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Tipps für den perfekten Laufschuh: Federleichte Klötze an den Füssen

Sie sind farbig, sie sind klobig und sie sind leicht. Wie Einsteiger und Fortgeschrittene ihren perfekten Laufschuh finden. 

Claudio
Sidler
28.09.23 - 06:21 Uhr
Freizeitsport
Der Laufschuh-Markt boomt: Joggen gehört zu den fünf beliebtesten Sportarten in der Schweiz. 
Der Laufschuh-Markt boomt: Joggen gehört zu den fünf beliebtesten Sportarten in der Schweiz. 
Bild: Christian Beutler / Keystone

Es ist ein Gedanke, der vor vier Jahren so manchem durch den Kopf geisterte: «Ich sollte vielleicht wieder öfters Sport machen.» Auslöser war damals die Corona-Pandemie, die das Land fest im Schwitzkasten hielt und die Menschen zu mehr Selbstfürsorge animierte. «Während der Pandemie ist die Nachfrage nach Laufschuhen regelrecht explodiert», erzählt Norbert Bieler, Geschäftsführer und Inhaber von Bieler Sport in Bonaduz.

Hinter Wandern, Velofahren, Schwimmen und Skifahren ist das Joggen mittlerweile des Schweizers fünftliebste sportliche Betätigung. Das mag auch an der tiefen Einstiegsschwelle liegen: Sportkleidung und Laufschuhe anziehen – schon ist man bereit. Doch welcher Laufschuh ist der richtige? Die Aschenputtel-Frage beantwortet Experte Bieler.

Führend: Die Marke Hoka hat die Dämpfung bei Laufschuhen revolutioniert. Manche Augen müssen sich an die eigenwillige Form aber noch gewöhnen. 
Führend: Die Marke Hoka hat die Dämpfung bei Laufschuhen revolutioniert. Manche Augen müssen sich an die eigenwillige Form aber noch gewöhnen. 
Bild Hoka

Klotziger und leichter

Sie sind kaum mehr zu übersehen. Seit einiger Zeit fallen Laufschuhe nicht mehr nur durch grelle Farben, sondern auch wegen ihrer neuartigen Formen auf. Verantwortlich dafür ist Laufschuhhersteller Hoka. Die US-Firma gilt als Vorreiter in der Cushion-Technologie, also der Dämpfung der Schuhe. «Hoka setzte als erste Firma auf eine sehr voluminöse Zwischensohle aus einem sehr leichten Schaumstoff aus Luft und Gas», weiss Bieler. Für alle, denen diese Optik nicht gefällt, gibts schlechte Nachrichten: Mittlerweile haben praktisch alle andere Laufschuh-Hersteller in dieser Technologie nachgezogen. Auch wenns teilweise in den Augen wehtut –wenigstens die Gelenke wird es freuen.

Berg oder Strasse?

Laufschuhe können im Amateursport in zwei Kategorien eingeteilt werden: In Trailrunning-Schuhe, also Schuhe für Bergläufe, und in Allrounder für die Strasse und den Feldweg. Einem Einsteiger empfiehlt Bieler den Allrounder-Schuh. «Unsere Einsteiger und Einsteigerinnen suchen sich meist einen schönen Feld- oder Waldweg für ihre ersten Kilometer, dafür ist ein Allrounder-Schuh ideal.»

Wettkampfschuhe sind laut Bieler hingegen nur für sehr erfahrenere Läufer, die drei- bis viermal die Woche Sport machen. «Diese Schuhe haben eine spezielle Karbonplatte in der Sohle, die den Fuss nach vorne katapultiert.» Dieser Effekt könne bei Freizeitsportlern schnell zu Achillessehnenproblemen führen.

Eine andere Kategorie: Wer Trailrun wettkampfmässig ausübt, sollte auf Spezialschuhe setzen.  
Eine andere Kategorie: Wer Trailrun wettkampfmässig ausübt, sollte auf Spezialschuhe setzen.  
Bild Alessandro Crinari / Keystone

Welcher Laufschuh ist der richtige für mich?

Um diese Frage zu beantworten, setzen viele Laufschuhverkäufer auf Technologie. Auch Bieler hat in seinem Laden einen Fussscanner, um den Fusstyp der Kundinnen und Kunden zu erkennen. Danach geht’s aufs Laufband, wo der Laufstil per Kamera in Zeitlupe analysiert werden kann. «Jeder Mensch hat seinen eignen Laufstil, da gibt es kein richtig oder falsch. Wir wollen den jeweiligen Laufstil mit dem richtigen Schuh unterstützen und nicht verändern.» Dabei greift Bieler gerne auf gestützte Schuhe zurück. Diese geben dem Fuss durch punktuell härterem Material mehr Stabilität. «Wenn jemand X-Beine hat oder zu einem Knick-Fuss neigt, also im Achillessehnenbereich gegen innen abknickt, dem empfehle ich einen gestützten Schuh.»

Teuer oder günstig?

Laufschuhe gibts im Discounter schon ab 35 Franken zu kaufen, tun sollte man das laut Bieler aber nicht. «Erstens ist die Beratung meist nicht von der gleichen Qualität, zweitens ist das auch der Schuh nicht.» Ein guter Laufschuh koste halt zwischen 150 und 200 Franken, weil ein Schuh mit guter Cushion-Technologie nicht für 35 Franken zu haben sei, so Bieler. «Diese Schuhe haben darum oftmals eine deutlich kürzere Haltbarkeit.»

Wie lange hält ein Laufschuh?

Die Lebensdauer eines Laufschuhs ist ungefähr 700 bis 1000 Kilometer lang, sagt Bieler. Abhängig ist das vom Körpergewicht und dem Einsatzbereich. «Am Schuh selber sieht man es oft nicht an, doch die Dämpfung ist nach dieser Zeit meist durchgebrochen und man spürt praktisch jeden Stein und jede Wurzel. Dann ist es an der Zeit, einen neuen Schuh zu kaufen.» Als weitere Abnutzungserscheinungen können auch fehlendes Profil oder fehlende Stabilität auftreten. Auch in diesen Fällen ist ein neuer Schuh gefragt. Übrigens: Laufschuhe kann man im Gegensatz zu Wanderschuhen nicht neu besohlen lassen.

Mit Gore-Tex: Laufschuhe können auch wasserdicht und mit Regenprofil gekauft werden, wie dieses Modell von Asics.
Mit Gore-Tex: Laufschuhe können auch wasserdicht und mit Regenprofil gekauft werden, wie dieses Modell von Asics.
Bild Asics

Brauche ich nur ein paar Laufschuhe?

Auch hier gibt es einen einfachen Grundsatz: Wer mehr als dreimal pro Woche läuft, sollte auch zwei bis drei paar Schuhe im Schrank haben. Einen für trockenes Wetter, einen wasserdichten mit verbessertem Profil für nasses Wetter und falls nötig, noch einen Trailschuh für die Berge. «Wählt man je nach Wetter den richtigen Schuh, kann man das Verletzungsrisiko minimieren», so Bieler.

Lagerung und Pflege

Laufschuhe sind glücklicherweise sehr pflegeleicht, es gibt von Bieler darum nur wenige Tipps für die richtige Lagerung und Pflege. Man sollte sie nicht an der prallen Sonne stehen lassen, weil sonst der Schuh spröde wird. Dasselbe gilt für Dreck: «Mit Wasser und Bürste putzen, sonst werden synthetische wie auch natürliche Materialien mit der Zeit spröde.» Die Innensohle sollte man zum Trocknen ebenfalls aus dem Schuh nehmen. Einlaufen muss man einen Laufschuh übrigens nicht mehr.

In die Schuhe, fertig, los?

Nicht ganz. Es folgen Bielers Tipps, wie sich Amateursportler oder auch besonders ambitionierte Läuferinnen und Läufer besten ausrüsten können.

Individuell: Laufschuh-Sohlen wie dieses Modell von Tyfo können erhitzt und auf den Fuss genau angepasst werden. 
Individuell: Laufschuh-Sohlen wie dieses Modell von Tyfo können erhitzt und auf den Fuss genau angepasst werden. 
Bild Tyfo

Die richtige Sohle

Für Bieler ein Muss. «Zu einer richtigen Ausrüstung gehört auch eine gute Sohle.» Diese verteile den Druck ideal auf den Fuss und kann noch im Laden auf den Fuss genau angepasst werden. Kosten: ungefähr 45 Franken inklusive individueller Anpassung

Baumwolle? Lieber nicht

Synthetische Shirts und Hosen saugen sich nicht mit Schweiss voll, sind angenehm zu tragen und halten meist auch eine ganze Weile. Reflektierende Kleidung ist besonders zu empfehlen, um im Strassenverkehr sichtbar zu sein. Bei den Socken empfiehlt Bieler ebenfalls synthetische Materialien. Diese werden bei Laufsocken so verarbeitet, dass bei Reibung im Schuh keine Hitze entsteht und Blasen verhindert werden. Zudem sind Laufsocken fersen- und zehenverstärkt, rutschfest und saugen sich nicht mit Schweiss voll.

Für die Experten

Die folgende Ausrüstung ist für Läuferinnen und Läufer, die mehr als 1 ½ Stunden unterwegs sind:

Für Profis: In einer Laufweste wie bei diesem Modell von Salomon  haben Wasser- und Nahrungsvorräte, aber auch das Handy Platz. 
Für Profis: In einer Laufweste wie bei diesem Modell von Salomon  haben Wasser- und Nahrungsvorräte, aber auch das Handy Platz. 
Bild Salomon

Laufweste

«Es gibt bei den Westen verschiedene Grössen, man sollte sie darum sicher zuerst anprobieren.» Wer länger unterwegs ist, kann in diesem Behelfsmittel Energieriegel, Handy und Wasserflaschen verstauen, ohne dass die Weste beim Laufen stört. Gibt es auch in Form eines Gurtes.

Gewöhnungsbedürftig: Kompressionsstrümpfe, wie sie dieser Läufer trägt, sehen vielleicht komisch aus, sind aber durchaus sinnvoll.
Gewöhnungsbedürftig: Kompressionsstrümpfe, wie sie dieser Läufer trägt, sehen vielleicht komisch aus, sind aber durchaus sinnvoll.
Bild Alessandro Crinari / Keystone

Kompressionsstrümpfe

Wer sich schon mal gefragt hat, warum Läuferinnen und Läufer diese modisch zweifelhaften Strümpfe tragen, hier kommt die Antwort: «Diese Kompressionsstrümpfe sorgen für eine gute Durchblutung und die Kompression der Wade sorgt auch dem Muskelkater vor.» Auch hier gibt es verschiedene Grössen zu kaufen.

Geben halt bei Eis und Schnee: Spikes wie diese von der Marke Chainsen können an einem normalen Laufschuh befestigt werden.
Geben halt bei Eis und Schnee: Spikes wie diese von der Marke Chainsen können an einem normalen Laufschuh befestigt werden.
Bild 

Spikes für den Schnee

Wer auch im Winter bei Eis und Schnee nicht auf den Laufsport verzichten will, der sollte sich dieses Produkt genauer anschauen. «Mit Spikes ist es möglich, ohne Probleme im Schnee und über Eis zu laufen», weiss Bieler. Es gibt sogar schon Laufschuhe zu kaufen, welche diese Spikes voll-integriert haben.

Kontrolliert die eigene Leistung: Mit einer Fitnessuhr wie diese von Garmin 
Kontrolliert die eigene Leistung: Mit einer Fitnessuhr wie diese von Garmin 
Bild Garmin

Technik am Handgelenk

Eine Uhr gehört heutzutage fast schon zum Laufsport dazu. Diese misst den Puls, zählt die Kilometer, die Geschwindigkeit und kann auch im Alltag getragen werden. Integriert ist oftmals auch eine Karten-Funktion. 

Energieschub: Auch Bananen eignen sich, um dem Körper schnell Energie zuzuführen. 
Energieschub: Auch Bananen eignen sich, um dem Körper schnell Energie zuzuführen. 
Bild Martin Ruetschi / Keystone

Der Energieschub für unterwegs

«Wer länger unterwegs ist, verliert viele Salze, Mineralstoffe und auch Kohlenhydrate. Diese sollte er oder sie unterwegs aber wieder zu sich nehmen, um die Muskeln zu versorgen», so Bieler. Die Auswahl ist gross, im Fachgeschäft, aber auch in gut sortierten Supermärkten gibt es mittlerweile Pulver, Gels und Energieriegel zu kaufen.

Beliebt: Die Black Roll hat bereits in vielen Haushalten der Schweiz Einzug gehalten und hilft, das Muskelgewebe wieder elastischer zu machen.
Beliebt: Die Black Roll hat bereits in vielen Haushalten der Schweiz Einzug gehalten und hilft, das Muskelgewebe wieder elastischer zu machen.
Bild Black Roll

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf

Um beim nächsten Lauf wieder voll im Saft zu stehen, empfiehlt Bieler, sich nach dem Laufen mit einer Blackroll zu massieren und das Dehnen nicht zu vergessen. Wer nach dem Lauf über Rückenschmerzen klagt, sollte zusätzlich zu den Laufeinheiten noch das Rumpf- und Rückentraining nicht vergessen.

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