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Die Schwächen im Auge, die Stärken in der Hinterhand

2015 löste Patrick Jund seine erste Lizenz im Tischtennis. Vier Jahre später ist der 17-Jährige aus Rapperswil-Jona schon A16-klassiert. Am Samstag startet das grösste Nachwuchstalent des Tischtennisclubs Rapperswil-Jona erstmals an der Schweizer Meisterschaft der Elite.

Linth-Zeitung
28.02.19 - 01:00 Uhr
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Punkten mit der Vorhand: Patrick Jund hat in kurzer Zeit den Aufstieg unter die besten Tischtennisspieler der Schweiz geschafft.Bild Roger Wetter
Punkten mit der Vorhand: Patrick Jund hat in kurzer Zeit den Aufstieg unter die besten Tischtennisspieler der Schweiz geschafft.Bild Roger Wetter

In Bad Aibling befindet sich das älteste Moorheilbad von Bayern. Aber Patrick Jund war letzte Woche nicht in der Kleinstadt bei München, um sich zu erholen – sondern um sich müde zu machen. Zwei Stunden Training am Morgen, zweieinhalb Stunden Training am späteren Nachmittag. «Es war ziemlich intensiv», berichtet der 17-Jährige vom fünftägigen Trainingslager. Er stand dort unter anderem mit dem Kubaner Andy Pereira, der Nummer 153 der Welt, an der Platte, einem zweimaligen Olympia-Teilnehmer.

«Ich war klar der Schlechteste», verrät Jund. Aber er habe es genossen und sehr viel gelernt. Am Sonntag erlaubte er sich einen Tag ohne Übungseinheit. Doch das ist die Ausnahme. «Ich versuche jeden Tag zu trainieren», erklärt der Nachwuchsspieler. Also unter der Woche an jedem Abend – neben der Lehre bei der Embru-Werke AG in Rüti, wo er sich zum Konstrukteur ausbilden lässt, sowie der Berufsmittelschule. Tischtennis sei ihm noch nie verleidet. «Im Gegenteil. Mir stehen alle Türen offen. Ich gewinne immer öfter, und das motiviert mich.»

Das Einfache gut machen

Patrick Jund ist der Aufsteiger der letzten Jahre im Verein vom Obersee – obwohl er sich zuerst in der Jugendriege und im Fussball versuchte und erst relativ spät, mit zwölf, zum Tischtennis fand. Dass die ersten Wettkämpfe normalerweise verloren gehen, galt für ihn nicht. «Es war umgekehrt. Ich kam und gewann gleich.» 2015 wurde Jund Schweizer Meister der Unlizenzierten. «Da wusste ich, dass es Zeit ist, eine Lizenz zu lösen.» Vorher war er sich unsicher gewesen. «Ich habe im Training gerne Unihockey oder Völkerball zum Aufwärmen gespielt. Es ging mir mehr um das als um Tischtennis.»

Im zweiten Jahr mit Lizenz bezwang Patrick Jund schon einen B15-klassierten Gegner, als C9-Klassierter erstmals einen A eingestuften Spieler. «Bis heute ist mir unerklärlich, wie ich das geschafft habe», lacht er. Diese Saison sind ihm schon so viele Exploits gelungen, dass der Verband seine Einstufung auf den 1. Januar von B14 auf A16 anhob. Im Sommer will der Teenager sogar A17 eingestuft sein – und in drei Jahren A20, also im Maximum. Mit dem persönlichen Aufstieg sei Tischtennis «noch interessanter» geworden, sagt Jund. «Als ich anfing, hatte ich einen guten Aufschlag und eine gute Vorhand. Das hat oft gereicht. Jetzt sind die Spiele eng. Jeder Gegner kann alles.»

Das gilt auch für ihn. «Ich habe immer meine Schwächen im Visier, und auf meine Stärken verlasse ich mich», erklärt Jund. Man sage ihm, er spiele clever. «Ich mache die einfachen Dinge richtig.» Der Rechtshänder sucht den raschen Punktgewinn. Einst hatte er sich wegen der Schwäche bei der Rückhand überlegt, lange Noppen zu spielen und nur zu verteidigen. Inzwischen ist die Rückhand passabel. «Ich arbeite viel daran. Früher bin ich die Rückhand oft umlaufen. Das geht jetzt nicht mehr.»

Lernen, um zu gewinnen

Denn mittlerweile misst sich Jund mit den besten Tischtennisspielern der Schweiz. Am Wochenende darf er erstmals an der Elite-Schweizer-Meisterschaft teilnehmen. Ein Sprung ins Haifischbecken, deshalb habe er keinerlei Erwartungen. «Ich fahre nach Genf, um erste Erfahrungen zu sammeln. Das ist wichtig, weil ich auch einmal Medaillen gewinnen will.» In der ersten Runde trifft Jund auf den NLA-Spieler Nicolas Simonet. «Ich erhoffe mir aber schon, ihn ein bisschen ärgern zu können.»

Ebenfalls aus dem TTCRJ am Start sind Filippo Nick, mit dem Jund Doppel spielt, sowie Denis Bernhard. Es sind frühere NLA-Cracks – und damit Vorbilder. Auch Patrick Jund träumt von einer Karriere in der höchsten Spielklasse. «Dass der Verein ein Team in der NLB hat, ist für mich wichtig. An diesen Spielern habe ich mich orientiert. Früher haben sie mich sehr beeindruckt. Und jetzt bin ich selbst dort», staunt Jund. Tischtennis sei ein Teil seines Lebens geworden. Nach dem Lehrabschluss könnte er sich sogar ein Jahr nur mit Tischtennis vorstellen.

Erst nächste Saison in der Nationalliga B

 

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