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Weshalb es für die Davoser «Band of Brothers» so gut läuft

Der HC Davos befindet sich auf einem sportlichen Höhenflug und reiht Sieg an Sieg. Unter anderem haben folgende fünf Faktoren am aktuellen Erfolg der Bündner entscheidenden Anteil.

28.11.19 - 04:30 Uhr
Eishockey
Sinnbildlich: Siegtorschütze Magnus Nygren wird im Cup-Viertelfinal von seinen Mitspielern geherzt.
Sinnbildlich: Siegtorschütze Magnus Nygren wird im Cup-Viertelfinal von seinen Mitspielern geherzt.
KEYSTONE

Der HCD begeistert wieder und lockt die Zuschauer an. Bereits jetzt verfolgen durchschnittlich 4520 Zuschauer – und damit über 300 mehr als in der ganzen Vorsaison – die Davoser Heimspiele. Sobald die Wintersaison in der Bündner Touristendestination so richtig lanciert ist, dürften es noch mehr werden.

Denn sportlich weiss das Team von Trainer Christian Wohlwend zu überzeugen. Wettbewerbsübergreifend gestalteten die Davoser zwölf der vergangenen 13 Spiele siegreich; Zehnmal gewann der Rekordmeister in der National League und zweimal im Cup – zuletzt am Dienstag im Viertelfinal gegen des SC Bern (4:3 n.V.).

Doch was zeichnet das aktuelle Team aus? Folgende fünf Faktoren sind sicher mitentscheidend für den aktuellen Höhenflug.

1. In der Garderobe stimmt es

In Mannschaftssportarten ist zuweilen schwer zu prüfen, ob Erfolg zu einem guten Teamgeist führt oder ein guter Teamgeist zum Erfolg. Klar ist, dass die HCD-Spieler ihrem Job derzeit mit grosser Freude nachgehen. Dies unterstreichen zwei jüngst getätigte Aussagen:

«Selten habe ich mich in einem Team so wohl gefühlt wie heute.»

Lukas Stoop anlässlich seiner Vertragsverlängerung

«Ich liebe diesen Klub. Ich erlebe gerade die beste Zeit meiner Eishockey-Karriere. Die Chemie im Team ist super. Wir sind wie Brüder.»

Otso Rantakari gegenüber TV Südostschweiz

Im Landwassertal scheint sich also eine «Band of Brothers» gebildet zu haben – eine gute Voraussetzung, um im weiteren Saisonverlauf auch einmal ein allfälliges sportliches Tief überstehen zu können.

2. Alle übernehmen Verantwortung …

Enzo Corvi und Félicien Du Bois erzielten vergangene Woche im 17. National-Leauge-Spiel ihre ersten Saisontore. Captain Andres Ambühl folgte dem Beispiel der Beiden am Samstag mit seinem Siegtor in der Verlängerung gegen die SCRJ Lakers. Insgesamt 17 verschiedene Torschützen stehen für den HC Davos in diese Saison bereits in den Matchtelegrammen.

Enzo Corvi (links) bejubelt am 19. November gegen den HC Lugano sein erstes Saisontor. KEYSTONE
Enzo Corvi (links) bejubelt am 19. November gegen den HC Lugano sein erstes Saisontor. KEYSTONE

Nachdem zu Beginn der Saison vor allem die Ausländer für die Musik gesorgt haben, treffen immer häufiger auch die Schweizer. Mittlerweile sind die Ausländer in den Reihen der Davoser «nur» noch für 47 Prozent der Davoser Treffer verantwortlich. Zum Vergleich: Der Tabellenvorletzte SCRJ Lakers ist mit einer Quote von 59 Prozent fast auf Gedeih und Verderben von ihren ausländischen Verstärkungsspielern abhängig.

3. … und trotzdem gehen die Ausländer voran

Trotzdem können sich die Davoser auf ihre Ausländer verlassen. Das Trio Perttu Lindgren (8 Tore/16 Assists), Mattias Tedenby (9 Tore/8 Assists) und Aaron Palushaj (7 Tore/9 Assists) führt die teaminterne Skorerliste an. Lindgren, der Liga-MVP von 2015 gehört mit 1.26 Skorerpunkten pro Spiel gar zu den produktivsten Spielern der Liga.

Auch Verteidiger Otso Rantakari (8 Tore/6 Assists) war bislang die erhoffte Verstärkung. Und der von seiner Knieverletzung zurückgekehrte Magnus Nygren schoss den HCD am Dienstag bei seinem Comeback mit seinem Tor in der Verlängerung gleich in den Cup-Halbfinal.

4. Die Spieler sind gesund

Zwar haben sich in der Saisonvorbereitung Magnus Nygren und Luca Hischier verletzt. Beide sind sie aber mittlerweile zurückgekehrt. Seit Meisterschaftsstart hatten die Davoser fast keine zusätzlichen Verletzten zu beklagen. Einzig Aaron Palushaj musste in der Startphase der Saison wegen einer Ellbogenverletzung drei Spiele aussetzen. Aktuell fehlt neben den Langzeitverletzten Dominic Buchli und Lorenzo Glarner nur Marc Wieser, der seine Kieferprellung aber bald wieder auskuriert haben dürfte. Den Grund für die geringe Anzahl Verletzungen hat HCD-Sportchef Raeto Raffainer im auf die individuellen Bedürfnisse angepassten Sommertraining ausgemacht.

Die Personalsituation hat es Trainer Wohlwend erlaubt, in allen bisherigen Meisterschaftsspielen dieselbe Verteidigung auflaufen zu lassen.

5. Das System ist sehr stabil

Die Eingespieltheit der Verteidigung dürfte ein Mitgrund dafür sein, dass der HCD bei 5-gegen-5 nur 1.68 Gegentore pro Spiel kassiert. Nur die ZSC Lions (1.52) und der EHC Biel (1.52) sind diesbezüglich noch besser unterwegs. In der Saison 2018/19 mussten die Davoser bei nummerischer Gleichzahl noch fast einen Treffer pro Spiel mehr hinnehmen (2.60). Ganz offensichtlich hat es Trainer Wohlwend zusammen mit seinen Assistenten Johan Lundskog, Waltteri Immonen und nicht zuletzt auch Goalietrainer Peter Mettler geschafft, ein sehr verlässliches Verteidigungs-Korsett zu schnüren.

Kleiner Makel: Der HCD verfügt bislang über das mit Abstand schwächste Boxplay der Liga. Durchschnittlich kassieren die Davoser ein Gegentor pro Spiel in Unterzahl. Gut, dass dafür das Powerplay nach wie vor hervorragend funktioniert. Fast jede vierte Überzahlsituation wird in ein Tor umgemünzt (23.19%). Einzig die ZSC Lions ziehen mit 25.64 Prozent Erfolgsquote ein noch gefährlicheres Powerplay auf.

Zahlen und Statistiken: «sihf.ch»

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