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Mit der Impfung kehren die Protestler zurück

In Rapperswil‑Jona kündigt sich zum wiederholten Mal ein Coronaprotest an. Diese Woche wehren sich Impfgegner gegen «Kinderimpfungen». Doch was meinen sie damit?

Fabio
Wyss
10.10.22 - 17:08 Uhr
Ereignisse
Protest im Jona Center angekündigt: Ins Impfzentrum im Jona Center gehen nächsten Donnerstag wohl nicht nur Impfwillige.
Protest im Jona Center angekündigt: Ins Impfzentrum im Jona Center gehen nächsten Donnerstag wohl nicht nur Impfwillige.
BILD ARCHIV

Wäre gerade der 1. April, wäre der Fall klar. Der Flyer, der in einschlägigen Telegramchats kursiert, wirkt wie ein Scherz. «Stoppt Kinderimpfungen» steht darauf. Von einer «Kinder-Impfkampagne» im Jona Center ist gar die Rede. Auf Anfrage der «Linth-Zeitung» wissen weder die Polizei, die Stadt Rapperswil‑Jona noch der Kanton etwas von einem geplanten Aufmarsch.

Insbesondere ist man beim St. Galler Gesundheitsdepartement überfragt, was es mit der sogenannten «Kinder-Impfkampagne» auf sich haben könnte. Klar ist: Ab Donnerstag kann man sich im Impfzentrum Rapperswil‑Jona einen Booster gegen Covid-19 verabreichen lassen. Diese zweite Auffrischimpfung ist für Personen ab 16 Jahren kostenlos. Für gesunde Kinder und Jugendliche empfiehlt der Kanton keine Impfung. Der Booster richtet sich in erster Linie an ältere und besonders gefährdete Menschen (siehe «Linth-Zeitung» vom Montag).

Neuheit im Kanton: Ein Protest an einem St. Galler Impfzentrum gab es noch nie. SCREENSHOT TELEGRAM
Neuheit im Kanton: Ein Protest an einem St. Galler Impfzentrum gab es noch nie. SCREENSHOT TELEGRAM

Impfprotest – ein Novum

Der geplante Protest überrascht denn auch Gildo Da Ros, Generalsekretär des kantonalen Gesundheitsdepartements: «Bislang haben bei unseren Impfzentren noch keine Aktionen im Sinne eines organisierten Protests stattgefunden.» Bei mobilen Impfteams sei es hingegen schon vorgekommen, dass einzelne Personen ihren Unmut gegen die Impfung kundgetan hätten.

Ebenfalls Erfahrung hat man in der Kantonshauptstadt mit einer unbewilligten Demonstration gegen die Maskenpflicht an Schulen. «Diese Personen wurden von der Polizei nett darauf hingewiesen, dass solche Proteste bewilligungspflichtig sind. Dies hat zur Auflösung der Aktionen beigetragen», sagt Da Ros. Acht renitente Personen wurden angezeigt.

Keine Bewilligung der Stadt

Von Protesten gegen Coronamassnahmen kann die Stadt Rapperswil‑Jona ein Liedchen singen. Die zwei Demonstrationen im letzten Jahr gehören zu den grössten der Schweiz. Die erste war nicht bewilligt, die zweite schon.

Die Aktion im Impfzentrum vom nächsten Donnerstag ist allerdings etwas anders gelagert. Nicht nur, weil die ominösen «Kinderimpfungen» wohl nicht Tausende an den oberen Zürichsee locken werden. Sondern, weil die Stadt gar nicht erst für eine Bewilligung angefragt wurde. Dies allerdings völlig zurecht, wie Stadtschreiber Reto Rudolf erklärt.

Der Grund dafür liegt am Veranstaltungsort, dem Jona Center. Hierbei handelt es sich um ein privates Grundstück. «Eine Bewilligung auf Privatgrund braucht es von der Stadt erst ab einer Grösse von mehr als 200 Personen», so Rudolf. Somit liegt es an den Betreibern des Einkaufszentrums, ob sie so eine Kundgebung dulden oder nicht. Dies bleibt unklar. Die Verwaltung des Jona Center war am Montag nicht erreichbar.

Die Kantonspolizei will nun mit der zuständigen Firma in Kontakt treten. «Wenn nötig werden wir Hilfestellung leisten», sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi. Er rechne am Donnerstag aber nicht mit einem grossen Protestaufmarsch. Dieser dürfte ähnlich bescheiden sein wie die Nachfrage nach Kinderimpfungen.

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