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Wie eine Kickboxerin in den politischen Ring steigen will

Sie setzt sich für den Naturschutz ein und kämpft gegen den Klimawandel: Die 24-jährige Jus-Studentin Colette Peisker aus Rapperswil möchte für die UGS einen Sitz im Nationalrat erobern.

08.04.19 - 04:30 Uhr
Politik
Die Rapperswilerin Colette Peisker will für die UGS einen Sitz im Nationalrat erobern.
Die Rapperswilerin Colette Peisker will für die UGS einen Sitz im Nationalrat erobern.
BILD MARKUS TIMO RÜEGG

Sie hat die Politik quasi mit der Muttermilch aufgesogen: Colette Peisker ist im Herzen der Rapperswiler Altstadt aufgewachsen und im Elternhaus von Grund auf mit Politischem konfrontiert worden. Ihre Mutter ist bei der SP, der Vater Präsident des Vereins wohnliche Altstadt. «In unserer Familie wurde immerzu viel über Politik diskutiert. Meine Mutter sagte mir stets, ich soll nicht jammern, sondern etwas machen, wenn mich etwas stört.»

Ohne Jugend kein frischer Wind

Colette Peisker entspricht so gar nicht dem Bild einer Protagonistin der so oft als «unpolitisch» gescholtenen Jugend von heute. Just die aktuelle Klimadebatte, in der die heutige Jugend eine so wichtige Rolle spielt, zeige auf, dass diese ganz im Gegenteil mutig sei, findet Peisker: «Dass sich junge Leute nicht so für Politik interessieren, hat damit zu tun, dass diese von Älteren dominiert wird. Deshalb fühlen sich die Jungen von der Politik nicht angesprochen.» Dies gelte es dringend zu ändern, denn die Entscheide, die in der Politik gefällt werden, würden alle betreffen. Hinzu komme, dass die Jugend viel und anderes um die Ohren habe und kaum Zeit für die Politik.
Wenn Colette Peisker an die Bürgerversammlungen in Rap-perswil-Jona denkt, wirkt sie wenig begeistert: «Die meisten haben graue Haare. Ich bin die Jüngste an diesen Versammlungen.» Womöglich würde dies anders aussehen, wenn an einer Bürgerversammlung auch Themen besprochen und entschieden würden, die auch junge Leute beträfen. Und wenn der Stadtrat Werbung für die Versammlung machen würde. «Vielleicht ist es aber auch just an der Zeit, die Bürgerversammlung abzuschaffen und ein Stadtparlament einzuführen.»
Fakt sei, dass dank der Jugend ein frischer Wind, Bewegung, neue Gedanken in die recht eingerostete Politik Einzug halten würden. «Jede Stimme zählt für unsere Zukunft, das müssen sich gerade die Jungen merken», sagt die 24-jährige Jus-Studentin. Dass sie selber schliesslich in der Politik gelandet sei, verdanke sie einer Einladung der UGS-Parteipräsidentin: «Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und fühle mich willkommen in der Partei.»

Der Wolf kommt an den Obersee

Vielleicht hätte sich Peisker gar nicht selber getraut, den ersten Schritt auf die UGS zu zu machen. Jedenfalls ist sie bereits in den Vorstand der Partei gewählt worden und kann sich gut vorstellen, dereinst für den Stadtrat zu kandidieren. Denn reden kann sie gut, und Reden halten gehört schliesslich zu den wesentlichen Kernkompetenzen einer Politikerin.
Ihr Ziel ist es, sich für den Tier- und Naturschutz einzusetzen. Dies durchaus auch im beruflichen Sinn: Colette Peisker möchte nach dem Studium für den Bund oder als Anwältin für eine gemeinnützige Organisation, wie der Stiftung für das Tier im Recht, tätig werden.

«Ein Stadtparlament sollte die Bürgerversammlung ersetzen.»


Mit Freude nimmt sie zur Kenntnis, dass unterdessen der Wolf hierzulande wieder heimisch zu werden pflegt und schon vor den Toren des Linthgebiets steht. «Allerdings muss man auch die Landwirte ernst nehmen, die ein Problem erhalten könnten, wenn Raubtiere wie der Bär und der Wolf ihr Vieh in Mitleidenschaft ziehen», konstatiert Peisker.  Es gebe aber eindeutig bessere Möglichkeiten, eine Herde zu schützen, als den blossen Abschuss der Wölfe.    
Auch der Klimawandel und die soziale Gerechtigkeit sind Themen, die Colette Peisker bewegen: So setzt sich die 24-Jährige für die Pflegeinitiative ein, um auf diese Weise den Pflegern in der Schweiz bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. «Ich kenne einige Leute, die im Gesundheitswesen hart arbeiten und mir von teils sehr schlechten Arbeitsbedingungen erzählen.»

Nicht die Faust im Sack machen

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Dies belegt nicht zuletzt das Faktum, dass Colette Peisker ihre Eltern als politische Vorbilder bezeichnet. Und der Umstand, dass sich auch ihre Eltern für eine wohnliche Altstadt einsetzen. «Sie haben mich gelehrt, nicht die Faust im Sack zu machen, sondern für das einzustehen, was mir am Herzen liegt.»
Dass sie persönlich die Anliegen der Grünen auch auf nationaler Ebene unterstützten dürfe mit ihrer Kandidatur auf der Liste der Jungen Grünen St. Gallen, freue sie sehr. Allerdings macht sich Colette Peisker in diesem Wahlkampf keine Illusionen: Sie kann zwar als Kickboxerin naturgemäss kämpfen wie eine Löwin. Allerdings würde es an ein Wunder grenzen, wenn es gleich beim ersten Versuch beim anvisierten Sprung nach Bundesbern klappen würde.

ZUR PERSON

Colette Peisker, geboren am 25. Februar 1995 in Wald und aufgewachsen in der Rapperswiler Altstadt, studiert an der Uni Luzern Jus. Sie ist Mitglied im Kickboxing-Fightclub in Rapperswil-Jona. Neben dem Boxen gehören Biken und die Musik zu den Hobbys von Colette Peisker.

Nachwuchs der Parteien auf dem Prüfstand
In einer losen Serie poträtiert die «Linth-Zeitung» Nachwuchspolitiker der sechs Parteien SVP, FDP, CVP, GLP, UGS und SP. Hintergrund ist die Frage, weshalb es den Ortsparteien oft schwer fällt, valable Nachwuchs­kandidaten für Exekutivämter zu finden. Im Zentrum der Gespräche stehen Politik und Zukunft der Stadt Rapperswil-­Jona sowie des Linth­gebiets. 

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