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Ein pubertierender Primarlehrer als Komödie

Slam-Poet Dominik Muheim erzählte verrückte Geschichten über das Erwachsenwerden auf der Joner Kellerbühne Grünfels. Musiker Sanjiv Channa begleitete ihn an seinem selbst entworfenen «Geräusche-Tisch».

Linth-Zeitung
02.10.18 - 15:00 Uhr
Stars & Sternli

von Antoinette Lüchinger

Das komisch-tragische Stück «Plötzlich zmitzt drin – plötzlich 22 Jahre alt» schrieb Dominik Muheim, Primarlehrer, Slam-Poet und Kabarettist, tatsächlich als 22-Jähriger. Im Jahr 2012 gewann er die U20-Poetry-Slam-Schweizer-Meisterschaft und 2015 das Oltener Kabarett-Casting. «Der Preis beinhaltete Coaching für ein abendfüllendes Programm. Daraus entstand dieses Theaterstück», erzählte Dominik Muheim im Interview nach seinem Auftritt auf der Kellerbühne. Weitere Meisterschaftstitel in Slam Poetry waren gefolgt und schliesslich der Kunstförderpreis für Theater und Kabarett 2017.

Nach dem ersten Auftritt auf der Künstlerbörse in Thun ging es laut Muheim so richtig los. Es folgten viele Engagements und Auftritte auf grossen und kleinen Bühnen, wie beispielsweise im Theater im Hochhaus in Zürich vor rund 800 Gästen und in Jona auf der Kleinbühne Grünfels vor rund 20 Besuchern. Die Kabarett-Komödie «Plötzlich zmitzt drin – plötzlich 22 Jahre alt» wird bis Ende November etwa zum 20. Mal aufgeführt.


Zwiespalt des Erwachsenwerdens


Das Stück thematisiert in zehn Szenen eigene Erfahrungen während der Pubertät, den Selbstfindungsprozess eines Jugendlichen, Schwierigkeiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden, positive und negative Vorbilder und die erste Anstellung als Primarlehrer. Zentrum der Handlung bildet der schlagartige Wechsel vom Schüler zum Primarlehrer. Polarisierend wird die Welt der Erwachsenen und Jugendlichen gegeneinander ausgespielt. «Plötzlich kann man vieles nicht mehr tun als Erwachsener. Man liest die Zeitung, spricht vom Wetter, muss selber kochen. Aber einen Bart hat man nicht», so lautet eine Textstelle im Stück. Sie verdeutlicht prägnant den ganzen Zwiespalt dieser Entwicklungsphase.

Mit der bekannten «Titanic»-Melodie und untermalt von Trommelgeräuschen besangen Muheim und Channa in der zweiten Szene den von Jugendlichen ersehnten Bartwuchs als Zeichen der Männlichkeit. Im nächsten Akt wurden elterliche Idealvorstellungen eines Sohnes in persona von Markus Mörgeli thematisiert, der zum Feindbild des Jugendlichen mutiert. Channa verstand es auf gelungene Art, die Texte musikalisch mit seinem selbst entworfenen Geräusche-Tisch zu untermalen. Viele weitere lustige Szenen folgten, wie die misslungene Primarlehrer-Abschlussprüfung. Zwei wirbelnde Fusel auf dem Tisch des Prüflings führten zum Scheitern. Ein erster «haariger» Tag im Leben eines Primarlehrers und dessen Rache an den Eltern beinhaltete mit herrlicher Komik eine weitere Szene. Gefolgt von etlichen Anspielungen auf die sexuellen Entwicklungsschwierigkeiten eines Pubertierenden. Das Publikum war begeistert. Immer wieder wurde spontan gelacht und geklatscht.


Nicht nur Komödie


Muheim betonte zum Schluss: Er wolle nicht nur Komödie machen, sondern auch berühren und etwas bewegen. Die beiden Kabarettisten sind Primarlehrer. Allerdings konzentriert sich Muheim mehr und mehr auf seine Künstlerkarriere. Er schreibt seine eigenen Bühnenstücke und Geschichten, seit neuestem auch Morgengeschichten für Radio SRF1.
Eine kurze Einspielung mit den beiden Kabarettisten wurde verfilmt und am vergangenen Freitagabend um 23.40 Uhr in der Staffel «Comedy aus dem Labor» auf SRF1 ausgestrahlt.

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