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Mutterglück statt grosser Auftritt für Yvonne Suter

CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter aus Rapperswil-Jona hat dem St. Galler Steuer-Kompromiss zum Durchbruch verholfen. Nun verpasst sie die Debatte, weil sie erstmals Mutter geworden ist.

28.11.18 - 04:30 Uhr
Politik
Yvonne Suter vertritt in einer finanzpolitischen Debatte den Standpunkt ihrer Partei.
Yvonne Suter vertritt in einer finanzpolitischen Debatte den Standpunkt ihrer Partei.
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Die Finanzpolitik ist das Spezialgebiet von CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter aus Rapperswil-Jona. Mit dem Steuer-Deal stand gestern im Rat eine wichtige Vorlage auf der Tagesordnung, bei der sie als Sprecherin die Positionen ihrer Partei hätte vertreten sollen.
Doch es kam anders: Am Donnerstag ist die 41-Jährige erstmals Mutter geworden – etwas vor dem prognostizierten Termin. Sie und die kleine Siobhán (ein irischer Name) seien wohlauf und seit Samstag bereits wieder zu Hause, berichtet Suter überglücklich. «Der Wunsch, an der Session teilzunehmen, ist im Vergleich zum Wohl der Kleinen völlig unerheblich», sagt sie.

Wie die «Linth-Zeitung» aus sicherer Quelle weiss, hatte Suter den wohl wichtigsten Auftritt ihrer bisherigen Politkarriere bereits im Oktober am entscheidenden Sitzungstag der Kommission, die das gestern beschlossene Paket schnürte. Dort lief es zunächst alles andere als gut: Nach der morgendlichen Diskussion sah es danach aus, dass die Parteien sich nicht würden einigen können. Denn von links wie von rechts wurde trotz mehrerer Gespräche am runden Tisch an Maximalforderungen festgehalten.

Auf Serviette skizziert

Suter war es, die beim Mittagessen nochmals an die Vernunft appellierte. «Ich sass strategisch günstig und wandte mich an einige Kollegen mit einer simplen Botschaft: Es könne und dürfe doch einfach nicht sein, dass wir keinen Kompromiss fänden», bestätigt sie.

«Den Kompromiss verdanken wir den besonnenen Kräften in allen Fraktionen.»
Yvonne Suter, Kantonsrätin CVP

Was dann passierte, war einmalig: Mehrere Kantonsräte liessen sich auf einen Dialog ein und begannen, auf einer Serviette die Eckwerte einer Lösung zu skizzieren. Vertreter aller Fraktionen stiessen dazu und diskutierten bis vor die Tür des Sitzungszimmers weiter. Dort brauchte der Kompromiss nur noch protokolliert zu werden – was nach den aufgeladenen Diskussionen am Morgen in verwandelter Stimmung geschah.

«Ein Meisterstück»

Suter selbst will ihre Rolle nicht in den Vordergrund stellen – auch wenn sie und ihre Partei von Anfang an «mit grossem Einsatz» auf eine ausgewogene Vorlage hingearbeitet hätten. Anders als die kleine Siobhán habe der St. Galler Steuer-Deal mehr als nur einen Vater und eine Mutter, betont sie: «Dass der Kompromiss gelungen ist, verdanken wir den besonnenen Kräften in allen Fraktionen.» Gemeinsam hätten die Parteien eine fast unlösbare Aufgabe überzeugend gemeistert, hält Suter fest: «Ich meine, der St. Galler Politik ist ein Meisterstück gelungen, das schweizweit Beachtung finden wird.»

Für Suter ist klar: Selbstverständlich sei ein derartiger Kompromiss in der heutigen Zeit mit ihrer starken politischen Polarisierung nicht. «Dass solche vertrauensvollen Gespräche über alle Fraktionen hinweg in unserem Kanton noch möglich sind, erfüllt mich mit Stolz», sagt sie. Gerne hätte sie dies gestern im Kantonsratssaal zum Ausdruck gebracht – doch nun werde sie stattdessen in einigen Jahren ihrer Tochter davon erzählen.

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