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Trotz Sieg kommt Odermatts Name (noch) nicht auf den Siegerstein

Mit dem Sieg in der verkürzten Abfahrt von Wengen holt Marco Odermatt den ersehnten ersten Weltcup-Erfolg in der Königsdisziplin. Auf Wengens Ehrentafel wird er aber weiter nicht verewigt.

Agentur
sda
11.01.24 - 17:25 Uhr
Ski alpin
Marco Odermatt bei der Siegerzeremonie in Wengens Zielraum
Marco Odermatt bei der Siegerzeremonie in Wengens Zielraum
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Als Marco Odermatt im Zielraum von Wengen zur Traube von Medienleuten stösst, ist das Rennen unterbrochen. Kurz zuvor ist Odermatts guter Freund Marco Kohler gestürzt, weshalb dem Nidwaldner nur bedingt nach Feiern zumute ist. Es sei «extrem cool», endlich den ersten Abfahrtssieg im Weltcup geholt zu haben, diktiert Odermatt in die Mikrofone. «Gleichzeitig weiss ich, dass noch zwei Rennen folgen und natürlich trübt der Sturz von Marco jetzt gerade die Stimmung.»

Es ist jene Empathie, die Odermatt ausmacht, und die, wie Kollege Justin Murisier versichert, auch nicht gespielt sei. «Odi ist kein Showman, der nur fürs Fernsehen sympathisch agiert», sagt der Walliser. «Er ist auch privat einer mit einem grossen Herz.» Entsprechend oft wurde der in der Leaderbox sitzende Odermatt von Teamkollegen und Konkurrenten besucht, die ihm zum nächsten Meilenstein in seiner Karriere gratulierten.

Oft knapp am Abfahrtssieg vorbei

Seinen ersten Sieg im Weltcup holte sich der damals 22-jährige Odermatt am 6. Dezember 2019 im Super-G von Beaver Creek. Fast genau ein Jahr später stand der Schweizer auch im Riesenslalom ein erstes Mal zuoberst auf dem Podest und liess sich in Santa Caterina feiern. Es sollten 27 weitere Siege in den beiden Disziplinen folgen, in der Abfahrt jedoch blieb ihm der erste Weltcup-Erfolg lange verwehrt.

Seit dem 2. Platz in Bormio am 28. Dezember 2021 schaffte es Odermatt bis vor Wengen noch zehn weitere Male aufs Abfahrtspodest, jedoch nie bis ganz nach oben. Dabei fehlte oft nur wenig: 2022 in Beaver Creek waren es sechs Hundertstel, 2023 in Val Gardena lag er neun und in Bormio (als Dritter) sogar nur fünf Hundertstel hinter dem Sieger zurück.

So kam es, dass Odermatt im letzten Jahr den Weltmeistertitel in der Abfahrt gewann, ohne davor einen Weltcup-Sieg in der Disziplin gefeiert zu haben. Aufgrund seiner konstant starken Leistungen war dies jedoch bloss eine Frage der Zeit.

Schon zu Beginn der Saison hatte Odermatt angekündigt, dass Wengen und Kitzbühel für ihn die Saisonhöhepunkte darstellen würden. «Es war das ganz grosse Ziel, hier zu gewinnen», hielt der 26-Jährige fest. «Und heute ist mir die perfekte Fahrt gelungen.»

Nicht auf Wengens Siegerstein

Die ganz grossen Emotionen löste der Erfolg jedoch nicht aus. Im Vorfeld hatte er angekündigt, dass er sich nicht sicher sei, ob er sich tatsächlich «Lauberhorn-Sieger» nennen würde, sollte er am Donnerstag gewinnen.

Tatsächlich wird Odermatt weiterhin nicht auf der Tafel des Siegersteins verewigt, der im Dorfkern von Wengen liegt. Dies, weil die Abfahrt vom Donnerstag als Ersatz für das abgesagte Rennen in Beaver Creek durchgeführt wurde. Auch der Super-G vor zwei Jahren, den Odermatt gleichenorts gewann, war ein Ersatzrennen (für Bormio). Derweil findet sich Didier Cuche auf der Siegerliste, obwohl er 2004 «nur» das als Ersatz für Wengen ausgetragene Rennen in Garmisch-Partenkirchen gewann.

Doch Odermatt bleiben zwei Chancen, dies noch in diesem Jahr zu schaffen. Am Freitag startet er im Super-G als grosser Favorit, am Samstag folgt die «richtige» Lauberhornabfahrt mit dem Originalstart. Und möglicherweise hat sich Odermatt mit dem ersehnten Premierensieg in der Abfahrt gerade hinsichtlich des Höhepunkts vom Samstag viel Druck weggenommen.

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