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Der andere Kampf um die Champions League

Ab Dienstag geht die Champions League mit fast allen europäischen Topklubs in die finale Phase. Dies könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Der Kampf um die Zukunft des Wettbewerbs hat begonnen.

Agentur
sda
13.02.24 - 05:00 Uhr
Fussball

Aleksander Ceferin mag nicht mehr. «Ich bin müde», sagte der slowenische UEFA-Präsident vor wenigen Tagen in Paris. «Müde von Covid, müde von zwei Kriegen und von Nonsens-Projekten wie der sogenannten Super League.» 2027 tritt er nicht mehr zur Wiederwahl an.

In welchem Zustand er die UEFA seinem Nachfolger überlassen wird, hängt stark von dem angesprochenen «Nonsens-Projekt» ab. Die europäische Super League ist eine Gefahr für die Champions League, den Goldesel des europäischen Verbandes. Längst kann er auch im UEFA-Hauptquartier in Nyon nicht mehr als Hirngespinst der Nimmersatten abgetan werden.

Mit Real Madrid und dem FC Barcelona stehen weiterhin zwei Schwergewichte des europäischen Fussballs hinter dem Projekt. Vor allem die stark verschuldeten Katalanen forcieren die Einführung der Super League, die deutlich höhere Einnahmen für die teilnehmenden Klubs verspricht. Joan Laporta, der Präsident des FC Barcelona, meinte, die neue Liga könnte schon nächste Saison starten, «spätestens aber 2025/2026».

Super League passt sich an

Im letzten Dezember hat der Europäische Gerichtshofes mit einem Urteil der UEFA die Rolle als Wächterin aller europäischen Fussball-Wettbewerbe abgesprochen und damit der fast schon tot geglaubten Super League neues Leben eingehaucht. Nur mit Drohungen wie möglichen Sperren wird der bisher allmächtige Verband Laporta und Co. nicht mehr bändigen können.

Vorerst scheinen Barcelona und Real Madrid ziemlich alleine dazustehen. Der Versuch, andere Klubs ins Boot zu holen, scheiterte bislang. Zumindest öffentlich will sich niemand zum Projekt bekennen - kein Wunder nach dem Fiasko vor knapp drei Jahren, als auf die Ankündigung einer geschlossenen Liga mit den besten europäischen Klubs ein Aufschrei durch die Fanszene ging. Fast jeder auf der Liste stehende Verein musste sich entschuldigen und sich vom Projekt distanzieren.

Seither hat das für die Erstellung des Konzepts engagierte «A22 Sports Management» daran gearbeitet, die Super League zumindest für einen Teil der Fans akzeptabel zu machen. Der Wettbewerb soll aus drei Ligen mit Auf- und Absteiger bestehen; für die tiefste Liga soll man sich auch über den nationalen Wettbewerb qualifizieren können. Auch für den Frauen-Fussball ist eine Plattform geplant. Zudem sollen die Partien auf einem einzigen Streaming-Sender übertragen werden.

Die Politik mischt mit

Der raue Ton, den Ceferin in Paris angeschlagen hat, um die Planer der Super League zu diskreditieren, zeugt von der verspürten Gefahr. «Sie können nicht genug bekommen. Es ist ihnen egal, wenn andere immer weniger bekommen», schimpfte der UEFA-Boss. «Einige Menschen denken, dass alles gekauft werden kann und alles zum Verkauf steht. Aber sie können keine siebzig Jahre Geschichte kaufen.»

Die UEFA kann sich derzeit der Unterstützung der Politik sicher sein. Bis auf Spanien haben sich alle Sportminister der EU gegen die Super League ausgesprochen. Auch die kleineren und mittleren nationalen Verbände wie die Swiss Football League stehen hinter der altbewährten Champions League. Diese garantiert ihnen Solidaritätszahlungen und auch die realistische Möglichkeit, mit den Allerbesten mitzuspielen. Im diesjährigen Achtelfinal stehen mit dem FC Kopenhagen und Real Sociedad auch zwei kleinere Teams. Auch der FC Basel schaffte es schon dreimal in die Achtelfinals.

Druck zeigt Wirkung

Wie lange sich noch ab und zu ein Emporkömmling unter die Reichen mischen kann, ist eine der bedeutenden Fragen der nächsten Monate. Nur schon die Drohung, eine Superliga der Besten zu kreieren, zeigt seit über 30 Jahren ihre Wirkung. Eine solche stand am Ursprung der Einführung der Champions League 1992 und weiterer Reformen, die jeweils zum Ziel haben, den Vorzeigeklubs mehr Geld und vor allem auch mehr Planungssicherheit zu sichern. Manchester City verdiente im letzten Jahr fast 150 Millionen Euro auf dem Weg zum Titel, aber auch Real Madrid, Bayern München, Paris Saint-Germain und Inter Mailand knackten die 100-Millionen-Marke.

Der Jackpot wird von Jahr zu Jahr grösser, und die Gefahr, ihn zu verpassen, von Saison zu Saison kleiner. Ab der nächsten Spielzeit finden dank mehr Teilnehmern (36 anstatt bisher 32) mehr Partien statt, und die besten zwei Ligen des vorangegangenen Europacup-Jahres dürfen noch je einen weiteren Vertreter in die Champions League schicken, also insgesamt voraussichtlich fünf. Mit einem Viertel der Premier League in der Königsklasse ist somit zu rechnen.

Für die Kleinen bleibt immerhin die Tür zur Champions League offen. Der Schweizer Meister muss im Sommer eine Qualifikationsrunde überstehen, um in die Gruppenphase vorzustossen - und auch die K.o.-Runde bleibt so wahrscheinlich wie zuvor. Mit den Veränderungen zu Gunsten der Reichsten hat sich der Schweizer Klubfussball arrangiert. Es ist das kleinere Übel als die europäische Super League, die nur noch ein Nadelöhr für die Armen offen halten will.

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