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Rasenmäher und das Elend in der Welt bewegen die Gommiswalder

Die Bürger von Gommiswald haben sich interessiert am Geschehen in der Gemeinde gezeigt und warteten mit teils überraschenden Anträgen auf. Letztlich kamen aber nur die Traktanden des Gemeinderats durch.

23.11.18 - 04:34 Uhr
Politik
Der Deckbelag der Ernetschwilerstrasse weist massive Schäden auf und muss saniert werden.
Der Deckbelag der Ernetschwilerstrasse weist massive Schäden auf und muss saniert werden.
MARKUS TIMO RÜEGG

An der gestrigen Bürgerversammlung diskutierten die Gommiswalder viel und leidenschaftlich. Zählbares ist dabei aber nichts herausgekommen – abgesehen von den traktandierten Geschäften.

Spannender waren für einmal die Themen, welche die Bürger zur Sprache brachten. Da war zum Beispiel Andrea Wolf, die den Antrag stellte, anstelle von einer Steuersenkung um drei Prozent solle doch ein Steuerprozent für den Posten «Hilfsaktionen im Ausland» verwendet werden. Gemeindepräsident Peter Hüppi schätzte, dass ein Steuerprozent rund 110 000 Franken ausmache. Budgetiert sind 2500 Franken, Wolf forderte also eine Aufstockung um ungefähr das 45-Fache. «Bei all dem Elend in der Welt fände ich das gerechtfertigt», führte sie aus. Das sahen ihre Mitbürger anders.

Kritik am Budget

Doch der Reihe nach: Als Erstes stand die Sanierung der Ernetschwilerstrasse an. Der Deckbelag muss erneuert werden, im gleichen Zug sollen kleinere Arbeiten an der Kanalisation vorgenommen werden. Dazu gingen zwei Anträge ein. Einer von Hans Gübeli, der forderte, die Strasse auf der ganzen Länge auf sechs Meter zu verbreitern, damit Lastwagen beim Kreuzen nicht mehr auf das Trottoir ausweichen müssen. Er plädierte dafür, den Gehweg etwas schmaler zu machen. Der Antrag fand keine Zustimmung. Ebenso wenig derjenige von Wolf, die Kosten für die Strassensanierung ganz aus der Investitionsrechnung zu streichen und nur die nötigen Arbeiten an der Kanalisation vorzunehmen.

«Anstatt die Steuern zu senken, würden wir besser die Verschuldung abbauen.»
Hans Gübeli, Antragsteller

Auch zum Budget meldete sich Gübeli zu Wort: Er lehnte dieses als Ganzes ab, weil ihm Posten wie der Personalaufwand und Aufwände für Reisen und Spesen zu hoch ausfielen. Auch die Steuersenkung passte ihm nicht: «Das Geld würde besser dafür eingesetzt, die Fremdverschuldung abzubauen, die eine Last für künftige Generationen darstellt», führte er aus, fand damit aber ebenfalls kein Gehör. Das Budget mit einem Minus von knapp 390 000 Franken wurde genehmigt.

45 000 für einen Rasenmäher

Für Diskussionsstoff sorgte auch ein sogenannter Böschungsmäher, den die Gemeinde für den Werkhof anschaffen möchte. Kostenpunkt: 45 000 Franken. Richard Kaufmann hätte gerne gewusst, wie viele Quadratmeter denn zu mähen seien und ob die Investition denn notwendig sei. Die Diskussion zog sich in die Länge, letztlich konnte der Werkdienstleiter die Anwesenden aber überzeugen, dass die Anschaffung sinnvoll ist. Kaufmanns Antrag auf Streichung dieses Budgetpostens wurde ebenfalls abgelehnt.

Für Lacher sorgte der 88-jährige Arnold B. Stampfli. Er lobte den Gemeinderat für dessen Einsatz für den Ausbau der Busverbindungen. Dass der letzte Nachtbus nach Rieden eine halbe Stunde früher fährt, passte dem ÖV-Kenner aber nicht: «Da ich nicht weiss, wie lange ich noch fit genug sein werde, um zu Fuss von Gommiswald nach Rieden zu laufen, wäre es schön, wenn man für Notfälle im Gemeindehaus ein Strohbett für mich aufstellen könnte», scherzte Stampfli. Nach rund zwei Stunden gingen die 161 Stimmberechtigten zum Apéro über.

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