«Sea-Watch»-Kapitänin: Städte sollen Flüchtlinge aufnehmen
Die deutsche «Sea-Watch»-Kapitänin Carola Rackete hat eine unkomplizierte Aufnahme von im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen durch einzelne Städte gefordert. Die europäische Flüchtlingspolitik habe «versagt», sagte die 31-Jährige.

In einem von Sea-Watch auf Sizilien aufgenommenen und am Mittwoch veröffentlichten Video, sagte Rackete weiter, die südeuropäischen Staaten könnten nicht alle Migranten aufnehmen. Deshalb fordere die Hilfsorganisation, dass die Bootsflüchtlinge auf die EU-Staaten «solidarisch verteilt werden».
Ihr sei klar, dass dies nicht einfach sei, sagte Rackete. Kurzfristig sollten deshalb «Städte, die sich solidarisch erklärt haben und die bereit wären, Flüchtlinge von den zivilen Rettungsschiffen aufzunehmen, das auch wirklich machen können».
Rackete war auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa vorübergehend festgenommen worden, nachdem sie das Rettungsschiff «Sea-Watch 3» mit 40 Migranten an Bord trotz des Verbots der italienischen Behörden in den Hafen gesteuert hatte.
60 Städte waren bereit
Rackete zufolge hatten sich 60 Städte bereit erklärt, die Flüchtlinge der «Sea-Watch 3» aufzunehmen. Dies sei jedoch durch das deutsche und das italienische Innenministerium verhindert worden.
Die Kapitänin forderte zudem die italienische Regierung auf, festgesetzte zivile Rettungsschiffe sofort freizugeben. Zudem müsse die EU ihre Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache beenden. Libyen sei ein Bürgerkriegsland. Flüchtlinge, die dorthin zurückgebracht werden, seien zudem Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.
In dem Video äusserte sich Rackete auch zum Fall des deutschen Rettungsschiffs «Alan Kurdi», das diese Woche 44 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet hatte, die wenig später in Malta an Land gehen durfte. Dass für die «Alan Kurdi» «gleich eine zügige Lösung» gefunden wurde, stehe sicher in direktem Zusammenhang mit ihrer Festnahme, sagte Rackete.

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