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Italien erinnert an SS-Massaker vor 80 Jahren

Mit einer Gedenkfeier hat Italien am Sonntag an ein Massaker der deutschen Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg am Standrand von Rom vor genau 80 Jahren erinnert. In den Ardeatinischen Höhlen im Süden der Hauptstadt wurden am 24. März 1944 insgesamt 335 Männer erschossen - Vergeltung für einen Anschlag italienischer Partisanen, bei dem am Tag zuvor in der Innenstadt 33 Angehörige eines SS-Polizeiregiments getötet worden waren. Für die Bundesregierung nahm Kultur-Staatsministerin Claudia Roth an der Gedenkfeier teil.

Agentur
sda
24.03.24 - 12:09 Uhr
Politik
ARCHIV - 335 Menschen wurden am 24. März 1944 als Vergeltung für einen Angriff von Partisanen erschossen. Ein Mann geht zwischen den Gräbern umher. Foto: Cecilia Fabiano/LaPresse/dpa
ARCHIV - 335 Menschen wurden am 24. März 1944 als Vergeltung für einen Angriff von Partisanen erschossen. Ein Mann geht zwischen den Gräbern umher. Foto: Cecilia Fabiano/LaPresse/dpa
Keystone/AP/Cecilia Fabiano

Die Grünen-Politikerin sprach von einem «monströsen Verbrechen». Deutschland sei sich seiner historischen Verantwortung gegenüber Italien und ganz Europa bewusst, versicherte Roth. «Es darf keinen Schlussstrich geben.» Italiens Präsident Sergio Matterella hatte schon am Freitag der Opfer gedacht. Die italienischen Zeitungen erinnerten mit vielen Sonderseiten an die Tat. Die Zeitung «La Repubblica» legte ihrer Samstagausgabe sogar kostenlos ein Buch bei.

Der Massenmord in den Ardeatinischen Höhlen gehört zu den schlimmsten Kriegsverbrechen deutscher Truppen auf italienischem Boden. Italien war zu Beginn des Kriegs 1939 unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini mit Hitler-Deutschland verbündet. Nach dessen Sturz im Juli 1943 wurde es teilweise von deutschen Truppen besetzt. Viele Partisanen leisteten Widerstand. Die Hauptstadt Rom wurde im Juni 1944 von den Alliierten befreit.

Nach der Befreiung wurden die Leichen der Todesopfer des Massakers exhumiert. In einem Mausoleum stehen dort heute 335 Sarkophage. Der Organisator des Massakers, SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, wurde nach Kriegsende in Italien zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1977 gelang ihm die Flucht aus einem Militärkrankenhaus in Rom. Er starb 1978 in der Bundesrepublik.

Kappler hatte nach dem Anschlag auf das SS-Polizeiregiment «Bozen» verfügt, dass für jeden getöteteten Deutschen zehn Italiener erschossen werden sollten. Darunter waren auch 75 Juden, die bereits zum Transport in Nazi-Vernichtungslager vorgesehen waren. Das Massaker, bei dem die Männer im Alter zwischen 15 und 74 Jahren durch Genickschüsse getötet wurden, dauerte mehrere Stunden. Anschliessend wurden die Höhlen gesprengt.

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