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Ein Schuss, ein Tor, ein Aufstieg

Es hätte im starken Kollektiv der SC Rapperswil-Jona Lakers mit den vier ausgeglichen besetzten Formationen jeder sein können. Zum Aufstiegsschützen in der 78. Minute der Finalissima hat sich schliesslich einer aus der dritten Sturmlinie gemacht: Jan Mosimann.

Bernhard
Camenisch
27.04.18 - 05:25 Uhr
Eishockey
Ekstase: Jan Mosimann jubelt über sein Tor, das den Aufstieg in die National League bedeutet.Bild Tom Oswald Fotografie
Ekstase: Jan Mosimann jubelt über sein Tor, das den Aufstieg in die National League bedeutet.Bild Tom Oswald Fotografie

Als Jan Mosimann gestern kurz vor 12 Uhr den Anruf der «Südostschweiz» auf Anhieb entgegennimmt, ist er mit den Teamkollegen Florian Schmuckli und Jorden Gähler in der Garderobe der Lakers. «Geschlafen habe ich noch nicht», sagt er und ergänzt mit einem Lachen. «Ich kann es eigentlich recht gut krachen lassen, aber für mich und Gähler hätte um 8 Uhr auch mal Schluss sein können. Doch Schmuckli zieht uns immer weiter.»

Knapp zwölfeinhalb Stunden zuvor erzielte der 23-Jährige nach 17:10 Minuten der Verlängerung den Treffer, der die Lakers zurück in die National League gebracht hat. «Definitiv das wichtigste Tor meiner Karriere. Und das erlösenste.» Die entscheidende Situation war durch einen überragenden Pass aus der eigenen Zone von Verteidiger Schmuckli auf Michael Hügli entstanden. Er sei so mit Hügli zu einer Zwei-gegen-eins-Situation gekommen, habe das Zuspiel gekriegt und die Lücke zwischen den Schonern des Goalies gesehen, schildert Mosimann.

«Ein halber Schockzustand»

Was in ihm vorging, als er realisierte, dass er durch diese Lücke getroffen hatte, erklärt der Stürmer mit diesen Worten: «Da war eigentlich gar kein Gefühl mehr. Es war ein halber Schockzustand.» Aber natürlich einer im positiven Sinn. Im entscheidenden siebten Spiel in der Verlängerung das Tor zum Aufstieg zu schiessen, ist ein Szenario, von dem man nicht mal zu träumen wagt. Mosimann hat sich damit in der Chronik der SCRJ Lakers verewigt.

Es passte ins Bild, dass ein Spieler der nominell dritten Sturmlinie zum Matchwinner wurde. Die Formation mit Mosimann, Hügli und Center Steve Mason war die einzige, die Coach Jeff Tomlinson nach den Niederlagen in den Spielen 3 und 4 der Ligaqualifikation nicht trennte. Aus gutem Grund: «Wir verstehen uns blind, haben es auch neben dem Eis super zusammen. Wir gönnen einander alles. Es war ein Traum, mit ihnen beiden zu spielen, das findet man so schnell nicht wieder», erklärt Mosimann. Den letzten Satz sagt er in der Vergangenheit, weil Hügli auf die kommende Saison zum EHC Biel wechselt. Im Trio hätten sie am Mittwoch vor der Verlängerung zueinander gesagt, dass sie jetzt rausgehen und es nochmals geniessen würden, zusammen zu spielen, egal wie es rauskomme, sagt Mosimann.

Es kam gut raus, und wie: Schweizer Cup, Liga-Titel, Aufstieg – mehr kann ein Team aus der Swiss League in einer Saison nicht erreichen. «Eine unglaub-liche Geschichte, fast schon kitschig», sagt Mosimann. Dass das Aufstiegsziel während der gesamten Saison allgegenwärtig gewesen sei, habe die Mannschaft als positiven Druck empfunden, so der 23-Jährige. «Wir wussten, dass es kein unmögliches Ziel war. Dieses zu erreichen, empfanden wir als Herausforderung und Aufgabe.»

Teamreise nach Barcelona

Mosimann hat bei diesem Unterfangen als Zuzug mitgewirkt. Der Bieler stiess im letzten Frühling vom HC Ajoie dazu. Mit diesem wurde er 2016 schon einmal NLB-Meister, der Aufstieg war für die Jurassier aber kein Thema. Nun erfüllt sich mit den Lakers Mosimanns Wunsch, in der höchsten Liga zu stürmen. Bisher hat er 20 NLA-Spiele für Biel bestritten. Er freut sich bereits darauf, in seiner Heimat aufzulaufen. «Oder auch in der Arena von Bern. Es werden ganz neue Dimensionen auf uns zukommen», blickt er voraus.

Vorerst darf aber noch ausgiebig (weiter-)gefeiert werden. Wie auf dem Eis sind die Lakers auch dabei eine Einheit. Der überragende Teamzusammenhalt war der wesentliche Faktor für den Aufstieg. Wie gut dieser ist, untermauert auch die Tatsache, dass die Mannschaft am Samstag gemeinsam für vier Tage nach Barcelona reist. Mehr als 20 Spieler sind bei diesem Trip dabei.

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