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Kult-Partyreihe am Ende: Das Bar&Pub in Tuggen ist bald Geschichte

Das Bar&Pub in Tuggen findet in diesem Jahr nach 20 Jahren zum letzten Mal statt. Das Partyverhalten der Menschen habe sich in den letzten Jahren verändert, begründen die Veranstalter den Entscheid.

Südostschweiz
29.08.23 - 11:28 Uhr
Leben & Freizeit
Grossandrang: Der internationale Star DJ Antoine lockte im Jahr 2013 die Massen ans Bar&Pub nach Tuggen.
Grossandrang: Der internationale Star DJ Antoine lockte im Jahr 2013 die Massen ans Bar&Pub nach Tuggen.
Pressebild

von Silvia Gisler

Mit rund einem Dutzend Bars in einem Zirkuszelt samt Bühne begann die 20-jährige Geschichte des Bar&Pub in Tuggen im Jahr 2003. Das in der Region damals noch eher unbekannte Konzept schlug ein wie eine Bombe. Die Partys waren legendär, der Besucherandrang gross, die Stimmung ausgelassen und ja, der Alkohol floss meist in Strömen. Die Partyreihe war auch bei Glarnerinnen und Glarnern dank des kurzen Anfahrtsweges sehr beliebt.

Nach drei Jahren wird statt ins Zirkuszelt in die grosse Halle auf dem Areal geladen. Einlass gibts nur noch ab 18 Jahren, die Anzahl Bars bleibt etwa gleich. Weil die Partys schon derart «trendy, berühmt und berüchtigt» sind, versucht man trotzdem irgendwie reinzukommen. Notfalls mit gefälschten oder ausgeliehenen Ausweisen – selten mit Erfolg. Denn: Zu dieser Zeit kommen viele Partygäste jeweils schon früh, die Halle ist mit 3000 bis 3500 Gästen schnell sehr gut gefüllt. In den Jahren 2009 und 2010 macht die Partyreihe negative Schlagzeilen. Aufgrund von Schlägereien kam es zu Polizeieinsätzen. Resultat: einige Verletzte und viel Kritik von Besuchern und natürlich den Medien. Trotzdem gingen die Partys weiter.

Bar&Pub – die Party des Jahres?

Als junge Erwachsene war es damals fast so etwas wie «ein Muss», mindestens einen Abend pro Partyreihe am Bar&Pub zu sein. Entsprechend wird noch heute erzählt, wie geflirtet, geknutscht, getrunken und getanzt wurde. Viele werden sich auch noch erinnern, dass der Weg zu den WCs stets ein Kampf, die Hitze vor der Bühne unvergleichlich, die Anmachen je später der Abend umso billiger waren. Es gehörte dazu – und irgendwie mochte man das ganze Drumherum ja auch. Dank «Nez Rouge» und später «Be my Angel» war auch der Heimweg ohne Trunkenfahrt möglich, für Nichttrinker gar lukrativ.

Zum absoluten Rekordjahr wurde 2013. Mit fünf House-Abenden haben die Organisatoren damals den Puls der Zeit getroffen. Was zieht, war aber oft schwierig einzuschätzen. Mal waren es Rockmusik und lokale Bands, dann waren diese plötzlich «out». House kam auf, ehe dieser zwischenzeitlich von Party-Schlager abgelöst wurde.

Ausgehverhalten verändert

In den letzten Jahren hat das Bar&Pub seinen einstigen Ruf als absoluter Partygarant verloren. Immer wieder machten auch Gerüchte die Runde, wonach dort regelmässig K.O.-Tropfen im Umlauf wären. Beweise gab es nie. Die riesige Halle wurde nach und nach etwas verkleinert. Zusätzliche Angebote mussten her, das Partylokal «Bandits» wurde mit integriert, und doch hat alles nur bedingt geholfen, um an die früheren Zeiten anzuknüpfen.

Das Ausgehverhalten hat sich in den 20 Jahren verändert. Es sei jetzt Zeit, etwas Neues anzugehen, sagen die Organisatoren um Rolf Marty, Adrian Steinegger und Marco Bisig. Deshalb sei nach dem diesjährigen Bar&Pub, welches an neun Abenden vom 4. November bis 29. Dezember stattfindet, mit einem lachenden und einem weinenden Auge Schluss. Zwar werde die Halle als Kultur-, Konzert- und Eventhalle auch in Zukunft weiter genutzt. Aber nicht mehr von den Machern des Bar& Pubs. Man dürfe jedoch gespannt sein.

Das Bar& Pub auf dem ZZ-Areal in Tuggen war bekannt für laute, feucht-fröhliche Partynächte – und Negativschlagzeilen. Nun findet die Kult-Partyreihe ein Ende.

Hätten ihr es gewusst?

•  Die Bar&Pub-Abende waren nie ausverkauft.
•  Bands wie die geheimen Sportsocken, Tempesta, Schlagrahm oder Rocktail sind früher am häufigsten aufgetreten.
•  In den ersten zehn Jahren kamen regelmässig rund 3000 bis 3500 Besucher.
•  In den letzten zehn Jahren nur noch durchschnittlich 2000 Personen pro Abend.
•  Es haben (inter-)nationale Grössen wie DJ Antoine, Stubete Gäng, Sido, Bushido, Rednex, Vengaboys, Micki Krause, Mia Julia, Melissa Naschenweng oder Isi Glück gespielt. (red)

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