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Rückzug von Spielorten droht

Die verschobene EM-Endrunde könnte für 2021 ein anderes Gesicht bekommen. Der Rückzug von eingeplanten Spielorten ist möglich.

Agentur
sda
12.04.20 - 11:53 Uhr
Fussball
Aus der EM-Endrunde 2020 wird die EM 2021. Ob alle Spielorte an den neuen Daten mitmachen, ist noch unklar
Aus der EM-Endrunde 2020 wird die EM 2021. Ob alle Spielorte an den neuen Daten mitmachen, ist noch unklar
KEYSTONE/AP/Matthias Schrader

Die UEFA-Pläne für die auf 2021 verlegte Fussball-EM könnten ins Wanken geraten. Der Wunsch des Dachverbands, das pan-europäische Turnier wie eigentlich geplant auch im nächsten Jahr in den gleichen zwölf Spielorten auszurichten, droht zu platzen.

Medienberichten zufolge gibt es in mehreren Städten Probleme mit dem neuen Termin. Münchens Behörden prüfen derzeit beispielsweise die Machbarkeit der Verschiebung aufs neue Datum.

Konkreter sollen die Probleme mit den neuen Spieldaten der wegen der Corona-Pandemie verlegten EM in Bilbao sein, berichtete jüngst der «kicker». Die britische «Daily Mail» will auch von ernsthaften Zweifeln beim italienischen Verband am Spielort Rom erfahren haben. Zudem gibt es demnach in Amsterdam, Glasgow, Dublin und am Finalort London Kollisionen mit anderen für 2021 geplanten Veranstaltungen in den jeweiligen Arenen.

«Die UEFA steht in dieser Angelegenheit mit allen zwölf Austragungsorten in Kontakt und weitere Ankündigungen werden zu gegebener Zeit erfolgen», hatte die UEFA dazu mitgeteilt. Der Spielplan sei «noch nicht offiziell bestätigt».

Ein Entscheid könnte Ende April fallen. Eigentlich sollte die EM in diesem Jahr zur Feier des 60. Jahrestags der ersten Turnierauflage 1960 in zwölf Ländern stattfinden. Als neuer Termin ist nun der Zeitraum zwischen dem 11. Juni und dem 11. Juli 2021 angesetzt. Laut UEFA «mit der Absicht, den gleichen Spielplan und die gleichen Austragungsorte zu haben».

Das russische Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, Alexej Sorokin, sprach jedoch bereits von möglichen Alternativ-Szenarien: «Sollte irgendeine Stadt ausfallen, bleiben nur wenige Varianten.» Es würden neue Austragungsorte ausgewählt oder Spiele auf die übrigen Städte verteilt. «Die zweite Option ist weniger zeitaufwendig», sagte Sorokin, der auch das Organisationsteam des Spielorts St. Petersburg leitet, der Agentur Tass.

Baku möchte mehr Spiele

In Russland selbst sei ein Rückzug kein Thema, versicherte Sorokin. Sollten einige Städte wegen der Corona-Krise abspringen, könnte Russland gerne aushelfen. Auch das ölreiche Aserbaidschan will in jedem Fall am Spielort Baku festhalten, wo auch die Schweiz für 2020 zwei seiner EM-Vorrunden-Spiele im Programm stehen hatte (gegen Wales und die Türkei).

Regionale Medien spekulierten zuletzt schon über mögliche Vorteile einer Absage anderer Gastgeber wie Rom oder Bilbao. So könne Baku weitere Spiele erhalten.

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi hatte jedoch gleich nach der Verschiebung der EM beteuert: «Wir wollen die EM in Sorglosigkeit und ohne Risiken erleben, und ich bin sicher, dass es ein unvergessliches Ereignis für unsere Stadt sein wird.» Italien ist eines der Länder, das am schwersten von Corona betroffen ist. Und in Rom wäre die Schweiz an der nun verschobenen Endrunde in ihrem zweiten Vorrundenspiel gegen Gastgeber Italien angetreten.

Auch Spanien leidet stark unter der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie. Ein Sprecher des nationalen Verbands versicherte der Nachrichtenagentur PA jedoch, dass es «kein Problem» sei, 2021 Partien am geplanten Spielort Bilbao auszutragen. Bilbaos Bürgermeister Juan Maria Aburto dagegen will sich vor einer noch ausstehenden Stellungnahme der Stadt an die EM-Organisatoren nicht öffentlich äussern.

Kopenhagen indes will unbedingt EM-Austragungsort bleiben und zusammen mit dem Start der Tour de France 2021 «einen riesigen Sportsommer» feiern, wie Oberbürgermeister Frank Jensen sagte. Wie die meisten Veranstalter gehen auch die Dänen aber von erhöhten Kosten durch die EM-Verlegung aus. Für den als grossen Fussballfan bekannten ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban ist dies jedoch kein Grund, am Spielort Budapest zu rütteln.

«Fussball unwichtiger als das»

Auch Bukarest kann sich der weiteren Unterstützung durch Rumäniens Regierung sicher sein. Die Investitionen für die EM kämen dem Land langfristig zugute und würden «gerade in diesen Zeiten die Wirtschaft stützen», sagte Sportminister Ionut Stroe.

Die Abschätzung von Risiken und Chancen eines Festhaltens an der EM läuft derzeit noch in Dublin, Glasgow und London. Grundsätzlich dürften diese Spielorte zwar auch für 2021 bereitstehen. Die schweren Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in Grossbritannien veranlassten Londons Bürgermeister aber auch zu warnenden Worten. «Die Sicherheit der Öffentlichkeit steht immer an erster Stelle», sagte Sadiq Khan und betonte: «Fussball ist unwichtiger als das.»

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