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Hallenbad-Vorschlag belebt auf Eis gelegte Lido-Debatte

Soll zusätzlich zum Freibad Lido ein Hallenbad gebaut werden? Diese Frage will der Sportrat von Rapperswil-Jona klären. Das Gremium bezieht die Bevölkerung in die Diskussion mit ein. Die Zeit drängt.

Fabio
Wyss
13.10.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Dani Alge  Sportrat von Rapperswil-Jona
Wie weiter mit dem Lido in Rapperswil-Jona? Das Freibad muss neu gebaut werden. Dabei ist auch ein Hallenbad im Gespräch.
BILD PHILIPP BAER

Das Lido in Rapperswil‑Jona ist eines der Sorgenkinder der Stadt. Den Neubau des Freibads sistierte der Stadtrat vor Jahresfrist – wegen Kostenüberschreitungen von mindestens fünf Millionen Franken.

«Das gescheiterte Projekt ist passé», sagt Sportrat Dani Alge. Und blickt nach vorne: «Für ein neues Projekt liefern die Erfahrungen daraus aber wichtige Erkenntnisse.»

Standort bietet Synergien

Von einem erneuten Neubau wird derzeit höchstens hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Beim ehemaligen Sportförderpreis-Gewinner Alge und anderen Sporträten kreisen die Gedanken aber schon länger um die Zukunft des Freibads. Der Tenor lautet: Es sei zumindest in Erwägung zu ziehen, zusätzlich ein Hallenbad zu bauen. Zu diesem Schluss kommt Alge, weil der Standort im Südquartier Synergien bietet: «Mit der Abwärme des angrenzenden Eisfelds könnte ein Hallenbad energetisch sinnvoll beheizt werden.» Diese Konstellation Eisfeld und Hallenbad existiere und beweise sich hierzulande schon dutzendfach.

Und Bedarf für ein öffentliches Hallenbad in Rapperswil-Jona sieht der Familienvater ebenfalls. Dafür verweist er auf die aktuelle kantonale Sportstudie, die heuer erstmals Rapperswil‑Jona genauer betrachtete (Ausgabe vom 2. Oktober). Laut dieser Befragung würden über 13 Prozent der Bevölkerung – also rund 3500 Bürger – ein öffentliches Hallenbad begrüssen.

Doch ist das wirklich nötig? Immerhin verfügt die Stadt bei den Schulhäusern Paradies-Lenggis, Schachen und Hanfländer bereits über drei Lehrschwimmbecken. «Die kleinen 20-Meter-Becken teilen sich Schulen, Vereine und die Öffentlichkeit», entgegnet Alge. Sinnvoller wäre ein Bad, das den ganzen Tag allein für Badegäste offenstehe und dank der Beckenlänge von mindestens 25 Metern auch ganzjährig Leistungssport ermöglichen würde.

In diesem könne dann spezifisch auf die Bedürfnisse von Badenden, Streckenschwimmern oder Gesundheitssportlern wie Aqua-Joggern eingegangen werden. Alge ist überzeugt: «Jeder weiss, wie schön das Lido ist. Ein Hallenbad kombiniert mit der attraktiven Seeanlage kann zu einem Treffpunkt für Jung und Alt, Familien und Sportler werden.»

Schwimmende Sportmuffel

Wieder kommt Alge auf die Studie zu sprechen. In Rapperswil-Jona nennen Nichtsportler Schwimmen als favorisierte Sportart (siehe Tabelle). «Es muss doch das Ziel sein, dass genau dieser Teil der Bevölkerung zu einem gesunden Sporttreiben motiviert werden kann», findet der Sportlehrer Alge.

Das alles klingt erst mal gut. Die Bodenverhältnisse beim Lido liessen aber schon vor Jahresfrist die Baukosten überborden. Ursprünglich waren 27,5 Million Franken veranschlagt. Ein Hallenbad dürfte schnell das Doppelte kosten, wie ein Baufachmann überschlagsmässig vorrechnet. Dazu kommen zusätzliche Betriebskosten.

Alge möchte allfällige Rechenspielereien und Machbarkeiten Experten überlassen. Sagt aber: «An der Bürgerversammlung zum letzten Lido-Projekt standen nicht die Kosten im Zentrum, sondern die Frage: Weshalb plante die Stadt nicht grösser?» Der Sportrat will nun aufzeigen, dass die Bevölkerung ein Hallenbad will. Dem Stadtrat wolle man «ein gutes Gefühl geben, diese Option vertiefter abzuklären».

Hinter Kulissen läuft die Planung

Das Timing dafür ist knapp, könnte aber besser nicht sein: Aus Behördenkreisen ist zu vernehmen, dass der Stadtrat von Rapperswil-Jona bis Ende Jahr entscheiden will, wie es mit dem Lido weitergeht. Schon jetzt steht fest, dass Stadtrat Luca Eberle einem Hallenbad nicht grundsätzlich abgeneigt ist. Als Anfang Monat die Stadt an einer Veranstaltung die Sportstudie präsentierte, sagte er zu den Ergebnissen: «Ich nehme das mit Blick auf den Neubau des Lidos zur Kenntnis.»

In der Zwischenzeit organisiert der Sportrat eine Veranstaltung für die Bevölkerung. Diese findet am 19. November statt. Die Örtlichkeit soll demnächst bekannt werden, sagt Alge. An diesem Forum würden dann «bekannte Persönlichkeiten» aus Rapperswil‑Jona über den Nutzen eines Hallenbads diskutieren.

Am Forum soll eine Interessensgemeinschaft entstehen. So will der Sportrat die verschiedenen Bedürfnisse aus der Bevölkerung einholen und in einem zweiten Schritt dem Stadtrat vorlegen.

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