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Amden versenkt Projekt für neues Altersheim

Ein Standort ausserhalb des Dorfes und Kosten von über zwölf Millionen Franken: Das Ammler Stimmvolk zieht beim geplanten Altersheim-Neubau die Reissleine. Unbestritten bleibt die Sanierung der Betliserstrasse.

13.11.18 - 04:32 Uhr
Politik
Aus der Traum: Das Ammler Altersheimprojekt von zwei Zürcher Architekturbüros bleibt als Zeichnung in der Schublade.
Aus der Traum: Das Ammler Altersheimprojekt von zwei Zürcher Architekturbüros bleibt als Zeichnung in der Schublade.
VISUALISIERUNG GEMEINDE AMDEN

Es war keine alltägliche Bürgerversammlung, die am Montagabend in Amden stattfand. Denn auf der Traktandenliste stand mit dem Altersheim-Neubau ein «Jahrhundertgeschäft», wie Gemeindepräsident Markus Vogt im Vorfeld sagte. Dementsprechend war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. 253 Stimmbürger waren anwesend – dies entspricht laut Vogt einer «Rekordbeteiligung» von 18,5 Prozent.

Nahezu epische Dimensionen nahm auch die Diskussion über das Projekt an – obschon es erst um einen Projektierungskredit für den geplanten Neubau im Äschen westlich des Dorfes ging. Der Gemeinderat wollte 384 000 Franken ausgeben, um ein detaillierteres Vorprojekt ausarbeiten zu lassen. Wie Heinrich Thoma, der Präsident der Altersheimkommission, ausführte, sollte dieses vor einer Urnenabstimmung eine präzisere Kostenschätzung ermöglichen. Über 90 Minuten wurde debattiert, bis klar war: Das 12,6-Millionen-Franken-Projekt fällt deutlich durch. 93 Stimmbürger wollten es weiterverfolgen, während 127 für einen Übungsabbruch stimmten.

«Keine Alternative zu Neubau»

Alle Beteuerungen von Kommissionspräsident Thoma nützten nichts: Der Gemeinderat habe mehrere Liegenschaften im Dorf geprüft, bevor er sich für einen Ersatzneubau neben dem bestehenden Heim entschieden habe. Dazu gebe es auch deshalb keine Alternative, weil das in die Jahre gekommene Gebäude den heutigen Vorschriften in keiner Weise mehr entspreche.

Den Reigen der ablehnenden Redner eröffnete Max Sidler. Er sei mit dem geplanten Standort ausserhalb des Dorfes nicht einverstanden: «Man sollte die alten Leute ins Dorfleben integrieren», betonte er. So blieben sie länger selbstständig, was auch zu tieferen Betreuungskosten führe.

«Weit teurer als in Weesen»

Mit den Projektkosten argumentierte Hans-Ulrich Spiess, der ebenfalls für ein Nein warb: Die fast 13 Millionen Franken lägen weit über dem, was andere neu erbaute Heime gekostet hätten – zum Beispiel das Alters- und Pflegeheim Pelikan in Weesen.

Gegenüber heute entstünden Mehrkosten von über
300 000 Franken pro Jahr. THOMAS ANGEHRN

Gegen den geplanten Neubau legte sich auch der ehemalige Gemeindepräsident Thomas Angehrn ins Zeug. Er rechnete vor, dass gegenüber dem heutigen Heim jährliche Mehrkosten von 300 000 bis 400 000 Franken entstünden – «ohne Zinsen», wie er sagte. Ihm sei schleierhaft, wie der Gemeinderat dieses Geld aufbringen wolle.

Die befürwortenden Redner waren klar in der Minderheit. Neben dem ehemaligen Gemeindepräsidenten Urs Roth, der selber in das Neubau-Projekt involviert gewesen war, sprach sich nur gerade Frieda Böni als ehemaliges Mitglied der Altersheimkommission dafür aus.

Kein grundsätzliches Nein

Eine Konsultativabstimmung am Montagabend ergab, dass die Ammler grundsätzlich ein neues Altersheim wollen. Offen blieb jedoch, ob sie dieses lieber im Ortszentrum oder ausserhalb des Dorfes errichten möchten.

Keine Wortmeldung und nur eine Gegenstimme gab es am Montagabend zur Sanierung der Betliserstrasse. Damit kann die Gemeinde den steinschlaggefährdeten Verkehrsweg für 1,35 Millionen Franken sicherer machen. Weil der Kanton rund 750 000 Franken übernimmt, fallen für die Gemeinde noch Baukosten von knapp 600 000 Franken an.

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