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«Mit Karte, gerne»

Immer häufiger antwortet unsere Autorin an der Kasse oder im Restaurant dem Personal mit «Kanni bitte mit Karta zahla?». Und damit ist sie nicht alleine.

27.09.23 - 16:28 Uhr
Viel lieber digital: Bargeld geht nur noch selten durch die Hände der Autorin. 
Viel lieber digital: Bargeld geht nur noch selten durch die Hände der Autorin. 
Bild Envato

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Vor Kurzem habe ich mich zwischen sperrige Bananenkisten und staubige Ecken gewagt – ich bin umgezogen. Verschiedene Möbel, Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände haben ein neues Zuhause gefunden. Während dieser Zeit musste mein persönliches «Kässeli» seinen alten Ort verlassen. Als ich den (spärlichen) Geldvorrat in den Händen hatte, wurde mir wieder einmal bewusst, wie selten ich Bargeld nutze.

Früher war das anders: Das Kässeli war für mich mein ganzes Erspartes. Es war der Weg zu einem neuen Kleidungsstück oder Spielzeug. Ein altes Konfitürenglas diente damals als Sparkasse und war regelmässig ziemlich schwer und kaum mehr zu tragen. Was nicht bedeutete, dass besonders viel Geld drin war. Viele 20-Rappen-Stücke können schwer sein. Es kam vor, dass sich Euro- oder Pfund-Münzen aus vergangenen Ferien in das Glas verirrten. Ein nettes Andenken eigentlich.

Heute bleibt das übrige Kleingeld oft im Konfitürenglas liegen. Kleinste Beiträge von 1.30 Franken bezahle ich mit einer praktischen schweizerischen Zahlungsapp oder mit der Karte. Selten gebe ich Trinkgeld in bar und ich weiss, dass ich das ändern sollte. Auch mein Umfeld zieht immer häufiger die Karte, als dass Münzen hervorgekramt werden.

Diese Entwicklung liegt im Trend. Laut der Zahlungsmittelumfrage der Schweizerischen Nationalbank verschiebt sich die Zahlungsmittelnutzung von Bargeld hin zu bargeldlosen Zahlungsmitteln. Die Entwicklung war im Jahr 2022 jedoch langsamer als in den Jahren zuvor. «Insbesondere Bezahlapps dürften für die Bevölkerung in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen», heisst es vonseiten der Nationalbank. Jedoch wird in der Auswertung genannt, dass nahezu die gesamte Bevölkerung in Zukunft zwischen Bargeld und bargeldlosen Zahlungsmitteln wählen möchte.

Zu welcher Zahlungsmethode greift ihr am häufigsten?

Auswahlmöglichkeiten

Wenn wir über die Landesgrenzen hinaussehen, ist zu beobachten, wie sehr die Frage über die Notwendigkeit des Bargelds polarisiert. «Lasst uns das Bargeld und lasst die Verfassung!», titelt die österreichische «Kronen Zeitung». Auch hierzulande wird die Debatte zur Abschaffung von Bargeld seit vielen Jahren geführt. An manchen Orten wird das Bezahlen unmöglich gemacht. Beispielsweise haben Open Airs wie das Open Air Lumnezia bargeldlose Systeme eingeführt. Grundsätzlich gilt in der Schweiz eine Annahmepflicht von Bargeld, die aber umgangen werden kann. Der Weg hin zu der kompletten Digitalisierung des Zahlungsverkehrs müsste wohl noch einige Hürden meistern. Das würde noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern.

Bargeld wird so schnell nicht verschwinden. Mein Konfitürenglas kann also auch am neuen Zuhause Kleingeld sammeln, welches irgendwann sinnvoll eingesetzt werden kann. Beispielsweise als Erspartes für eine anstehende, langersehnte Reise, von der wohl einer der nächsten Zillennials-Artikel der Autorin handeln wird.

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Sie sind ja schon sehr praktisch, diese Debit-/Kreditkarten etc., aber alles hat 2 Seiten und es kommt immer auf die Situation an. Ich habe immer Bargeld und Debitkarten bei mir, komme was wolle. Je nachdem bezahle ich zwischendurch schon mal mit der Karte (je nach Höhe des Betrages), meistens aber bar und in den Restaurants sowieso. Ich selber spüre schon einen Unterschied (gefühlsmässig) ob ich etwas z.B. mit einer 50-er oder 100er Note bezahle oder den Betrag mit der Debitkarte begleiche, vermutlich auch weil mir als älterer Jahrgang immer bewusst ist, dass das Geld ja zuerst einmal verdient werden muss. Aber ich finde es gut, dass uns Konsumenten verschiedene Bezahlungsmöglichkeiten geboten werden und dass man uns älteren Semester auch eine gewisse "Bezahlungsfreiheit" zugesteht. So hoffe ich, dass wir noch lange mit Bargeld bezahlen können, wie es z.B. die Deutschen (75 %) und die Österreicher (80 %) auch wünschen.

prolitteris