit der Geschichte der Suva zu beschäftigen», sagte Kempf. Offiziell gefeiert wurde gestern Abend in Landquart bei den Werkstätten der Rhätischen Bahn – dort wo sonst die Versicherten der Suva arbeiten. Dabei wurde unter anderem mit einer Theatervorstellung die Geschichte des Versicherers aufgezeigt, und der Bündner Komiker Claudio Zuccolini unterhielt das Publikum mit viel Humor.

Die Meilensteine der Suva Chur

Bei ihrer Gründung 1918 war die Schweizerische Unfallversicherung Suva das erste grosse Sozialwerk der Schweiz. Damals war sie Monopolanstalt für die Versicherung der Arbeitstätigen in den gefährlichen Berufen. «Auch heute sind die gefährlichen Berufe alle noch bei der Suva versichert», sagte Kempf. «Aber nach 1984 wurde auch der Dienstleistungssektor obligatorisch versicher, und es stiegen auch private Versicherer mit ein.»

Die Suva Chur war zu dieser Zeit eine Zweigstelle der Hauptagentur in St. Gallen. «Dass man sich verselbstständigt hat und selbst eine Agentur wurde, war der erste wichtige Meilen stein der Suva Chur», sagte Kempf. Nun betreue sie den ganzen Kanton, abgesehen vom Misox. Ein weiterer Meilenstein sei der Umzug von der Churer Ottostrasse zur Tittwiesenstrasse in ein eigenes Gebäude gewesen. Zudem habe sich auch viel verändert, als die Suva Chur organisatorisch mit der Suva Linth zusammengeführt wurde. Mittlerweile sind rund 5000 Südostschweizer Betriebe mit etwa 50 000 Mitarbeitern bei der Suva Chur und Linth versichert.

Günstigere Prämien als Ziel

Kempf blickte an diesem Jubiläumstag nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft. «Damit die Suva nochmals 100 Jahre existieren kann, wird es wichtig sein, dass wir die Digitalisierung mitmachen und die Betriebskosten senken», sagte er. Je günstiger die Suva produziere und funktioniere, desto tiefer seien schliesslich auch die Prämien.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR