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Magnus Nygren: «Schon ein bisschen überraschend»

Kam Arno Del Curtos Rücktritt überraschend? Wir haben Reaktionen aus dem HCD-Umfeld gesammelt.

Südostschweiz
27.11.18 - 17:09 Uhr
Eishockey
HCD Hockey Davos
Eishockeyspieler vom HCD, Magnus Nygren im Training fotografiert am 22. August 2017 Bild Yanik Bürkli
Yanik Buerkli

Die Meldung von Arno Del Curtos Rücktritt schlug ein wie eine Bombe. Wir wollten aus dem Umfeld des HCD wissen, wie die Reaktionen zu der Trainerlegende ausfallen. Den Anfang macht Magnus Nygren. Der schwedische Nationalspieler wechselte im April 2017 von Färjestads BK zum HC Davos. Dort hat er einen Vertrag bis Ende Saison 2017/18 unterschrieben:

Magnus Nygren, Spieler

«Es war sicher eine schwierige Entscheidung, die Arno getroffen hat – vor allem, weil er eine so grosse Trainerlegende ist.
Heute ist ein schwieriger Tag in Davos. Und dennoch: Jetzt geht es darum zu gewinnen – für das Team, für Davos und auch für Arno.
Arnos Rücktritt kam schon ein bisschen überraschend. Aber letztendlich geht es um die Resultate. Wir alle wollen gewinnen und zu den besten Teams der Liga gehören.
Und: Es ist einfacher, eine Person auszuwechseln als 22.»

Hier Nygrens Reaktion zum Nachhören:

René Müller, HCD-Sportchef

«Arno kam heute Morgen um 9 Uhr bei uns auf die Geschäftsstelle und besprach seinen Rücktritt mit dem Präsidenten. Danach überbrachte dieser mir die Neuigkeiten.» Für Sportchef René Müller völlig überraschend. «Es war hart, von Arnos Rücktritt zu hören», beschreibt Müller seine unmittelbare Reaktion. Er kenne Del Curto seit 22 Jahren, habe auch noch unter ihm gespielt. «Ich habe einen sehr guten Draht zu Arno, wir haben über alles gesprochen.» Und dennoch: «Was heute morgen passiert ist, kam sehr unverhofft.»

Es gebe noch keinerlei Aussichten für die Nachfolge von Del Curto, sagt Müller. Remo Gross und Sandro Rizzi würden heute Dienstagabend die Spieler beim Match betreuen. «Morgen wird die Sportkommissions-Sitzung stattfinden, wo wir über den zukünftigen Trainer sprechen werden», erklärt Müller. Den einen oder anderen Namen werde man sicherlich schon auf der Liste haben. «Aber ob wir eine schnelle Lösung brauchen oder ob sich für die kommende Zeit klubintern etwas finden lässt, wissen wir noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt.»

Der Trainerwechsel sei für alle schwierig – für den ganzen Verein, für Fans und Sponsoren, sagt Müller. «Gelb-blaues Herz, pure Emotionen – das waren 22 Jahre Arno Del Curto beim HCD. Nun geht eine Ära zu Ende

Das ganze Interview mit René Müller:

Lars Weibel, ehemaliger Spieler

«Einen HCD ohne Arno, das kann man sich irgendwie gar nicht vorstellen», sagt Lars Weibel. Wohl deshalb käme Del Curtos Rücktritt für viele sehr überraschend. Der Trainer habe den Klub so viele Jahre lang geprägt, dass sein Rücktritt irgendwie unrealistisch sei, so Weibel. «Aber aus seiner Sicht war der Rückttritt bestimmt smart, nach all den Gegebenheiten und Diskussionen in jüngster Zeit.»

Weibel spielte ab der Saison 2000/2001 bis 2003/2004 für den HCD. Er habe in dieser Zeit viel von Del Curto profitiert. «Ich erlebte gerade einen kleinen Hänger meiner Karriere, als ich nach Davos wechselte. Arno und Marco Kohler schafften es, mich wieder aufzubauen.» Spezielle Fertigkeiten attestiert Weibel dem Erfolgstrainer auf psychologischer Ebene: «Arno wusste so gut wie kein anderer, wie man Spieler motiviert», sagt Weibel. «Zum Beispiel, indem er uns prägende Anekdoten aus dem Leben erzählte und wir danach dachten ‘Ein Spiel zu kehren, ist eigentlich noch das Kleinste.’»

«Arno Del Curto, das ist eine überaus erfolgreiche Epoche im Schweizer Eishockey. Eine Dynastie, die viele versuchen nachzuahmen», fasst Weibel die 22 Jahre dauernde Del-Curto-Epoche zusammen. Nun seien alle Augen und Ohren nach Davos gerichtet: «Wie geht es mit dem HCD weiter? Und wie mit Arno Del Curto?», fragt Weibel stellvertretend für die ganze Schweizer Eishockey-Welt. Über Del Curtos Nachfolger mag Weibel nicht spekulieren. «Wer als Nachfolger geeignet ist? Dazu müsste man wissen, wo der Club in Zukunft hin will.» Er selbst sei ein Befürworter der ‘Swissness’, so Weibel. Und auch er sei sehr gespannt, wie es weiter gehen werde in Davos.

Lars Weibel begann seine Karriere 1989 beim SC Rapperswil-Jona und beendete sie 2010 bei den Kölner Haien in der Deutschen Eishockey Liga. Mit dem HCD gewann er zweimal den Spengler Cup.

 

Beat Equilino, ehemaliger Spieler

«Der Entscheid zum Rücktritt war ein Prozess. Arno hat sich bestimmt über Tage, Wochen oder gar Monate Gedanken dazu gemacht», sagt der ehemalige HCD-Spieler Beat Equilino. Für Del Curto sei nicht nur der Mensch im Zentrum gestanden, sondern auch die Sache. Vermutlich habe Del Curto für sich festgestellt, dass es für den Erfolg des Klubs besser sei, wenn er als Trainer zurücktrete.

Der Davoser Equilino absolvierte beim HCD die ganze Karriereleiter und erlebte Del Curto in seiner Anfangszeit als Trainer beim HCD. «Er hat viel gefordert und wir waren nicht immer einer Meinung», erzählt Equilino. Aber die Spieler hätten gewusst, «wenn wir genau umsetzen, was er fordert, sind wir stark!».

Prägende Erlebnisse mit Del Curto habe er viele gehabt, erzählt Equilino weiter. Sowohl privat wie auch sportlich. Stets vor Augen wird Equilino die Situationen haben, in denen Del Curto nicht zufrieden war mit ihm als Spieler. «Dann schob Arno seine Brille auf der Nase nach unten und trat ganz nahe an mich heran», erzählt Equilino. Auf diese Art habe Del Curto «Tachles» gesprochen mit ihm. «Und dann wusste ich wieder, ‘wo de Bartli de Moscht holt’», so Equilino.

22 Jahre Del Curto, das sei «Leidenschaft, Temperament, Direktheit, Offenheit, Schwarz-Weiss», fasst der ehemalige Spieler zusammen. «Und grosse Erfolge.»

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