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Kanton gibt grünes Licht für BWZ-Neubau durch die Stadt

Die St. Galler Regierung ist einverstanden, dass Rapperswil-Jona das neue Berufs- und Weiterbildungszentrum selber baut. Dadurch soll Zeit gespart werden – der Bezug ist dennoch erst in zehn Jahren geplant.

10.11.18 - 04:39 Uhr
Politik
Auf dem Parkplatz vis-à-vis des Eishockey-Stadions soll das neue BWZ-Gebäude gebaut werden.
Auf dem Parkplatz vis-à-vis des Eishockey-Stadions soll das neue BWZ-Gebäude gebaut werden.
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Das Berufs- und Weiterbildungszentrum in Rapperswil-Jona ist, gelinde gesagt, in die Jahre gekommen. In gewissen Räumen tropf es bei starkem Regen, stellenweise haben sich gar Teile der Dachverkleidung gelöst. Neben den baulichen Mängeln genügt das ehemalige Büroprovisorium der Charles Vögele AG an der Zürcherstrasse auch den pädagogischen Anforderungen an ein modernes Schulgebäude nicht, wie der Kanton Ende letzten Jahres festhielt.

Klar ist somit: Ein Neubau muss her. Und das ist üblicherweise Sache des Kantons. Weil dieser aber zögert und das Projekt bei der Regierung aus finanziellen Überlegungen keine Priorität geniesst, trat die Stadt mit einem Vorschlag an den Kanton: Sie könne das Gebäude auf dem Gaswerkareal beim Lido selber bauen und dem Kanton vermieten. Dieser könne die Räumlichkeiten später kaufen (diese Zeitung berichtete mehrfach).

Kaufoption ist ein Novum

Gestern hat die Regierung nun ihre Zustimmung zum Vorschlag gegeben. «Wir beabsichtigen, den Neubau gemeinsam mit der Stadt zu planen. Diese soll den Bau realisieren und finanzieren», schreibt sie in einer Medienmitteilung. Der Regierungsrat und Vorsteher des Baudepartements, Marc Mächler, erklärt die Beweggründe. «Wichtig ist natürlich der Zeitfaktor: Dank dieser Lösung kann der Bau früher realisiert werden, als wenn der Kanton selber bauen müsste.» Ausserdem sei festzuhalten, dass der Kanton auch im bestehenden BWZ-Gebäude eingemietet sei. Dass die Stadt das Gebäude nun baut, sei an sich nichts Aussergewöhnliches. Speziell sei hingegen die im Vertrag vorgesehene Kaufoption. «Das hat es in dieser Form in St. Gallen meines Wissens noch nicht gegeben», sagt Mächler.

«Bis zum Bezug des neuen Gebäudes dauert es acht bis zehn Jahre.»
Thomas Furrer, Bauchef Rapperswil-Jona

In den kommenden sechs Monaten wollen Stadt und Kanton eine gemeinsame Absichtserklärung ausarbeiten. «Dabei geht es auch darum, den Raumbedarf zu klären», erläutert Mächler. Insbesondere stelle sich die Frage, ob die Berufs- und Laufbahnberatung sowie das Regionaldidaktische Zentrum ebenfalls im neuen Gebäude angesiedelt werden. «Sobald alle Fragen geklärt sind, liegt der Ball wieder bei der Gemeinde. Sie muss bei der Bevölkerung die für den Bau nötigen Kredite einholen.»

Kredit kommt wohl vors Volk

Die Regierung ihrerseits muss das Vorhaben dem Kantonsrat unterbreiten. «Ich gehe davon aus, dass das Projekt aufgrund der Höhe der Kosten dem obligatorischen Finanzreferendum unterstehen wird. Damit wird letztlich wohl das St. Galler Stimmvolk über die Miete mit Kaufoption befinden», schätzt Mächler.

Froh über den Entscheid ist man bei der Stadt, wie Bauchef Thomas Furrer erläutert: «Es ist wesentlich einfacher, eine kommunale Abstimmungsvorlage auszuarbeiten als eine kantonale, weil dem ein langes parlamentarisches Verfahren vorangeht.» Folglich könne die nun gewählte Lösung dem Stimmvolk schneller unterbreitet werden. Allerdings: «Wenn der Entscheid da ist, baut die Stadt nicht schneller als der Kanton.»

Einen weiteren Vorteil sieht Furrer darin, dass die städtische Behörde näher am Ort des Geschehens sei und so schnell auf äussere Einflüsse und Entwicklungen reagieren könne. «Zudem haben wir auch eigene Bedürfnisse, die wir so direkt einbringen können», sagt Furrer. Er denkt dabei beispielsweise an eine Tiefgarage, die mit dem Projekt realisiert werden soll. Der Bauchef hält aber fest: «Einen Alleingang wird es nicht geben. Das Vorhaben wird mit dem Kanton gemeinsam entwickelt, ebenso der notwendige Projektwettbewerb.»

Bezug in acht bis zehn Jahren

Offen bleibt die Frage, ob die Stadt selber baut oder ob sie Anleger ins Boot holt: «Wir gehen bis jetzt aber davon aus, dass die Stadt das Geld aus ihrer Kasse beziehungsweise über eine Fremdfinanzierung aufbringt.» Wie die Kostenteilung längerfristig ausfallen wird, müsse in der Absichtserklärung geregelt werden, die nun ausgearbeitet wird: «Im Idealfall ist es so, dass die Stadt sämtliche für Planung, Bau und Unterhalt anfallenden Kosten über die Miete einnimmt und das Gebäude dann an den Kanton abtritt», sagt Furrer. Die Details müssten nun diskutiert werden.

Sobald Stadt und Kanton sich einig sind und der Raumbedarf geklärt ist, geht es an die Finanzierung des Wettbewerbs und der ersten Projektierungsphasen. «Dazu ist eine erste Urnenabstimmung notwendig», sagt Furrer. Bei einem positiven Ergebnis könne ein Bauprojekt erarbeitet werden, über das erneut abgestimmt wird. Von heute auf morgen wird das neue BWZ also trotz des gewählten Models nicht realisiert: «Auch wenn die Stadt baut, dauert es bis zum Bezug des neuen Berufsschulhauses acht bis zehn Jahre», schätzt Furrer.

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