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FC Eschenbach muss Wasser aus dem Kanton Schwyz einkaufen

Den Rasen auf einem von vier Fussballfeldern musste Karl Kühne, ehemaliger Gemeinderat und Platzwart beim FC Eschenbach, bereits absterben lassen. Dies, weil die Gemeinde kein Wasser mehr liefern kann. Kühne kritisiert die Behörden – und wird bei der Rettung der übrigen drei Fussballfelder kreativ.

07.08.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Seit 45 Jahren ist Karl Kühne beim FC Eschenbach dafür zuständig, dass die Spiele auf einwandfreiem Rasen ausgetragen werden. Eine Situation wie jetzt hat er noch nie erlebt: «Gestern vor einer Woche hat uns die Gemeinde gesagt, dass wir kein Wasser mehr beziehen können, um den Rasen zu bewässern.» Bereits eine Woche zuvor sei das Wasser rationiert worden.

Wasser aus Steinbruch und Schwyz

Einen von vier Plätzen musste Kühne bereits verdorren lassen. «Beim Anblick des braunen Platzes schmerzt das Fussballerherz», sagt Kühne. Für die anderen drei wurde er kreativ. «Wir brauchen die Plätze schliesslich, und wenn ich sie austrocknen lasse, steigt die Verletzungsgefahr.»

Während er erzählt, fährt ein Bauer mit seinem Traktor und einem 15-Kubikmeter-Tankwagen auf den nahegelegenen Parkplatz. Sein Laster ist gefüllt mit Wasser aus einem Steinbruch in Eschenbach. «In Sandsteinbrüchen gibt es oft unterirdische Seen zur Lagerung der Steine. Da es sich nicht um Grundwasser handelt und es auch kein See oder Fluss im eigentlichen Sinn ist, konnte ich organisieren, dass wir einen Teil dieses Wassers beziehen dürfen.» Um einen Meter darf Kühne den unterirdischen See absenken. «Sobald es wieder regnet, füllt er sich wieder, und legal ist es auch», weiss Kühne.

Für Karl Kühne ist klar: «In der Gemeinde hat jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht.»

Weiter arbeitet er mit einem Transporteur aus dem Kanton Schwyz zusammen. «Dort ist die Lage noch nicht so prekär wie in St. Gallen, und wer eine Berechtigung hat, darf noch Wasser aus Seen und Flüssen entnehmen.» Kostenpunkt für den Transport: 160 Franken pro Stunde. Beim Bewässern helfen neben dem Bauern auch zwei pensionierte Vereinsmitglieder. Gestört werden sie hin und wieder von empörten Einwohnern. «Die weisen uns jeweils darauf hin, dass die Gemeinde Wasser sparen müsse und wir doch das knappe Trinkwasser nicht für die Fussballplätze brauchen könnten», sagt Kühne und schmunzelt. «Wenn wir uns erklären, ist das Verständnis jeweils gross.»

Viel Arbeit und hohe Kosten

Die Arbeit ist mühsam: Weil das Wasser weniger sauber ist als das Trinkwasser, das üblicherweise durch die Bewässerungsanlage fliesst, verstopfen immer wieder Düsen. Kühne rennt von einem Schlauch zum nächsten, setzt die Verbindungsteile wieder zusammen, wo sie aufgrund des erhöhten Wasserdrucks auseinanderfallen. «So habe ich wenigstens immer wieder eine kalte Dusche», sagt er und lacht.

Dass er damit gute Miene zum bösen Spiel macht, zeigen die Kosten, welche die kreative Bewässerung erfordert: «Wenn ich die Transportkosten und den Aufwand für die Neupflanzung des Rasens, den wir absterben lassen mussten, über den Daumen gepeilt zusammenrechne, so kostet die Unfähigkeit der Gemeinde, ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen, den Verein gut und gerne 10 000 Franken.»

Erbost ist Kühne auch darüber, dass die Behörden es überhaupt so weit kommen liessen: «Es gehört zu den Aufgaben einer Gemeinde, die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen», weiss der ehemalige Gemeinderat. «Seit 2003 wurde keine neue Quelle erschlossen. In der gleichen Zeit stieg die Bevölkerung aber um 2000 Personen an. Dass das irgendwann nicht mehr aufgehen wird, müsste jedem klar sein.»

Und noch etwas habe Kühne «stinkhässig» gemacht: «Vor rund zwei Wochen musste ich in der Zeitung lesen, dass das Schutzareal im Bifang aufgehoben wird.» Dort hätte laut Kühne neues Wasser gefasst und dem Reservoir zugeführt werden können. «Irgendjemand hat auf der Gemeinde in den letzten 15 Jahren seine Hausaufgaben nicht gemacht», ist er überzeugt. «Wozu bezahlen wir denn Anschlussgebühren und das Wasser, das wir beziehen?», fragt er rhetorisch.

Gemeinde weist Kritik zurück

Bei der Gemeinde ist man sich keiner Schuld bewusst: «Dass in der aktuellen aussergewöhnlichen Situation kein Trinkwasser verwendet werden darf, um Rasen zu wässern, ist nur vernünftig und mit dem FC abgesprochen», sagt Gemeindepräsident Josef Blöchlinger. «Der Fussballklub organisiert sich jetzt anders, das ist lobenswert.»

Dass der Wassermangel in Schmerikon und Eschenbach am akutesten ist, habe damit zu tun, dass nur diese zwei Kommunen im Linthgebiet hauptsächlich auf Grund- und Quellwasser angewiesen seien. «Alle anderen können auf Seewasser zurückgreifen, dort ist die Lage deshalb scheinbar noch nicht so prekär.»

Was das Schutzareal Bifang angeht, sagt der zuständige Gemeinderat Reto Gubelmann: «Der Kanton ist für die Nutzung von Quellen und Grundwasser zuständig. Im Rahmen der langfristigen Gemeinde-Wasserversorgungsplanung haben wir geprüft, mit welchem Aufwand und Nutzen sich Schutzareale in eine Schutzzone überführen lassen.» Dazu sei ein Auflageverfahren notwendig. «Weil die Quelle aber relativ wenig ergiebig ist, kamen wir zum Schluss, dass sie nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Deshalb haben wir das Schutzareal aufgelöst.» Dazu komme, dass in der aktuellen Trockenperiode fast kein Wasser zutage komme.

Bei der Gemeinde ist man sich indes keiner Schuld bewusst: Man befinde sich in einer Ausnahmesituation.

Blöchlinger ist überzeugt, dass die Quellen, welche die Wasserversorgung Eschenbach nutzt, auch in der Zukunft ausreichen werden. «Wir haben es mit einer absoluten Ausnahmesituation zu tun. Weitere Vorkommen zu erschliessen, ist derzeit nicht angezeigt.»

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