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Erleichterung und Enttäuschung bei Klingler

Petra Klingler läuft es in der Qualifikation nicht wie gewünscht. Doch obwohl sie bei der olympischen Premiere des Sportkletterns den Final verpasst hat, fühlt sie sich als Gewinnerin.

Agentur
sda
04.08.21 - 19:13 Uhr
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Petra Klingler war enttäuscht über ihr Resultat, zog aber insgesamt ein positives Fazit von den Olympischen Spielen
Petra Klingler war enttäuscht über ihr Resultat, zog aber insgesamt ein positives Fazit von den Olympischen Spielen
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Als sich Klingler in der letzten Disziplin, dem Lead, bei der es darum geht, so viele Griffe wie möglich zu schaffen, fallen lassen musste, wurde sie zurück am Boden von den Emotionen überwältigt. Einerseits spürte sie Erleichterung, andererseits war sie enttäuscht. «Ich war überzeugt, diesen Zug zu können, es fehlte jedoch eine Millisekunde die Konzentration», sagte die 29-jährige Zürcherin. «Ich hörte eine Stimme, vielleicht war es darum.»

Im Lead belegte Klingler Platz 14 unter 20 Athletinnen, in den Disziplinen Speed und Bouldern klassierte sie sich jeweils als Zehnte. Das ergab den 16. Schlussrang – die drei Resultate wurden multipliziert. Gelang ihr im Speed-Klettern ein Schweizer Rekord, hatte sie wie im Lead auch im Bouldern mehr erwartet, war sie dort doch 2016 Weltmeisterin geworden.

«Kann es besser»

«Es waren schwierige (vier) Runden», fand Klingler. Zur gewöhnungsbedürftigen Wertung sagte sie: «Dadurch ist es sehr spannend, da es bis am Ende massive Rangverschiebungen geben kann.» Grundsätzlich findet sie die Kombination der drei Disziplinen gut, «das macht einen zu einer kompletten und gesunden Athletin, da es notwendig ist, von unten bis oben fit zu sein.»

Klingler verspürte in Tokio einen grossen Druck, vor allem den eigenen, da sie lange auf die Olympischen Spiele hingearbeitet hatte. Sie wollte unbedingt zeigen, zu was sie fähig ist, was ihr nicht gelang. «Ich weiss, dass ich es besser kann», haderte sie. Dennoch fühlte sie sich als Gewinnerin: «Eine solche Erfahrung zu erleben, ist etwas sehr Schönes. Daran halte ich mich fest. Ich werde das hier nie mehr vergessen.»

Ausserdem erreichte sie ein anderes Ziel, nämlich das Ganze zu geniessen. «Ich stand mit einem Lachen auf der Bühne. Zudem glaubte ich bis am Schluss daran, noch etwas bewegen zu können. Ich brach nicht zusammen», freute sich Klingler. Nach dem Abfallen der «schönen Last» dachte sie an ihr Umfeld, an alle die Leute, die sie unterstützt, an sie geglaubt haben. Das ist für sie von unschätzbarem Wert.

Viele Fragen

Wie geht es nun weiter? Die nächsten Olympischen Spiele finden ja bereits 2024 in Paris statt. Dort werden dann bei den Frauen und Männern je zwei Medaillensätze vergeben, einen im Speed-Klettern und einen in der Kombination Bouldern und Lead. «Das ist eine schwierige Frage. Klar ist, mein Herz schlägt nach wie vor fürs Klettern und für die Wettkämpfe.»

Es stellen sich für Klingler allerdings noch viele Fragen. Eine davon ist, ob sie vom Sport leben kann, steht doch für sie ausser Zweifel, dass sie nur als Profi mit den Besten mitzuhalten vermag. Insofern braucht sie Sponsoren. Weitere Fragen sind, ob ihr müde gewordener Körper weiter mitmacht, ob die Resultate stimmen, eine zweite Olympia-Teilnahme überhaupt realistisch ist. Sie kann sich durchaus auch vorstellen, wieder mehr auf eine Disziplin zu setzen. Zuerst einmal gilt es für sie aber, die ganzen Erlebnisse zu verdauen.

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