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Jona Center soll an die Urne

Die Gegner des Megaprojekts wollen eine Abstimmung – auch der Bauchef rechnet damit.

03.03.18 - 04:30 Uhr
Politik
Der Bau des Jona Centers steht auch nach zehn Jahren Planung noch in den Sternen.
Der Bau des Jona Centers steht auch nach zehn Jahren Planung noch in den Sternen.
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Seit über zehn Jahren beschäftigen sich die Stadt Rapperswil-Jona und Investoren nun schon mit dem Neubau des Jona Centers am östlichen Ortseingang. Dort soll für bis zu 250 Millionen Franken eine Grossüberbauung mit 180 Wohnungen, Dienstleistungsangeboten sowie Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Doch das Projekt erleidet immer wieder Rückschläge und Verzögerungen (siehe Infokasten).

Auch das Siegerprojekt aus dem letzten Wettbewerb hat eine grosse Gegnerschaft. Verhandlungen zwischen ihr und dem Investor sind jüngst gescheitert. Deshalb passten Stadt und Investor das Projekt marginal an und legten die Teiländerung im letzten Herbst öffentlich auf.

Dagegen sind wiederum verschiedene Einsprachen eingegangen, welche die Stadt mittlerweile behandelt hat. Sie ist entweder nicht darauf eingetreten oder hat sie abgewiesen, vereinzelt sind auch Einsprachen zurückgezogen worden. Ab kommendem Montag liegt das Projekt nun zum fakultativen Referendum auf. Das gibt den Gegnern die Möglichkeit, es mittels Unterschriftensammlung an die Urne zu bringen.

«Vorhaben wird durchgeboxt»

Max Rechsteiner, Sprecher der IG Jona Center Stopp, ist überzeugt, dass die Gegner die nötigen 500 Unterschriften sammeln können. Von den Änderungen, welche im Vergleich zum ersten Projekt vorgenommen wurden, hält er nichts: «Es hat sich nichts Fundamentales geändert. Der jetzige Gestaltungsplan ist ein Versuch von Stadt und Investoren, ihr ursprüngliches Projekt entgegen unseren Bedenken durchzuboxen.»

Konkret sind für Rechsteiner die Erschliessung des Jona Centers und die generelle Verkehrsentwicklung auf dem Knoten St. Gallerstrasse/Feldlistrasse nach wie vor überhaupt nicht geklärt: «Anfangs hiess es, das Projekt generiere 32 Prozent mehr Verkehr. Dann sprach Bauchef Thomas Furrer aus heiterem Himmel von 16 Prozent. Und nun soll das Jona Center plötzlich nur noch zwei Prozent Mehrverkehr generieren», wundert sich Rechsteiner. Das sei unglaubwürdig. «Insbesondere, da der Stadtrat sich weigert, die Berechnung der Zahlen offen zu legen, die dem Verkehrsgutachten zugrunde liegen.»

Ein weiterer Kritikpunkt ist der überdachte Platz, welcher zwischen den Gebäuden vorgesehen ist. «Laut der aktuellen Planung soll die Durchwegung für Velos über den Vorplatz geleitet werden.» Wie die Menschen, die auf diesem als Aufenthaltsort gedachten Platz verweilen und die Velofahrer gefahrlos aneinander vorbeikommen sollen, sei Rechsteiner schleierhaft und vom Stadtrat nicht kommuniziert. «Sämtliche unsere Anfragen bezüglich diesen Themen blieben unbeantwortet», empört er sich.

«Stadt und Investoren wollen ihr ursprüngliches Projekt durchboxen.»

Demgegenüber steht die Meinung des städtischen Bauchefs Thomas Furrer. Er ist nach wie vor vom «städtebaulich sinnvollen Projekt» überzeugt. Und die zunächst höheren Zahlen des zu erwartenden Mehrverkehrs seien einfach zu erklären. Bei der Berechnung des Verkehrsaufkommens bei der ersten Auflage von Gestaltungs- und Teilzonenplan seien Fehler gemacht worden, gibt Furrer zu: «Für die ersten Berechnungen gingen wir von einer zu grossen Verkaufsfläche aus. Dadurch fiel der berechnete Mehrverkehr zu hoch aus.»

«Ins eigene Fleisch geschnitten»

Ins eigene Fleisch geschnitten habe man sich, indem man nicht nur den Mehrverkehr durch das Jona Center, sondern die generelle Verkehrsentwicklung bis 2030 einberechnet habe. «Deshalb kamen wir im ersten Gutachten auf die erwähnten 32 Prozent.» Das aktuelle Gutachten weise aber aus, dass aufgrund des neuen Jona Centers lediglich rund zwei Prozent Mehrverkehr auf den Knoten St. Gallerstrasse/Feldlistrasse zukommen werde.

Auch die Kritik, Velo- und Fussgänger kämen sich auf der Durchwegung in die Quere, lässt Furrer nicht gelten: «Es ist heutzutage absolut üblich, gemischte Zonen für Fussgänger und Velofahrer zu schaffen.» Mit der gebotenen Rücksicht aufeinander wird das in Furrers Augen keine Probleme bereiten.

Es kommt wohl zum Showdown

Die Fronten sind verhärtet, eine Annäherung oder gar eine für alle passende Lösung ist nicht in Sicht. Furrer hält es für «wahrscheinlich», dass die nötigen 500 Unterschriften für die Abstimmung zusammenkommen werden. Somit läuft es auf einen Showdown an der Urne hinaus: «Eine Abstimmung würde wohl frühestens im September durchgeführt», sagt Furrer. Sollte diese nicht zustande kommen, haben die Gegner eine weitere Möglichkeit: Sie können den Entscheid der Stadt, ihre Einsprachen abzulehnen, ans kantonale Baudepartement weiterziehen.

«Wir sind vom städtebaulich sinnvollen Projekt nach wie vor überzeugt.»

Prognosen über den Ausgang einer allfälligen Abstimmung wollen die beiden Parteien nicht abgeben. Das hänge von zu vielen Faktoren ab, die heute noch unklar seien. Furrer hofft, durch einen positiven Ausgang «die demokratische Legitimation für den Bau des geplanten Projekts zu erhalten». Rechsteiner hingegen möchte, dass die Leute sich eingehend mit den Problematiken befassen und sich nicht «mit den unzureichenden Zahlen und Argumenten des Stadtrats abspeisen lassen». Klar ist: «Sollte das Projekt an der Urne abgelehnt werden, können wir es so nicht realisieren.» Dann könnte lediglich in der Regelbauweise und damit zwei Stockwerke tiefer als geplant gebaut werden. «Das würde neue Planungen nötig machen und den Bau eines Quartierzentrums um Jahre zurückwerfen», weiss Furrer.

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