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SBB wehren sich gegen Kritik an ihrem «Übergangskonzept»

Mit dem kommenden Fahrplanwechsel der SBB wird das Umsteigen am Bahnhof Rapperswil für Reisende in Richtung Uznach wieder mühsamer: Wer von Zürich her kommt, dem bleiben gerade einmal zwei Minuten – inklusive Gang durch die Unterführung. Kritik daran weisen die SBB weit von sich.

18.10.17 - 04:30 Uhr
Politik
Stressig: Reisende von Zürich in Richtung Uznach müssen am Bahnhof Rapperswil künftig in zwei Minuten das Gleis wechseln – und dabei auch noch durch die Unterführung.
Stressig: Reisende von Zürich in Richtung Uznach müssen am Bahnhof Rapperswil künftig in zwei Minuten das Gleis wechseln – und dabei auch noch durch die Unterführung.
DANIEL GRAF

Wer regelmässig über die Bahnhöfe in Rapperswil und Jona pendelt, hat es in letzter Zeit nicht leicht, den Überblick zu behalten. Erst vor einem Jahr kam es zu diversen Änderungen: In Jona verkehrte der Zug Richtung Rapperswil neu auf Gleis 2, der Zug Richtung Zürich dafür auf Gleis 1. Und in Rapperswil musste von Uznach her kommend beim Umsteigen auf die S-Bahn in Richtung Zürich die Unterführung benutzt werden, anstatt wie bis anhin gleich auf das Nebengleis umsteigen zu können.

Es hagelt Kritik an den SBB

Besonders diese Veränderung führte zu diversen Kundenreklamationen, weshalb die SBB sich zu verschiedenen Sofortmassnahmen genötigt sahen (die «Südostschweiz» berichtete mehrfach). Mit dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember wird nun wieder alles anders: Die Gleise in Jona wechseln wieder, und in Rapperswil muss neu in der Gegenrichtung für das Umsteigen die Unterführung benutzt werden – und das in gerade einmal zwei Minuten.

Das stösst auf Kritik: In den Sozialen Medien bedankt sich eine Frau mit beissendem Sarkasmus für das von den SBB «neu ausgearbeitete Fitnessprogramm». Ein anderer hält den neuerlichen Gleiswechsel in Jona für eine unglaubliche Zumutung für die SBB-Kunden.

SVP-Kantonsrat Christopher Chandiramani moniert, die SBB würden «auf dem Buckel der Bahnkunden» sparen. Zudem halte die S6 immer noch weit vorne Richtung See und nicht in der Peronmitte, wo die Abgänge zur Unterführung sind. «Das bedeutet weitere 200 bis 300 Meter Extrafussmarsch, gerade für Gäste der 1. Klasse.»

Auch beim St. Galler Amt für öffentlichen Verkehr ist man mit den kürzlich veröffentlichten Plänen nicht glücklich: «Wir streben weiterhin an, dass in Rapperswil in beiden Richtungen perrongleich umgestiegen werden kann», sagt Silvan Egli, stellvertretender Amtsleiter. Die SBB winken ab: «Der Anschluss kann nur in eine Richtung perrongleich erfolgen», sagt Mediensprecherin Franziska Frey.

30 statt 15 Minuten warten

Dass dies nun in Fahrtrichtung Uznach der Fall ist, leuchtet Egli nicht ein: «Verpassen Reisende den Zug, verlieren sie so eine halbe Stunde. In der Gegenrichtung fährt die S-Bahn im 15-Minuten-Takt.» Entsprechend wäre es aus Sicht des Kantons zielführend, wenn der perrongleiche Umstieg und der stabilere Anschluss in Richtung Uznach gewährleistet würden.

Die SBB lassen sich von der Kritik derweil nicht aus der Ruhe bringen: «Es hat sich von Beginn weg um eine Übergangslösung gehandelt, und das wurde dem Amt für öffentlichen Verkehr und der Stadt Rapperswil-Jona auch klar aufgezeigt», sagt Frey.

Nun werde wieder der ursprüngliche Zustand hergestellt – mit Vorteilen für die Kunden: «Die Verbesserung für die Reisenden liegt darin, dass in Fahrtrichtung Zürich wieder perrongleich umgestiegen werden kann und dass die S5 von Zürich etwas früher in Rapperswil eintrifft.» Dies werde möglich, da die S5 zwischen Jona und Rapperswil dank des Abschlusses von Gleisarbeiten beim Bahnhof Rapperswil nun wieder mit der Höchstgeschwindigkeit fahren könne. Der Fahrplan wird laut Frey mit den jüngsten Massnahmen stabilisiert.

Hoffen auf die Stadtbahn Obersee

Egli räumt ein, dass «beide Varianten der Gleisführung in Rapperswil ihre Vorteile haben». Die Erhöhung der Stabilität und der Geschwindigkeiten werde grundsätzlich begrüsst. Und letztlich sei es auch der Wunsch von Bund und Kantonen gewesen, betriebliche Einsparungen zu machen. Und das ist gelungen: «Dank dieser Massnahmen konnten deren Abgeltungen um über zwei Millionen Franken gesenkt werden.»

Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Einführung der Stadtbahn Obersee (siehe Infokasten): «Dadurch werden wir weitere Verbesserungen erzielen können», sagt Egli.

Ob mit deren Realisierung im Jahr 2019 an den beiden Bahnhöfen wieder ohne Stress umgestiegen werden kann, ist vorerst noch offen. Bis dahin werden rennende Pendlerinnen und Pendler weiterhin das Bild im Bahnhof Rapperswil prägen.

Diese Vorteile soll die Stadtbahn 2019 bringen

Mit der Stadtbahn Obersee soll zwischen Kaltbrunn und Rapperswil, aber auch zwischen Siebnen-Wangen und Pfäffikon SZ sowie auf dem Seedamm ein exakter Viertelstundentakt angeboten werden. Zusätzlich sind neue Haltestellen in Uznach beim Spital und Linthpark vorgesehen, wie auch um Pfäffikon SZ beim 
Seedamm Center und Plaza. Voraussetzung dafür ist der Doppelspurausbau zwischen Uznach und Schmerikon, der auf gutem Weg zur Realisierung ist.

Zusammen mit begleitenden Massnahmen sollen dadurch folgende Vorteile entstehen: höhere Sitzplatzkapazität zwischen Uznach und Rapperswil; Halbstundentakt für Benken und Blumenau; Entlastung des Voralpenexpress und des Regionalzuges Richtung Glarus durch attraktive Zusatzverbindungen; Fahrzeitverkürzung (Pfäffikon-)Rapperswil-St. Gallen; die Fahrt von St. Gallen nach Rapperswil dauert nur noch 47 Minuten; halbstündliche Direktverbindung vom Toggenburg nach Rapperswil; stündliche Direktverbindung von Kaltbrunn nach Rapperswil.

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