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«Da hingen noch die Spinnweben dran»

Damit das «Red Bull Sledgends» (siehe Seiten 10 und 11) problemlos über die Bühne gehen konnte, brauchte es neben dem erfahrenem Organisator von Veranstaltungen auch einiges an lokalem Know-how.

Barbara
Gassler
07.02.24 - 07:00 Uhr
Schneesport
Christian Bauer und Markus Wendler (v.l.) an der Schlittenstation des Rodelclubs. Viele Schlitten sahen hier seit Langem wieder einmal die Sonne.
Christian Bauer und Markus Wendler (v.l.) an der Schlittenstation des Rodelclubs. Viele Schlitten sahen hier seit Langem wieder einmal die Sonne.
zVg/Red Bull Content Pool (Jan Cadosch)

Schlitteln oder Rodeln, wie es im Wettkampfsport heisst, ist in Davos nicht wirklich ein Volkssport. Dies, obwohl in jedem Keller sicher ein Schlitten lagert und der Ort über einen sehr aktiven und auch erfolgreichen Rodelclub verfügt. Genau dieser war am vergangenen Samstag so gefragt wie selten. Denn wer kann dem Veranstalter Red Bull wohl besser unter die Arme greifen, als die lokalen Schlittenfans? Immerhin hatten sie schon vor Jahren erste Plauschschlitteln am Flüela organisiert. Doch während es für Red Bull einfach eine Spassveranstaltung in einer ganz besonderen Umgebung ist, kennt Markus Wendler, Präsident des Rodelclubs, die Besonderheiten der Strecke. «Der Pass ist nicht sehr steil.» So stellte er schon bei der ersten Durchführung im vergangen Jahren fest, dass viele Schlitten in einem untauglichen Zustand waren. Dann kann am Flüelapass aus einer Schlittenfahrt rasch eine Winterwanderung werden. «Einer ging uns durch die Latten», erzählt Wendler vom Samstag. «Dessen Besitzer brauchte eine volle Stunde für die Strecke vom Hospiz zum Tschuggen.» Einfacher wäre es gewesen, er wäre bei der Startnummernausgabe beim Eisstadion an der Schlittenstation vorbeigekommen. Dort brachten fünf Mitglieder des Rodelclubs die Schlitten auf Vordermann. «Da hingen zum Teil noch die Spinnweben dran», erzählt Wendler. «Es war deutlich zu sehen, dass sie schon lange nicht mehr ‹aus dem Stall› gekommen waren.» Mit professionellem Gerät schliffen die Rodler den Rost vieler ungenutzter Jahre im Keller ab, drehten herausstehende Schrauben ein und verpassten den Kufen zum Schluss noch eine Schicht Wachs.

Schliff für die Schlitten

Ab 11.30 Uhr wurden die Wettkämpfenden mit gut einem Dutzend Bussen hoch zum Hospiz gefahren, während Mitgliedern des Rodelclubs deren Gefährte auf einen separaten Lastwagen luden. Auf dem Flüela konnte man sich die Wartezeit bis zum Massenstart um 13 Uhr an einem Verpflegungsstand vertreiben, oder man nutzte sie, um in einem der zahlreichen Komptois – das sind Komposttoiletten in Holzhäuschen – ein «Angstbrünni» machen. Doch an diesem Tag brauchte sich niemand zu fürchten. «Zwei Meter hohe Schneemauern auf jeder Seite, da fliegt niemand aus der Bahn», urteilt Wendler. Genau so war es denn auch. Die drei von den Davos Klosters Bergbahnen abgestellten Pistenpatrouilleure machten sich zum Schluss mit leerem «Kanadier» auch noch auf die Abfahrt. Die Mitarbeitenden von Red Bull räumten zusammen, und am Abend war auf dem Hospiz schon kaum mehr etwas von der Grossveranstaltung zu sehen.

Harter Kampf der Rodler

Untertags, nachdem die letzten Teilnehmenden auf dem Hospiz angekommen waren, war die Piste nochmals präpariert worden, damit um 13 Uhr alle in sausender Fahrt ins Tal brausen konnten. Etwas vor dem Hauptharst starteten die Rodler des Clubs. Auch sie sollten vom Tag profitieren können und taten es auf ihre Manier: Beim Startbogen standen die Rodel auf der einen Seite, auf der anderen die Rodelnden. Auf das Startzeichen hin stürzten sich alle auf ihr Gefährt und fuhren um Sieg sowie Zeit los. «Bis kurz vor dem Tschuggen lag ich noch in Führung, dann überholte mich meine Tochter Ursina und liess mich nicht mehr vorbeiziehen», erzählt Wendler. Bei dieser Gruppe mit dabei war natürlich auch der legendäre «Wendlersche Hartmann-Bob»: «Wie es sein muss, sass darin meine Tochter Tina als Bremserin, und Yannick Gutknecht steuerte.» Anders zu ging es bei den Teilnehmenden mit Davoser Schlitten, wie sie in der Ausschreibung vorgeschrieben waren. Sie starteten deu-tlich vor dem Startbogen. Heisst, die ersten Meter mussten die Schlitten hinter sich herziehend absolviert werden. Da sowohl die Zeit der schnellsten Rodlerin wie auch jene des eingangs erwähnten Spaziergängers zur Durchschnittszeit zählten, spielte hier das Tempo keine grosse Rolle. Es ging es vor allem darum, die Fahrt und die Stimmung zu geniessen. Der Zwischenstopp, der beim oberen Wägerhuus eingerichtet worden war, wurden denn auch fleissig genutzt.

Rodler in bester Rennmanier.
Rodler in bester Rennmanier.
zVg/Red Bull Content Pool (Ondrej Kolacek)
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