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Humorvoller Geschichtsblick: Wenn Arosa ein Hollywood hätte und Chur die Schweizer Hauptstadt wäre 

Was, wenn sich globale Geschichtsmomente in Graubünden ereignet hätten? Wir tauchen zusammen ein in humorvolle «Was wäre wenn»-Szenarien und kreative Geschichtsinterpretationen.

Anna
Panier
16.10.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ein «Bundeschalet» in Chur, olympische Wettkämpfe auf dem Caumasee und ein Malanser Wein wird weltbekannt: Wir haben uns überlegt, wie Graubünden Ort von Weltereignissen hätte werden können.
Ein «Bundeschalet» in Chur, olympische Wettkämpfe auf dem Caumasee und ein Malanser Wein wird weltbekannt: Wir haben uns überlegt, wie Graubünden Ort von Weltereignissen hätte werden können.
Bild Giosch Netzer, Archiv, Freepik / Bearbeitung «suedostschweiz.ch»

Jede Ecke unseres Kantons erzählt ihre ganz eigene Geschichte. Ab und an reichen die Folgen dieser historischen Ereignisse bis in die Gegenwart. Doch was, wenn sich die Geschichte Graubündens nur ein wenig anders entwickelt hätte? Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie es gewesen wäre, wenn bedeutende weltweite Ereignisse hier in der Südostschweiz stattgefunden hätten?

Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie die Dinge hätten sein können. Seid ihr bereit für eine Reise durch alternative historische Momente in Graubünden?

Chur als Hauptstadt der Schweiz 

Wir gehen gemäss verschiedenen Quellen ins Jahr 1848 zurück. In der Schweiz wird gerade heftig über die Wahl einer möglichen Hauptstadt diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt existieren nur sogenannte Vororte. Zürich, Bern und Luzern werden als mögliche Kandidaten für die zukünftige Hauptstadt erwogen. Schliesslich wird ein Kompromiss gefunden, um die Hauptstadtfrage zu klären. Die Bundesversammlung entscheidet sich für Bern als Bundessitz der Schweiz. Lausanne, Luzern und Zürich sollen Standorte für andere hohe Institutionen des Bundes werden. So weit, so gut. Aber was wäre, wenn Chur als Hauptstadt ausgewählt worden wäre?

Spulen wir nochmals zum Anfang zurück. Dieses Mal steht auch Chur auf der Liste der Kandidaten. Und tatsächlich entscheidet sich die Bundesversammlung für die kleine, aber feine Stadt als Bundessitz. Damals wurde die Entscheidung vonseiten der Bundesversammlung mit der Sprachenvielfalt Graubündens begründet, die Deutsch, Italienisch und Romanisch umfasst. Seitdem versammeln sich die sieben Bundesräte im «Bündner Bundeschalet» in Chur. Es wurde zur Tradition, dass die Politikerinnen und Politiker während der Pausen ihrer Besprechungen eine Runde auf dem Quadereis drehen. Und natürlich gibt es jedes Jahr ein grosses «Bündner Bundesfest», bei dem Churer Fleischtorte und Capuns serviert werden.

Chalet für den Bundesrat: Das mit Photoshop bearbeitete Bild des Churer Theaterplatzes zeigt, wie es hätte sein können, wenn es ein «Bundeschalet» in Chur gegeben hätte. 
Chalet für den Bundesrat: Das mit Photoshop bearbeitete Bild des Churer Theaterplatzes zeigt, wie es hätte sein können, wenn es ein «Bundeschalet» in Chur gegeben hätte. 
Bild Giosch Netzer / Bearbeitung Photoshop Generative Filling 

Graubünden als Filmmekka

Sagt euch der Name D. W. Griffith etwas? Mit ihm reisen wir von New York nach Los Angeles. Wir schreiben das Jahr 1910. Es ist eine aufregende Zeit in dem kleinen Ort namens Hollywood, wo der angereiste Filmregisseur gerade seinen ersten Film produziert. Es war der Beginn eines amerikanischen Märchens. Der Griffiths-Film wird veröffentlicht und sorgt für Aufmerksamkeit. Nur ein Jahr vergeht, und Hollywood gewinnt rasch an Bekanntheit hinzu: Das erste Filmstudio öffnet seine Pforten und 15 weitere Unternehmen verlegen ihren Hauptsitz von New York nach Hollywood. Die kommenden Jahre sind von Glamour geprägt. In den 1920er-Jahren wird Hollywood zur Welthauptstadt der Filmindustrie. Der Rest ist Geschichte. Aber was wäre passiert, wenn in Graubünden ein Hollywood entstanden wäre?

Wir reisen erneut ins Jahr 1910. Dieses Mal finden wir uns aber im idyllischen Arosa wieder. Der renommierte Regisseur Felix Alpenstein ist mit seiner Filmcrew angereist. Es ist der Beginn des goldenen Filmzeitalters in Arosa. Der Film zeigt die später weltberühmten Aroser Berge, insbesondere das Weisshorn wird zur begehrten Kulisse für einige berühmte Filme. Arosa ist in aller Munde und nur etwa fünf Jahre nach Alpensteins Dreharbeiten werden die berühmten Filmstudios am Ufer des Arosa-Sees errichtet. Am Weisshorn prangt zwei Jahre später der Schriftzug «Aroserwood». In den folgenden Jahren entwickelt sich Arosa zum «Place to be» für Prominente, Filmemacher und Touristen. Fotos des «Aroserwood»-Schriftzugs verbreiten sich weltweit. Die Erzhorn Hills werden zum Lebensmittelpunkt bekannter Persönlichkeiten. Bis heute ist Arosa der Gastgeber der jährlichen Oscarverleihung mit einer anschliessenden Après-Ski-Party in der «Kuhbar». Und natürlich fahren die Stars mit ihren bescheidenen Autos, die mit dekorierten Kuhglocken geschmückt sind, durch die Strassen von Arosa.

Aroserwood statt Hollywood: Das Bild zeigt, wie das Weisshorn aussehen könnte, wenn Arosa zum Filmmekka geworden wäre. 
Aroserwood statt Hollywood: Das Bild zeigt, wie das Weisshorn aussehen könnte, wenn Arosa zum Filmmekka geworden wäre. 
Bild Archiv / Bearbeitung Photoshop Generative Filling 

Wie findet ihr die Vorstellung, dass es ein Hollywood in Arosa gegeben hätte?

Sehr lustig und interessant
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33%
Würde nicht gut ausgehen
23%
Spielt mir keine Rolle
5%
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Die Bündner Weinrevolution

Für dieses Szenario begeben wir uns nach Frankreich, genauer gesagt in die Region Champagne. Es ist das Jahr 1114. Der Bischof von Châlons-en-Champagne, Wilhelm von Champeaux, übergibt dem Benediktinerkloster Saint-Pierre-aux-Monts eine Eigentumsurkunde über den gesamten Klostergrundbesitz. Diese Urkunde wird später als Gründungsakte des Weinbaugebietes Champagne in die Geschichte eingehen.

Nun geht es ins Jahr 1670 und die Weichen für den bis heute bekannten Champagner werden gestellt: Aus dem einst stillen Weisswein wird ein Schaumwein. In den folgenden Jahrhunderten entwickelt sich der Champagner zu einem weltweit verbreiteten Luxusgetränk. Eine faszinierende Geschichte, oder? Doch wie wäre sie verlaufen, wenn anstelle des französischen Champagners ein Bündner Wein zum weltweiten Erfolg geworden wäre?

Wir drehen die Zeit also bis ins Jahr 926 zurück. Kaum zu glauben, aber seit diesem Jahr ist der Weinbau in Malans urkundlich belegt. Ein grosser Moment für die Bündner Herrschaft. Die Rebsorte Malanser Noir und der daraus gewonnene gleichnamige Rotwein erfreuen sich in den folgenden Jahren immer grösserer Beliebtheit. Als «Wein der Herrschaft» steigt seine Bekanntheit stetig. Jetzt befinden wir uns im 20. Jahrhundert und der Export des edlen Bündner Weins nimmt so richtig Fahrt auf. Der Malanser Noir etabliert sich weltweit als Apéro-Wein und macht Malans zu einer Pilgerstätte für Rotweinliebhaber. Zudem wird jedes Jahr das «Ernte-Malanser-Noir»-Fest rund um die Welt gefeiert.

Graubünden rund um die Welt: Anstatt des internationalen Luxusprodukts Champagner ist in unserem Szenario der Malanser Noir zum weltweiten Kassenschlager geworden.
Graubünden rund um die Welt: Anstatt des internationalen Luxusprodukts Champagner ist in unserem Szenario der Malanser Noir zum weltweiten Kassenschlager geworden.
Bild Freepik / Bearbeitung Photoshop Generative Filling 

Unerwartete Winterolympiade 1938 in Graubünden

Jetzt wird es sportlich. Es ist 1935 und wir befinden uns mitten in der heissen Phase des Bewerbungsprozesses für die Olympischen Spiele 1940. Ursprünglich gilt Rom als Favorit für die Ausrichtung, doch überraschend entscheidet sich Japan, ebenfalls zu kandidieren. Ein paar Wochen vergehen und die Situation spitzt sich schnell zu: Die Stadt Tokio bewegt Mussolini dazu, die römische Kandidatur zurückzuziehen. Und auch London zieht seine Kandidatur nach Verhandlungen mit Japan zurück. Trotzdem stocken Tokios Vorbereitungen, unter anderem wegen des umstrittenen «Meiji-Schrein»-Stadions. 1938 gibt Tokio schliesslich die Austragungsrechte zurück. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs fallen die Spiele 1940 jedoch aus. Erst zehn Jahre später finden in London die nächsten Sommerspiele statt. Aber was wäre geschehen, wenn nach Japans Absage im Jahr 1938 als Ersatz Winterspiele in Graubünden stattgefunden hätten?

Reisen wir also 83 Jahre zurück. Frischer Schnee bedeckt die Bündner Alpen und statt Tokios Hitze erwartet die Athletinnen und Athleten kühle Bergluft. Der Caumasee wird zur Bühne für spektakuläre Eissportevents, während sich in Davos Skiprofis aus der ganzen Welt den steilen Pisten stellen. Erstmals wird sogar die Disziplin «Alphorn-Synchronschwimmen» durchgeführt. Dafür wurde extra ein Becken in den Bergen ausgehoben und mit Schmelzwasser gefüllt. Zum Klang des Alphorns schwimmen die Sportbegeisterten synchron im eiskalten Wasser. Anstelle des üblichen Feuerwerks gibt es als Abschluss eine alpine Lichterparade: Tausende von Schafen und Ziegen, ausgestattet mit leuchtenden Glocken, ziehen in einem beeindruckenden Spektakel über die Berge.

Sportkulisse: Auf dem Caumasee in Flims würden gemäss des mit Photoshop generierten Bilds die Sportlerinnen und Sportler während der Olympischen Spiele Schlittschuh laufen.
Sportkulisse: Auf dem Caumasee in Flims würden gemäss des mit Photoshop generierten Bilds die Sportlerinnen und Sportler während der Olympischen Spiele Schlittschuh laufen.
Bild Archiv / Bearbeitung Photoshop Generative Filling 

Euch fallen noch mehr lustige «Was wäre wenn»-Szenarien ein? Dann schickt sie uns an online@suedostschweiz.ch oder erfasst sie als Kommentare. 

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur.

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