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Trotz Folgen für Mensch und Natur: Graubünden zeigt sich noch nicht von seiner wärmsten Seite

Am Wochenende ist im Kanton verbreitet die 30-Grad-Marke geknackt worden. Von einer extremen Hitzewelle ist aber dennoch nicht die Rede. Klaus Marquardt von Meteonews klärt auf. 

Anna
Panier
10.07.23 - 15:32 Uhr
Klima & Natur
Warmer Sommer: In der ersten Juliwoche erreichten die Temperaturen in Graubünden teilweise Spitzenwerte.
Warmer Sommer: In der ersten Juliwoche erreichten die Temperaturen in Graubünden teilweise Spitzenwerte.
Symbolbild Freepik

Bis zu 35 Grad haben am Sonntag die Thermometer in Chur angezeigt. Wer sich draussen aufhielt, kam kaum mehr aus dem Schwitzen raus und obwohl die neue Woche etwas kühler startete, klettert das Quecksilber gleich wieder in die Höhe.

Am Dienstag erreichen die Temperaturen in Graubünden voraussichtlich gar Allzeithöchstwerte, wie Klaus Marquardt von Meteonews im Interview mit Radio Südostschweiz erklärt. Im Churer Rheintal bewegen sich die Temperaturen wegen des Föhns zwischen 36 und 37 Grad. «Der Spitzenwert für Chur im Juli liegt bei 38,1 Grad. Diesen Allzeit-Höchstwert erreichen wir knapp nicht, eine Platzierung in den Top fünf liegt aber drin», so der Meteorologe.

Kommt ihr gut klar mit der Hitze?

Auswahlmöglichkeiten

Auch wenn die Temperaturen Spitzenwerte erreichen, befindet sich Graubünden laut Marquardt noch nicht in einer klassischen Hitzewelle. Eine extreme Hitze bestehe in Graubünden aktuell nicht. «Es gibt einzelne Spitzentage, aber danach gehen die Temperaturen wieder zurück. In der Vergangenheit gab es wesentlich extremere Ereignisse.»

Perfektes Badiwetter: Bei diesen Temperaturen zieht es viele in die Höhe oder ans Gewässer.
Perfektes Badiwetter: Bei diesen Temperaturen zieht es viele in die Höhe oder ans Gewässer.
Bild Olivia Aebli-Item

Hitze erreicht sogar die Bündner Berge

In den höheren Gebieten wird es laut Marquardt die kommenden Tage ebenfalls sehr warm. Die Nullgradgrenze steigt auf etwa 4500 Meter. Auf 2000 Meter, was etwa der Höhe des Dreibündensteins entspricht, herrschen dementsprechend Temperaturen von rund 20 Grad. «Die Gletscher leiden», betont Marquardt und ergänzt: «Aktuell schaut es zudem nicht danach aus, dass eine kühlere Periode eintrifft. Es bleibt mittelfristig sehr warm.» 

Für Wanderinnen und Wanderer scheinen die milden Temperaturen ideal. Die Wärme kann aber auch ziemlich schnell zum Feind werden, vor allem dann, wenn man sich selbst überschätzt, zu wenig trinkt oder bei Höchstwärme unterwegs ist. «Am besten bricht man früh auf, sodass man die grösste Anstrengung schon hinter sich hat, bevor es richtig heiss wird», lautet Marquardts Ratschlag.

«Am besten bricht man früh auf, sodass man die grösste Anstrengung schon hinter sich hat, bevor es richtig heiss wird.»

Klaus Marquardt, Meteorologe bei Meteonews

Ebenfalls rät der Meteorologe Wanderinnen und Wanderern, das Wetter zu «checken», bevor sie aufbrechen. Aktuell scheine die Wetterlage in Graubünden sehr sommerlich, es bestehe aber trotzdem ein kleines Gewitterrisiko, sagt Marquardt. «Den Menschenverstand einschalten ist sicherlich die beste Versicherung. Das heisst: Falls Gewitter möglich sind, sollten die Touren entsprechend geplant werden.» 

Bündner Landwirtschaft hofft auf Regen

Auswirkungen hat das warme Wetter auch auf die Bündner Landwirtschaft. Gemäss Thomas Roffler, Präsident des Bündner Bauernverbandes, sind die Wasserquellen zwar nach wie vor gut gefüllt, jedoch kann das Pflanzenwachstum bei andauernder Trockenheit beeinträchtigt werden. Im Interview mit TV Südostschweiz betont Roffler: «Die Bündner Bäuerinnen und Bauern wünschen sich momentan Regen, um die Kulturen zu schützen und den Ertrag zu erhalten.»

Vielfach zu trocken in der Südostschweiz: Bleiben die Niederschläge aus, hat dies Folgen auf die Landwirtschaft. 
Vielfach zu trocken in der Südostschweiz: Bleiben die Niederschläge aus, hat dies Folgen auf die Landwirtschaft. 
Symbolbild Nicole Nett

Als grösste Herausforderung betitelt der Bauer die Länge der Wetterphasen. In den letzten Jahren habe man beobachten können, dass über längere Zeit anhaltend gleiches Wetter herrsche. «Das macht mir Sorgen», betont Roffler und führt aus: «Ob lange nass oder lange trocken – beides ist schlecht. Ideal ist eine ausgeglichene Wetterlage mit Regen und Wärme.»

Trotz der Herausforderungen, die das Wetter für die Landwirtschaft aktuell mit sich zieht, bleibt Roffler positiv. «Das Wetter wird immer ein unberechenbarer Faktor bleiben und macht nicht immer das, was wir Menschen wollen. Das, was Bäuerinnen und Bauern beeinflussen können, wie beispielsweise intakte Wasserzuleitungen, machen sie auch.» Schlussendlich sei die Natur aber nicht planbar.

Das sagt Thomas Roffler über die Massnahmen mit den Wasserfassungen in den Berggebieten gegenüber TV Südostschweiz:

Video TV Südostschweiz

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur.

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