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Pferdemensch: Die neue Präsidentin Conny Ammann freut sich auf das bevorstehende Pferderennen

Vom Schreibtisch in den Rennstall zu Nachwuchstrainer Ricardo Weiss – Conny Ammann erzählt über ihre Tätigkeit als Präsidentin des
Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz

Bündner Woche
07.10.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Im Polosport daheim: Conny Ammann, die neue Präsidentin des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz, auf ihrem Polopony.
Im Polosport daheim: Conny Ammann, die neue Präsidentin des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz, auf ihrem Polopony.
Bild Christian Mettler

von Susanne Turra

Sie ist ein Pferdemensch. Präsidentin des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz. Im Polosport daheim. Und im Rennstall zu Besuch. Conny Ammann. Erstmals steht sie als Präsidentin vor einem Rennsonntag in Maienfeld. Zum 66. Mal wird der grösste Sportanlass in Graubünden durchgeführt. Und das in einer Randsportart.

«Es gibt viel zu tun», bestätigt Conny Ammann kürzlich in Chur. Sie öffnet ihren Laptop. Ein gewohntes Bild. Aber nicht nur. «Ich arbeite nicht einfach vom Schreibtisch aus», betont die Präsidentin. «Ich gehe raus. Aufs Feld. In den Stall.» So investiert sie regelmässig ihre Ferien in die Termine und Rennzeit. Sie hilft beim Aufbau der Infrastruktur auf dem Maienfelder Rossriet, wo sie selbst mitanpackt. Sie ist den ganzen Sommer über an allen Pferderennen in der Schweiz anzutreffen. In Aarau, Avenches, Dielsdorf und Frauenfeld. Und sie besucht regelmässig einen Rennstall. Den Stall Beliar im zürcherischen Urdorf. Das kommt nicht von ungefähr. «Pampa», ihr verletztes Polopony, geniesst dort einen längeren Aufenthalt. Zur Erholung. Und zum Trainingsaufbau. Trotzdem. Ein Polopony in einem Rennstall. Geht das überhaupt?

Zu gross und schwer

Es ist ein milder Herbsttag auf dem Hof des Rennstalls Beliar in Urdorf. Conny Ammann besucht ihr Polopony «Pampa». Und Ricardo Weiss. Er ist der Neffe von Miro Weiss, dem Champion-Trainer, der den Schweizer Pferderennsport seit mehreren Jahrzehnten aktiv und massiv prägt. Und er verbringt jede freie Minute im Rennstall. Ein Jockey? Ricardo Weiss kommt um die Ecke. Der 26-Jährige ist 194 Zentimeter gross. Und 82 Kilogramm schwer. Damit ist die Frage auch schon beantwortet. Grösse und Gewicht haben seinen Traum als Jockey platzen lassen. Dennoch. Er ist der Sohn eines Rösselers. Und schon als kleines Kind bei jedem Rennen dabei. «Seit ich klein bin, habe ich mich dem Pferderennsport verschrieben», erzählt Ricardo Weiss. «Ich kann mir ein Leben ohne Pferde nicht vorstellen.» Als Bub geht er nach der Schule jeweils direkt in den Stall. Und die Welt bricht für ihn zusammen, als er sein Lieblingspferd «King George» nicht mehr reiten kann. Sein Traumpferd. Das Pferd, das es nur einmal gibt. «Als das Pferd altershalber den Stall verlassen musste, habe ich noch schnell einige Haare aus seinem Schweif entfernt. Als Erinnerung», verrät der Pferdeliebhaber. Aus seiner Stimme klingt Wehmut. «Pampa» wiehert. Und das Gesicht von Ricardo Weiss hellt sich auf. Er begleitet Conny Ammann zu ihrem Polopony.

Jede freie Minute im Rennstall: Ricardo Weiss ist als Jockey zu gross, aber mit Passion im Pferderennsport.
Jede freie Minute im Rennstall: Ricardo Weiss ist als Jockey zu gross, aber mit Passion im Pferderennsport.
Bild Christian Mettler

Zurück nach Chur. An den Schreibtisch. «Ich erachte es als meine Aufgabe, die Probleme im Pferderennsport zu erkennen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen», betont die Präsidentin. «Wir wollen in die Professionalisierung und dafür brauchen wir das Know how der Trainerinnen und Trainer, der Jockeys und der Pferdebesitzerinnen und -besitzer.» Der Pferderennsport muss sich weiterentwickeln, um überleben zu können. Auch bezüglich Digitalisierung. Jetzt heisst es, in Pferde investieren. Neue Besitzerinnen und Besitzer finden. Die Leidenschaft wieder aufleben lassen. Und den Nachwuchs in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehört auch, das Athletenmanagement zu verbessern. Das Sponsoring der Jockeys, zum Beispiel. «Jockeys haben keine Plattform», gibt Conny Ammann zu bedenken. «Man redet ausserhalb des Pferdesportes nicht über sie.» Motivation ist der Wille, etwas zu bewegen. Die Reiterinnen und Reiter sollen sichtbar gemacht werden. Auch ihre Bekleidung soll wahrgenommen werden. In diesem Bereich ist die Visibilität bis heute gleich null. Die ganze Problematik erlebt Conny Ammann immer wieder auf den Rennbahnen und im Rennstall. «Ich rede dort mit Jockeys, Trainerinnen und Trainern, Besitzerinnen und Besitzern», sagt sie. «Und ich erlebe, wie der Nachwuchs im Schweizer Pferderennsport bemüht ist, die Rennen noch erhalten zu können.»

Zurück nach Urdorf. In den Rennstall. Und zurück zur Anfangsfrage. Ein Polopony in einem Rennstall. Geht das überhaupt? «Ja», beteuert Conny Ammann. «Mein Pferd wird hier liebevoll vom Stallpersonal umsorgt, bewegt, medizinisch versorgt und auch geritten. Das gesamte Management rund um ’Pampa’ funktioniert hervorragend.»

Auf Schritt und Tritt

Das Training unterscheidet sich vom Polo-Alltag. Und das ist gut so. Ricardo Weiss sattelt die Pferde, mistet die Boxen aus, kümmert sich um den Weideservice, wischt den Vorplatz, tätigt Futterbestellungen, holt Einstreu und sonstiges Material. Er kümmert sich um die Rennbahn, ist für die Reiterinnen und Reiter ein guter Freund. Und für «Pampa». Das Pferd folgt ihm auf Schritt und Tritt. Wiehert, wenn es ihn hört. Das ist eindrücklich. Ricardo Weiss ist zufrieden. Er lächelt. Ist gut gelaunt und verlässlich. Ruhig, souverän und leidenschaftlich. Ihm gefällt, was er tut. Am Sonntag geht es mit rund sieben Pferden aus dem Stall Belair an die Pferderennen nach Maienfeld. Ob Ricardo Weiss dereinst in die Fussstapfen seines berühmten Onkels treten wird, ist indessen noch unklar. Mit Sicherheit hat der Nachwuchstrainer das Zeug zum Champion-Trainer. Er ist konsequent, respektvoll, ausdauernd, geduldig. Ein Pferdemensch.

Die Internationalen Pferderennen Maienfeld/Bad Ragaz werden am Sonntag, 8. Oktober, und Sonntag, 15. Oktober, auf dem Rossriet in Maienfeld durchgeführt. Informationen auf der Webseite des Pferderennens Maienfeld.

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