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Das Kulturlokal ZAK ist tot, lang lebe das ZAK in Jona

Das Joner ZAK schliesst seine Tore – und irgendwie auch nicht. Das Kulturlokal, das Schweizer Grössen anlockte und lokale Künstler zu Schweizer Grössen machte, steht vor einem ungewissen Neuanfang.

Fabio
Wyss
27.03.23 - 20:50 Uhr
Kultur
Gemeinsame Sache: Pegasus-Sänger Noah Veraguth (Mitte) heizt im ZAK mit Fabian Imper (rechts) von Karavann ein.
Gemeinsame Sache: Pegasus-Sänger Noah Veraguth (Mitte) heizt im ZAK mit Fabian Imper (rechts) von Karavann ein.
Pressebild

Wenn Stadtpräsident Martin Stöckling ans ZAK denkt, dann fällt ihm Stiller Has ein. Eine Handvoll Konzerte der Band habe er im Joner Kulturlokal erlebt. Das letzte kurz vor dem Hinschied des Sängers Endo Anaconda. «Man merkt, wenn man über die Jahre eine Band verfolgt, wie man gemeinsam altert», sagt Stöckling, der auch den Rapperswil‑Joner Kulturrat präsidiert. Alt ist auch das ZAK geworden; so alt, dass es dem Ende zugeht – zumindest vorübergehend.

«Das ZAK schliesst seine Türen», teilt das Zentrum aktueller Kultur mit – so der eher unbekannte ausgeschriebene Name. In der Medienmitteilung vom Montag steht aber auch: «Klar ist, wir werden in einem neuen Gewand wiedereröffnen.» Was das konkret bedeutet, erklärt auf Anfrage Martin Ricklin, langjähriger Präsident. Das ZAK werde kontrolliert runtergefahren, sagt er.

Die Lichter gehen aus: das ZAK in Jona, eine schweizweit bekannte Marke. PRESSEBILD
Die Lichter gehen aus: das ZAK in Jona, eine schweizweit bekannte Marke. PRESSEBILD

Altes ZAK nicht mehr zeitgemäss

Die Problematik ist, dass das fast ein Vierteljahrhundert alte Konzept für das ZAK Jona nicht mehr dem heutigen Zeitgeist entspricht. «Die ganze Professionalisierung trifft auch uns», sagt Ricklin. Wochenende für Wochenende wurden Künstler mit enormem Aufwand auf die Bühne geholt – und das freiwillig.

«Am schönsten war es, wenn wir den Nerv der Zeit getroffen haben», sagt Ricklin. Etwa nach der Jahrtausendwende, als die Schweizer Hip-Hop-Szene aus Bern, Basel und dem Bündnerland im ZAK ein und aus ging. Doch das war zuletzt immer weniger der Fall. Denn auch das ZAK-Team ist gealtert. Es bräuchte eine neue Generation, um die Bedürfnisse der Jungen abzuholen. «Doch wer will heute schon gratis einen Klub führen?», fragt er rhetorisch.

Verlässlichkeit kostet etwas

Darum soll eine Geschäftsstelle gegründet werden. «Wenn Leute alles gratis machen, gibt es keine Verlässlichkeit, dass dies auch nachhaltig ist», begründet Ricklin. Auch fehle es an Jungen, die Verantwortung übernähmen. Für eine Geschäftsstelle sei dem ZAK von der Stadt finanzielle Unterstützung zugesichert worden, sagt der ausgebildete Kulturmanager.

«Wir steuern einen Teil des Budgets bei», bestätigt Stadtpräsident Stöckling. Um einen genauen Betrag zu nennen, sei es noch zu früh. Unbestritten sei aber, dass das Bedürfnis in der Stadt bestehe. «Für Jugendliche gibt es den Jugendtreff auf dem Zeughausareal, aber für über 18-Jährige fehlen Angebote», so Stöckling.

Unvergessen: Konzerte wie jenes von Patent Ochsner 2006. ARCHIVBILD
Unvergessen: Konzerte wie jenes von Patent Ochsner 2006. ARCHIVBILD

Diese Altersgruppe ist nun gefragt, damit das ZAK neben dem Bahnhof Jona eine Zukunft hat. Das Interesse sei ziemlich gross, spürt Ricklin. «Viele Junge sagen, es muss weitergehen.» Das bedinge aber, dass sie mitwirkten. Das neue ZAK soll breiter aufgestellt werden. Hierfür finden demnächst Veranstaltungen statt (siehe Hinweis am Ende des Artikels).

Ricklin selbst kann sich in Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit Musikschulen oder dem Blues ’n’ Jazz und neue Veranstaltungsformen vorstellen. Die genaue Ausgestaltung liege aber in den Händen der Jungen. «Auch ob das ZAK weiterhin ZAK heisst, bleibt offen.» Aber der Name sei schon eine Marke in der Schweizer Musikszene.

Die Bühne als Sprungbrett

Nicht nur das: Für Künstler aus der Region war es auch ein Sprungbrett auf grössere Bühnen. So etwa für Tobias Jensen und Fabian Imper aus Uetliburg. Bei einem Pegasus-Konzert im ZAK vor zehn Jahren schworen sie sich, selbst mal auf dieser Bühne zu stehen. Die Gründer der Band Karavann schafften in der Folge nicht nur das, sondern spielten schon am Moon & Stars in Locarno oder dem Gurtenfestival; ihre Songs sind mittlerweile im Radio zu hören. Mit dem ZAK ginge ein «gutes Stück Kultur- und Musikgeschichte» verloren, sagt Imper.

Auch «Stapi» Stöckling hofft, dass es nicht so weit kommt. «Ein Kapitel schliesst sich, ein neues tut sich auf. Das ZAK kann auf eine schöne, lange und erfolgreiche Geschichte zurückschauen. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr eine neue weiterschreiben können.» Für Nostalgiker finden bis Mitte Mai letzte Events statt – inklusive Abschiedsparty.

*Infoanlässe zur Zukunft des ZAK Jona: 22. Mai, 19:30 Uhr; 07. Juni, 19:30 Uhr.

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