×

Rehkitzrettung Graubünden: So werden die Kitze vor dem sicheren Tod gerettet

Jedes Jahr erleiden schweizweit rund 1500 Rehkitze den Mähtod. Um den Tieren diesen qualvollen Tod zu ersparen, sind Ehrenamtliche früh morgens mit ihren Drohnen unterwegs. Wir waren dabei.

Jürg Abdias
Huber
04.07.23 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale

Sie sind klein, schmächtig und zum Dahinschmelzen: Rehkitze. Eine schöne Vorstellung, diese Tiere in der Wildnis zu erleben und eine grausame Vorstellung, sie leiden zu sehen. 

Es ist entsetzlich, sich vorzustellen, wie ein Rehkitz von einer Mähmaschine zerfetzt wird und dabei qualvoll stirbt. Dieser Tod ist nicht nur für das Jungtier und seine Mutter grausam, sondern auch für den Bauern, der den schmerzhaften Schrei des sterbenden Rehkitzes hört.

Rehe bringen ihre Jungtiere von Anfang Mai bis Ende Juni in hohem Gras zur Welt. Die Rehkitze sind in den ersten Wochen geruchlos und verstecken sich, wenn Gefahr droht. Dieses Verhalten schützt sie in den frühen Lebenswochen vor Raubtieren, jedoch nicht vor den rotierenden Klingen der Mähmaschinen. Gemäss Jagdstatistiken sterben in der Schweiz jedes Jahr etwa 1500 Rehkitze aufgrund von Mähmaschinen.

Ehrenamtlich früh unterwegs

Im Kanton Graubünden konnten im Frühjahr 2022 552 neugeborene Rehe gefunden vor dem möglichen Mähtod gerettet werden, wie das Amt für Jagd und Fischerei in einer Mitteilung schreibt. Das sei alles dank den knapp über 200 Pilotinnen und Piloten, die im letzten Jahr mit Wärmebildkameras ausgerüsteten Drohnen zum Wohle der Rehkitze unterwegs waren. Die Helferinnen und Helfer, meist angehörig einer Jägersektion, machen das in ihrer Freizeit. So auch die Drohnenpiloten und Helfenden der Jägersektion Gürgaletsch.

Teil dieses Teams sind auch Marco Altstätter, Beat Caspar und Marcel Keller, die auch in diesem Frühjahr stets frühmorgens ihre Drohnen in die Luft lassen, bevor die Felder von der Sonne erwärmt werden und somit die Konturen der Kitze im Wärmebild nicht mehr erkennbar sind. Sobald ein Kitz entdeckt wird, kommt ein Helfer ihm nahe und legt vorsichtig eine Kiste über das Kitz. Der Fundort wird mit einer auffälligen orangen Flagge markiert, um ihn gut sichtbar zu machen. Der Bauer, der über den Fund informiert wird und noch am selben Tag das Feld mähen wird, kann die Flagge bereits aus der Ferne erkennen. Das gerettete Rehkitz wird anschliessend so schnell wie möglich in die Freiheit entlassen. Oft wartet die Rehgeiss bereits am Waldrand auf ihr Junges.

Wie die Arbeit der Freiwilligen von der Sektion Gürgaletsch bei Churwalden aussieht, welch Rolle der Kanton hier spielt und wie schnell es auf einmal gehen kann, seht ihr im obigen Video.

Jürg Abdias Huber ist Multimediaredaktor bei «suedostschweiz.ch». Der gelernte Kaufmann aus der Stadt Zürich hat Multimedia Production studiert und lebt im Herzen von Chur. Er arbeitet seit 2018 für die Medienfamilie Südostschweiz.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Scheinheilige Welt: "Während der letzten vier Tage der Hochjagd darf jede Jägerin und jeder Jäger im ganzen Kanton im Rahmen des Rehkontingents ein Rehkitz erlegen. Die erlegten Rehkitze sind in frischem Zustand der Wildhut vorzuweisen." (Jagdvorschriften Graubünden 2022).

Jetzt für den «zMorga»-Newsletter anmelden

Mit unserem Morgenbriefing von Montag bis Freitag top informiert in den Tag starten.

Mehr zu Menschen & Schicksale MEHR