Schänner Marc Zweifel: Seine stählernen Muskeln bringen ihm Gold in Berlin
Marc Zweifel aus Schänis holt sich in Berlin den Bodybuilding-Weltmeistertitel in der Kategorie «Athletic». Er startet nun bei den Profis und reist 2024 nach Las Vegas zur Mr.-Universe-Wahl.
Marc Zweifel aus Schänis holt sich in Berlin den Bodybuilding-Weltmeistertitel in der Kategorie «Athletic». Er startet nun bei den Profis und reist 2024 nach Las Vegas zur Mr.-Universe-Wahl.
von Gabi Corvi
Weltmeister im Bodybuilding zu werden ist eine entbehrungsreiche Sache. Das wird schnell klar, wenn man mit Marc Zweifel über den 5. November spricht. Den Tag, an dem sein Traum des Bodybuilding-Weltmeistertitels bei den Amateuren wahr geworden ist. Von Natur aus eine gute Physis, hartes Training und ein strikter Ernährungsplan haben seinen Körper am Tag X auf den Punkt geformt. Gefordert waren aber auch seine mentale Stärke und die Geduld seiner Partnerin.
«Es war für uns beide nicht immer einfach. Vieles drehte sich über einen langen Zeitraum um die richtige Menge und den richtigen Zeitpunkt der Kalorienzufuhr und ums Wassertrinken – oder eben auch Nicht-Trinken», schmunzelt Zweifel. Zudem liege Süsses sowieso praktisch nie drin und Salz wird entweder intensiv verwendet oder gar nicht. Das Ganze könne einen schon mal übellaunig werden lassen, gibt Zweifel unumwunden zu. Und wenn dann sogar der bereitgestellte Kuchen und die heiss ersehnte Cola nach der Rangverkündigung an der WM immer noch warten müssen, dann wirds selbst für einen Kerl wie Marc Zweifel hammerhart. Doch davon später.
Selbstbewusst den Körper zeigen
Marc Zweifel ist in Schänis aufgewachsen und wohnt nach einer jobbedingten Abwesenheit seit 2019 wieder in seinem Heimatdorf. An der Seite des 35-Jährigen sind seine Lebenspartnerin Gemiliana Tatti und die zweijährige Tochter Chiara-Anastasiya. «Sie waren und sind meine Motivation, und auch in Berlin waren die beiden dabei», erzählt der frischgebackene Weltmeister. Eigentlich war es seine Partnerin, die ihn dazu gebracht hat, mit dem Bodybuilding wieder durchzustarten.
«Nach einer fünfjährigen Pause wegen eines Bandscheibenvorfalls glaubte ich fast nicht mehr daran, an die Spitze zurückkehren zu können.» Wille und Erfahrung aus den beiden Schweizermeistertiteln 2015 und 2018 waren jedoch da, und mit dem neuerlichen Gewinn des Schweizermeistertitels 2023 kam die Lust auf mehr zurück. Bodybuilding scheint definitiv der ideale Sport für den ehrgeizigen Macher zu sein. Sein Verhältnis zu Mannschaftssportarten ist denn auch etwas ambivalent – oder wie es der gelernte Zimmermann lachend ausdrückt: «Früher spielte ich Fussball, aber ich habe mich zu sehr darüber aufgeregt, wenn beispielsweise Mannschaftskameraden nicht vollen Einsatz gaben.»
Zweifel spricht damit das Mentale an. Den Ehrgeiz und Durchhaltewillen und auch den Mut, auf die Bühne zu gehen. Dazu gehören die knappen Shorts. Dazu gehört das exakte Wettkampfgewicht von 90 Kilos. Dazu gehört auch die braune Farbe, welche die Körperkontur im hellen Scheinwerferlicht hervorhebt. Marc Zweifel hat die Juroren mit seiner Performance an der Weltmeisterschaft auf alle Fälle überzeugen können und liess die starke Konkurrenz hinter sich. Am Ende durfte er sich strahlend eine auch in den Dimensionen wahrhaft weltmeisterliche Goldmedaille umhängen lassen. Und nun wären wir wieder beim Kuchen und der immer noch kaltgestellten Cola angelangt.
Bronze auch bei den Profis
Denn mit dem Weltmeistertitel bei den Amateuren wurde dem Gewinner auch gleich die Pro Card überreicht und somit das «Go» gegeben zum Start bei den Profis. Was so viel bedeutete, als dass Zweifel am selben Tag auch noch in dieser Liga in Aktion treten durfte. Notabene abermals mit Erfolg. «Zu meiner Überraschung holte ich auch bei den Profis auf Anhieb die Bronzemedaille!» Ein paar Wochen später und aufgrund der Trainingspause auch wieder ein paar Kilos schwerer sitzt Marc Zweifel am Wohnzimmertisch und schmiedet begeistert Pläne für das kommende Jahr. Ein absoluter Traum wird für ihn wahr, und er fliegt im Herbst 2024 an die Mr.-Universe-Wahl nach Las Vegas.
Aber wo Licht, da auch Schatten. «Bei uns in der Schweiz fristet das Bodybuilding leider noch immer ein Mauerblümchendasein. Obwohl Bodybuilding Spitzensport bedeutet, ist es selbst mit einem Weltmeistertitel nicht so einfach, Sponsoren zu gewinnen.» Auf den Titel aufbauen und dranbleiben wollen Zweifel und seine Partnerin auf alle Fälle. Eine neue berufliche Perspektive ist auf der Basis ihrer Ausbildungen ins Auge gefasst. «Gemeinsam wollen wir unser Wissen in Sachen Fitness und Ernährung weitergeben und Menschen professionell auf ihrem Weg begleiten.»
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