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Neue Rasse frühestens im nächsten Jahr anerkannt

Graubünden will bald einen Bericht zu Anatolischen Hirtenhunden abliefern. Danach prüft der Bund, ob sich die Rasse als Herdenschutzhund eignet. Mitreden dürfen auch ein Beirat und Kantone.

Ursina
Straub
28.03.19 - 08:44 Uhr
Politik
Im Einsatz: Ein Anatolischer Hirtenhund (rechts) schützt seine Schafherde.
Im Einsatz: Ein Anatolischer Hirtenhund (rechts) schützt seine Schafherde.

In Graubünden schützen vier Landwirtschaftsbetriebe ihre Schafherden mit Anatolischen Hirtenhunden. Doch die Rasse ist vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) nicht als Herdenschutzhund anerkannt. Der Bund zahlt zwar weiterhin sogenannte Halter- und Sömmerungsbeiträge für die Hunde, er lehnt aber die Zucht und den Import der Anatolier ab – solange die Rasse nicht offiziell anerkannt ist (Ausgabe vom 28. Februar).

Damit der Bund überhaupt prüfen kann, ob er die Anatolier als Herdenschutzhunde anerkennen will, braucht es einen Abschlussbericht aus Graubünden. Das Bafu hat nämlich ein dreijähriges Bündner Pilotprojekt mit Anatolischen Hirtenhunden finanziert. Doch obschon das Projekt vor zwei Jahren endete, wurde der abschliessende Bericht – die Grundlage für eine Beurteilung der Rasse – noch nicht eingereicht.

Das will man jetzt nachholen. Gemäss Peter Küchler, Präsident der Strategiekommission Herdenschutz und Direktor des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums Plantahof, wird der Schlussbericht zum Pilotprojekt voraussichtlich Ende Juni beim Bafu eingereicht werden. Vergangene Woche habe man entschieden, dass der Projektnehmer beim Verfassen des Berichtes vom kantonalen Herdenschutzbeauftragten Jan Boner unterstützt werde.

Hunde wurden bereits geprüft

Bereits vorgegeben hat das Bafu, welche Kriterien der Abschlussbericht erfüllen muss. Er soll zum einen die Resultate der sogenannten Einsatzbereitschaftsprüfung beinhalten. Alle Anatolischen Hirtenhunde des Pilotprojekts haben nämlich nach ihrer Ausbildung eine Prüfung abgelegt. Während dieser Prüfung wird etwa getestet, wie gut sie sich führen lassen und ob die Hunde ihre Herde genügend schützen.

Der Abschlussbericht soll aber auch darüber Aufschluss geben, wie nah die Hunde bei ihrer Herde bleiben, wie sie im Zusammenspiel mit anderen Herdenschutzhunden arbeiten und sich gegenüber Dritten verhalten. Martin Baumann, stellvertretender Sektionschef beim Bafu, erklärt: «Herdenschutzhunde arbeiten die meiste Zeit selbstständig, ohne direkte Führung. Deshalb müssen die Hunde nicht nur Grossraubtiere angemessen abwehren, sondern auch herdentreu sein und gleichzeitig tolerant gegenüber anderen Hunden oder Menschen.»

Auch Vorfälle dokumentieren

Schliesslich müssen im Abschlussbericht gemäss Baumann auch alle Vorfälle analysiert werden, welche es während der Bündner Projektphase gegeben hat. Mit Vorfällen sind allfällige Zwischenfälle mit Bikern oder Wanderern gemeint, aber auch Risse von beschützten Nutztieren durch Grossraubtiere.

Sobald der Bündner Abschlussbericht abgeliefert ist, beginnt der Bund mit der Überprüfung der Rasse. Als Erstes wird ein kynologischer Beirat mit Hundeexperten aus Wissenschaft und kantonalen Behörden die Resultate des Berichts analysieren und dem Bafu eine Empfehlung abgeben. Dies könnte gemäss Baumann im Spätsommer der Fall sein, falls der Abschlussbericht Ende Juni eintrifft.

Kantone können sich äussern

Wenn der kynologische Beirat empfiehlt, die Anatolier als Herdenschutzhunde zu akzeptieren, eröffnet das Bafu eine Anhörung und sämtliche Kantone können ihre Meinung äussern.

Frühestens auf Anfang nächsten Jahres könnten die Anatolier als offizielle Herdenschutzhunde anerkannt werden. Was hiesse, dass sowohl die Haltung und Ausbildung wie auch die Zucht und der Import der Hunde vom Bund unterstützt werden. Die Anatolischen Hirtenhunde wären somit die dritte offiziell anerkannte Hunderasse. Bislang hat der Bund die beiden Rassen Montagne des Pyrénées und Pastore Abruzzese anerkannt.

Ursina Straub schreibt als Redaktorin der «Südostschweiz» für den Regionalteil der Zeitung und für Online. Ihre Themenschwerpunkte sind Landwirtschaft, Alp, Jagd, Grossraubtiere, Natur; zudem berichtet sie regelmässig aus dem Grossen Rat. Die gelernte Journalistin, diplomierte Landwirtin und Korrektorin EFA ist auch Leiterin Qualität.

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