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Meister zeitgenössischer Musik Peter Eötvös gestorben

Der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist am Sonntag in Budapest im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Das berichteten ungarische Medien unter Berufung auf seine Familie. Der international als Meister zeitgenössischer Musik gefeierte und lange in Deutschland aktive Künstler hatte sich von Zoltan Kodaly, Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez inspirieren lassen.

Agentur
sda
24.03.24 - 16:58 Uhr
Kultur
ARCHIV - Der ungarische Komponist Peter Eötvös, fotografiert im Bockenheimer Depot. Foto: Boris Roessler/dpa
ARCHIV - Der ungarische Komponist Peter Eötvös, fotografiert im Bockenheimer Depot. Foto: Boris Roessler/dpa
Keystone/dpa/Boris Roessler

Schon früh hatten ihn Vorstellungen vom Kosmos beschäftigt. Unter dem Eindruck der ersten Weltraum-Reise des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin 1961 entstand sein Opus No. 1, das Klavierstück «Kosmos». Später folgten zehn Opern und Orchesterstücke mit Titeln wie «Psychokosmos» (1993), «Seven - Memorial for the Columbia Astronauts» (2006) und «Multiversum», uraufgeführt im Oktober 2017 in der Hamburger Elbphilharmonie. Zugleich wurzelt seine Musik auch in den Traditionen der Volksmusik Ungarns und des Karpatenbeckens, wie bei seinem Lehrer Kodaly, einem der bedeutendsten Sammler und Bearbeiter dieses Musikgutes.

Geboren am 2. Januar 1944 im heute rumänischen Ort Odorheiu Secuiesc in Siebenbürgen, nahm Eötvös ab dem Alter von 14 Jahren bei Kodaly (1882-1967) Unterricht an der renommierten Budapester Franz-Liszt-Musikakademie. 1963 erhielt er sein Diplom als Komponist. Von 1964 bis 1966 studierte er mit einem Stipendium an der Musikhochschule Köln Dirigieren.

Noch als Student von Kodaly war der Teenager Eötvös als Auftragskomponist der Budapester Filmfabrik und grosser Budapester Theater gefragt. Köln hingegen war in den 60er-Jahren ein Zentrum der aufstrebenden Neuen Musik. Für Eötvös erschloss sich dort eine neue Welt. Karlheinz Stockhausen (1928-2007) holte ihn 1968 in sein Ensemble. Von 1971 bis 1979 arbeitete er am Studio für Elektronische Musik des WDR in Köln. In der internationalen Szene der zeitgenössischen Musik erwarb sich der junge Tonsetzer aus Budapest zunehmend Rang und Namen.

1979 holte ihn Pierre Boulez (1925-2016) zu dem von ihm gegründeten Ensemble Intercontemporain. 1998 schaffte Eötvös mit den «Drei Schwestern» nach Tschechow, uraufgeführt 1998 in Lyon, den internationalen Durchbruch als Opernkomponist.

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