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Anfragen bei der Selbsthilfe Graubünden haben sich verdoppelt

Bündnerinnen und Bündner holen sich vermehrt Hilfe bei Selbsthilfegruppen. Und es werden immer mehr Anfragen: Denn die psychischen, sozialen und gesellschaftlichen Probleme haben stark zugenommen.

Nicole
Nett
06.04.24 - 16:00 Uhr
Graubünden
Öffnungszeiten verlängert, weil die Nachfrage immer grösser wird: Jürg Feuerstein und sein Team vermitteln immer mehr Menschen, die Hilfe in Selbsthilfegruppen suchen.
Öffnungszeiten verlängert, weil die Nachfrage immer grösser wird: Jürg Feuerstein und sein Team vermitteln immer mehr Menschen, die Hilfe in Selbsthilfegruppen suchen.
Bild Olivia Aebli-Item

Sorgen nach dem Ende einer Beziehung, Ängste bei Brustkrebserkrankung oder Süchte wie Alkohol: Für solche Themen und noch mehr gibt es Selbsthilfegruppen. Nachfragen, auch telefonische Auskünfte, haben dort massiv zugenommen, wie Jürg Feuerstein, Leiter Kontaktstelle Selbsthilfe Graubünden, verrät. Im vergangenen Jahr wurden fast doppelt so viele Beratungen verzeichnet wie im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Deshalb verlängert die offizielle Kontaktstelle ab dem 15. April ihre Öffnungszeiten. «Wir wollen den Leuten die Gelegenheit geben, sich Hilfe holen zu können, gleichzeitig möchten wir dem Ansturm gerecht werden», so Feuerstein. Es werden alle Anfragen entgegengenommen und die Leute in die jeweiligen Gruppen vermittelt.

«Wir wollen dem Ansturm gerecht werden.»

Jürg Feuerstein, Leiter Kontaktstelle Selbsthilfe Graubünden

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Auswahlmöglichkeiten

Immer mehr psychische Probleme

Wenn das Licht am Ende des Tunnels nicht sichtbar ist: Psychische Probleme nehmen in der Bevölkerung stark zu. 
Wenn das Licht am Ende des Tunnels nicht sichtbar ist: Psychische Probleme nehmen in der Bevölkerung stark zu. 
Bild Envato

Angestiegen sind laut Feuerstein vor allem die Anfragen im psychischen Bereich. Die Gründe dahinter seien vielfältig. Es habe aber oft mit gesellschaftlichen Problemen zu tun. «Depressionen, aber auch Narzissmus sind ein grosses Thema geworden – auch bei Jüngeren», sagt er. Pro Tag kämen etwa fünf Anfragen nur zum Thema Narzissmus. Auch die Coronasituation sei noch nicht vergessen: Für Long-Covid-Betroffene musste die Selbsthilfe Graubünden sogar eine zweite Selbsthilfegruppe gründen.

Zwei neue Gruppen wurden ebenfalls in diesem Jahr gegründet: Zum einen ist das eine Gruppe für Menschen mit chronischen Erschöpfungssyndromen und eine weitere für Brustkrebsbetroffene. «Es freut uns, wenn die Leute unsere Angebote nutzen. Wir sind auch offen, neue Gruppen zu gründen», sagt Feuerstein. Je mehr Gruppen vorhanden seien, desto mehr Anfragen würden gestellt. «Ich bin überzeugt, dass auch in Zukunft die Nachfrage nach Selbsthilfegruppen immer mehr zunehmen wird.»

«Es freut uns, wenn die Leute unsere Angebote nutzen.»

Jürg Feuerstein, Leiter Kontaktstelle Selbsthilfe Graubünden

In den Selbsthilfegruppen können sie unter Gleichgesinnten über dieselben Probleme sprechen. «Wenn Leute Hilfe brauchen, sollen sie sich Hilfe holen und diese bekommen», sagt Feuerstein. «Die Hauptsache ist, dass es ihnen letztendlich wieder besser geht.»

Mehr zum Thema gibt es im Sendungsbeitrag von Radio Südostschweiz:

Seit 25 Jahren ist die Selbsthilfe Graubünden Kontakt-, Anlauf- und Beratungsstelle für alles rund um das Thema Selbsthilfe. Sowohl Betroffene wie auch Angehörige können kostenlos Kontakt aufnehmen und Selbsthilfegruppen besuchen. Mehr Informationen zu den Angeboten sind auf der Website zu finden. Ab dem 15. April werden die Beratungen telefonisch oder vor Ort an folgenden Tagen angeboten: montags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr. Auskunft zu den Dienstleistungen und Angeboten erteilt die Selbsthilfe telefonisch unter 081 353 65 15 oder per Mail.

Nicole Nett schreibt und produziert hauptsächlich Geschichten für «suedostschweiz.ch». Die gelernte Kauffrau hat Multimedia Production studiert und lebt in der Bündner Herrschaft. Sie arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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