×

Aufwind für Olympiapläne: Bundesrätin Amherd steht hinter den Spielen

Vor vier Monaten sorgte die Meldung, dass Olympische Winterspiele 2030 in der Schweiz stattfinden könnten, für Aufsehen. Nun erhalten die Pläne mit Bundesrätin Viola Amherd prominente Unterstützung.

Lars
Morger
21.07.23 - 09:30 Uhr
Sport
Bald auch ein Fotosujet in der Schweiz? Die Olympischen Ringe stehen momentan in Paris, wo 2024 die Sommerspiele stattfinden – 2030 oder später könnte der Grossanlass auch in die Schweiz kommen.
Bald auch ein Fotosujet in der Schweiz? Die Olympischen Ringe stehen momentan in Paris, wo 2024 die Sommerspiele stattfinden – 2030 oder später könnte der Grossanlass auch in die Schweiz kommen.
Bild Aurelien Morissard / Keystone

Im Schweizer Wintersport bildet sich eine Allianz für Olympische Winterspiele. Wie Ende März bekannt wurde, prüft der Dachverband Swiss Olympic eine Kandidatur für die Winterspiele 2030 oder später, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) keine Ausrichter für die Spiele findet und darum auf die Schweiz zugekommen war. Dass Olympia nach den in Volksabstimmungen gescheiterten Kandidaturen von Graubünden (2013 und 2018) sowie im Wallis (2018) so schnell wieder aufs Tapet kommen würde, kam zu jenem Zeitpunkt aus dem Nichts. 

Amherd und die Verbände stehen geschlossen hinter Olympia

Seit dieser Meldung hat sich in der Sache aber offenbar einiges getan. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, steht mittlerweile auch Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd grundsätzlich hinter Olympischen Spielen in der Schweiz. Amherd stehe den Bemühungen um die Durchführung von nachhaltigen, auf die Schweiz zugeschnittenen und breit abgestützten Spielen grundsätzlich positiv gegenüber, lässt ihr Sprecher Renato Kalbermatten gegenüber der Zeitung verlauten. Amherd sei überzeugt, dass internationale Veranstaltungen nachhaltige Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft auslösen könnten.

Steht grundsätzlich hinter Olympia: Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd begrüsst die Pläne in der Schweiz.
Steht grundsätzlich hinter Olympia: Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd begrüsst die Pläne in der Schweiz.
Bild Alessandro Della Valle / Keystone

Die Tatsache, dass auch die oberste Sportlerin der Schweiz hinter dem ambitionierten Projekt steht, verleiht den Treibern hinter der Kandidatur nun viel Aufwind. Denn in den letzten Monaten hat sich hinter den Kulissen einiges getan. Mittlerweile stehen alle olympischen Wintersportverbände geschlossen hinter den Plänen zur Durchführung der Spiele. Die Verbände machten gemeinsam Druck, wollen miteinander dieses Generationenprojekt in der Schweiz vorantreiben.

Wettkämpfe auch in Graubünden

Mittlerweile sind auch die Umrisse bekannt, wie die Winterspiele denn dereinst in der Schweiz aussehen könnten. So sollen die Winterspiele anders als bei den vorangegangenen, gescheiterten Kandidaturen dezentral organisiert werden. Zum Beispiel könnten dann Biathlonrennen auf der Lenzerheide, Skispringen in Engelberg und die Skirennen im Berner Oberland stattfinden.

Bald auch an Olympia? Die Lenzerheide führt in nächster Zeit mehrere Biathlon-Grossanlässe durch und könnte auch bei einer allfälligen Olympiakandidatur zum Handkuss kommen.
Bald auch an Olympia? Die Lenzerheide führt in nächster Zeit mehrere Biathlon-Grossanlässe durch und könnte auch bei einer allfälligen Olympiakandidatur zum Handkuss kommen.
Bild Gian Ehrenzeller / Keystone

Man würde die Wettkämpfe fast komplett auf bestehenden Infrastrukturen durchführen. Einzig für Eisschnelllauf müsste eine Anlage errichtet werden. Ziel dessen ist, dass der gesamte Schweizer Sport, die Gesellschaft und die Wirtschaft davon profitieren können, und nicht nur einzelne Regionen. Aufgrund der langen Tradition von Wintersportanlässen und der grossen Erfahrung in der Durchführung von Grossevents – zum Beispiel die Biathlon- und Freestyle-WM 2025 – dürfte auch Graubünden einige Wettkämpfe ausrichten.

Mögliche Olympia-Wettkämpfe in Graubünden

Langlauf (Davos)
Biathlon (Lenzerheide)
Freestyle (Laax oder Engadin)
Bob (St. Moritz)

Laut dem «Tages-Anzeiger» kommt das Thema Olympiakandidatur auch bald auf das politische Parkett. Beim Bund werde laut der Zeitung aktuell ein Bericht erarbeitet. Dieser soll aufzeigen, wie die Mitsprache der Bevölkerung und des Parlaments bei der Organisation und Unterstützung solcher Grossveranstaltungen gewährleistet werden soll. Und dann braucht die Schweizer Olympiabewegung ein bekanntes Gesicht an der Spitze – Kandidaten dafür gibt es genügend.

Die geplatzten OIympia-Träume in der Schweiz

Erst zweimal sind in der Schweiz Olympische Spiele ausgetragen worden, die Winterspiele 1928 und 1948 in St. Moritz. Lang ist hingegen die Liste der geplatzten Olympia-Träume.

Garmisch-Partenkirchen (Deutschland) 1936:  St. Moritz unterliegt 1933 wie Montreal (Kanada) an der Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Wien den damals noch getrennten Gemeinden Garmisch und Partenkirchen in Nazideutschland.

1940: Die Spiele fallen wegen des Zweiten Weltkrieges aus. Ursprünglich waren sie in Sapporo (J) geplant gewesen, dann in St. Moritz und schliesslich erneut in Garmisch-Partenkirchen.

Squaw Valley (Kanada) 1960: St. Moritz unterliegt 1955 an der IOC-Versammlung in Paris wie Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen und Karatschi (Pakistan) dem kanadischen Wintersportort.

Grenoble (Frankreich) 1968: Die Walliser Stimmberechtigten lehnen 1963 eine Kandidatur ab.

Innsbruck (Österreich) 1976: 1969 interessierten sich Zürich, das Berner Oberland, das Wallis und Graubünden für die 12. Ausgabe. In Zürich und Bern platzen die Träume an der Urne, im Wallis sagen die Stimmbürger dagegen Ja. Zwar gibt das Schweizerische Olympische Comitee (SOC) dem Wallis gegenüber Graubünden den Vorzug. Beim IOC unterliegt die Walliser Kandidatur aber 1970 Denver (USA). Schliesslich werden die Spiele nach einem negativen Volksentscheid in Denver in Innsbruck ausgetragen.

Calgary (Kanada) 1988: Graubünden beendet 1980 eine mögliche Teilnahme vorzeitig mit ihrem Nein zur Defizitgarantie.

Lillehammer (Norwegen) 1994: Die Stimmberechtigten von Davos und St. Moritz erteilen 1986 einer gemeinsamen Bündner Bewerbung eine Absage. Eine Waadtländer Kandidatur siegt zwar im SOC gegen eine bernische, scheitert aber 1988 in Lausanne an der Urne.

Salt Lake City (USA) 2002

Eine weitere Walliser Kandidatur unterliegt 1995 in Budapest, als das IOC die Winterspiele in die USA vergibt.

Turin (Italien) 2006:Der nächste Olympiatraum des Wallis, zu dem die Stimmenden im Kanton 1997 ebenfalls Ja sagen, ist 1999 in Seoul ausgeträumt. Das IOC wählt Turin zum Austragungsort der 20. Winterolympiade.

Vancouver (Kanada) 2010: Für 2010 gehen Graubünden und Zürich sowie Montreux mit Bern ins Rennen. Das Sportparlament von Swiss Olympic setzt auf Bern-Montreux, doch zeigen die bernischen Stimmberechtigten dem Projekt 2002 die kalte Schulter.

Sotschi (Russland) 2014: Graubünden und Zürich treten erneut gegeneinander an. Obwohl Swiss Olympic den Zürchern vor Davos den Vorzug gibt, werfen die Zürcher Promotoren 2004 aus politischen und finanziellen Gründen das Handtuch.

Peking (China) 2022: Eine weitere Schweizer Kandidatur erleidet 2013 mit dem Veto des Bündner Stimmvolks Schiffbruch.

Winterspiele 2026: Neue Schmach für das Bündner Wirtschafts- und Politestablishment: Das Stimmvolk lehnt im Februar 2017 eine Kandidatur noch deutlicher ab als 2013. Dadurch bekommt die Westschweizer Kandidatur «Sion 2026» mit den Kantonen Wallis, Waadt, Bern und Freiburg Aufwind. Allerdings scheitert diese 2018 am Veto des Walliser Stimmvolks.

Lars Morger arbeitet seit 2022 als Redaktor Sport mit Schwerpunkt Eishockey und Schwingen für die Sportredaktion der «Südostschweiz»-Medienfamilie.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Sport MEHR
prolitteris