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Wie im Science-Fiction-Film

Der Bob- und Skeletonverband (Swiss Sliding) weilt derzeit in China, um sich für die Olympischen Spiele vorzubereiten. Die Trainingswochen gleichen einem Science-Fiction-Abenteuer

Südostschweiz
26.10.21 - 04:30 Uhr
Schneesport
Unwirklich: Die Schweizer Bob- und Skeletonathleten berichten über die drastischen Coronaschutzmassnahmen in Peking.
Unwirklich: Die Schweizer Bob- und Skeletonathleten berichten über die drastischen Coronaschutzmassnahmen in Peking.
Melanie Hasler

Hätte Swiss Sliding ihren Bericht noch vor zwei Jahren publiziert, man hätte ihn kaum für möglich gehalten. Der Bob- und Skeletonverband berichtet von Robotern, die Desinfektionsmittel versprühen, Flugbegleitern in Schutzanzügen und Polizeieskorten.

Seit dem 4. Oktober befinden sich Schweizer Athletinnen und Athleten des Bob- und Skeletonverbandes im Trainingslager in China, um sich für die im Februar beginnenden olympischen Spiele in Peking vorzubereiten.

Der Verband spricht von speziellen Bedingungen auf der kompletten Reise, die organisatorisch und finanziell enorm aufwändig ist. Aufwändig, weil die Regeln und der Ablauf immer wieder geändert wurden, wie Swiss Sliding in ihrem Erfahrungsbericht schreibt.

So präsentiert sich die «0-Covid-Strategie»

Auf dem Flug von Frankfurt nach Peking mit der Air China wurde die Delegation von Flugbegleiterinnen in Schutzanzügen von Kopf bis Fuss betreut. «Sie ähnelten eher Kosmonauten oder Gestalten aus Filmen mit Ausserirdischen», heisst es im Bericht von Swiss Sliding. Es folgte der nächste «Schreck», wie es weiter heisst. Für den ganzen Flug gab es pro Person vier abgezählte Flaschen Wasser und in Alufolie eingeschweisstes Fleisch und zwei süsse Brötchen. Vielen Athletinnen und Athleten und Teammitgliedern knurrte am Ende des zehnstündigen Flugs der Magen, weil sie die Mahlzeit zu Beginn des Fluges zu sich genommen hatten und nicht ahnen konnten, dass keine weiteren Mahlzeiten folgten.

Der Magen knurrte auch nach der Ankunft am Flughafen in Peking für weitere Stunden. Zunächst mussten sich die Ankömmlinge medizinischen Tests unterziehen. Die Sicherheitsvorkehrungen gingen indes noch viel weiter als das. Ein ganzer Terminal wurde sicherheitshalber abgeriegelt. Ein beissender Chlorgeruch von den permanent verwendeten Desinfektionsmitteln lag in der Luft.

Weiter ging es mit einer zweistündigen Bussreise zur Olympiabahn. Noch immer wähnte sich das Bob- und Skeletonteam in einem unwirklichen Film. Die Strassen von Peking bis Yanjing wurde für diesen Transport gesperrt, dem nicht genug wurde der Bus zusätzlich von einer Polizeieskorte begleitet.

Auch das Roboterzeitalter ist in China längst angekommen. Im Hotel versprühen diese permanent Desinfektionsmittel. Selbst die auf den Tischen zurückgelassenen Teller werden vor jedem Abräumen mit einer Desinfektionslösung besprüht, heisst es weiter.

Wie genau China ihre sogenannte «0-Covid-Strategie» umsetzt, zeigt ein weiteres Beispiel, das im Bericht von Swiss Sliding beschrieben wird. So müssen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn und des Hotels, sowie die Busfahrer nach Abreise der Schweizer Delegation in eine 21-tägige Quarantäne.

Die Olympia-Bahn

Die Reise ins ferne China förderte auch sportlich Ungewohntes zutage. Die Delegation spricht von einer Bobbahn, welche es «in dieser Art und in diesem Gesamtausmass wohl noch nie gegeben hat». Der Bau sticht architektonisch mit einem Dach im Stile der Chinesische Mauer ins Auge. Insgesamt sei das Start- und Zielgelände äusserst grosszügig gestaltet. Fahrerisch sei die Bahn äusserst anspruchsvoll und interessant mit vielen schwierigen und wechselnden Kurvenkombinationen. Wie gut die Athletinnen und Athleten die Bahn im Griff haben, wird sich am Montag und Dienstag in den Testrennen mit den anderen Nationen zeigen. Am Mittwoch wartet auf die Schweizer dann die Rückreise. Diese dürfte wohl ähnlich unwirklich vonstattengehen, wie die Hinreise. Immerhin weiss die Crew nun, was bevorstehen wird.

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