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Darum ist das lineare Fernsehen für mich tot

Unser neuestes Mitglied spricht über seine alte Liebe – das lineare Fernsehen.

Jürg Abdias
Huber
29.03.23 - 20:11 Uhr
Bild Envato / Montage

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Hallo erst mal, ich bin der Neue. Der Neue, der seit über fünf Jahren mit seinem Zürcher Dialekt stolz durch die Churer Gassen flaniert und mit der 30 auf dem Rücken zur Sorte Millennials gehört. Und was ist uns Millennials aus unserer Kindheit heilig? Jep, das gute alte Fernsehprogramm. In einer Zeit, als es noch kein «Schtriming» gab. Als Netflix noch Konkurrent von der amerikanischen Videothek-Kette Blockbuster Inc. war und das Plus bei Disney nur in der Buchhaltung eine Rolle spielte. 

Schon damals in meiner Jugend hatten wir einen Haufen Sender in unserem grauen Röhrenfernseher aus dem Hause Grundig. Aber eine Senderfamilie hat es mir und auch meinen Freunden damals besonders angetan. Die RTL Group. Die Rede ist jedoch nicht vom Hauptsender RTL – um Gottes willen. Nein! Bitte nicht! Ich spreche natürlich von Super RTL und RTL II. 

Kurz zusammengefasst, war der Familiensender Super RTL eine animierte Unterhaltung mit Mehrwert. «Spongebob Schwammkopf», «Kim Possible», «Disney Grosse Pause», «Ducktales», «Gummibärenbande». Sendungen, von denen man heute noch im Freundeskreis schwärmt und die mittlerweile einen festen Platz in der Popkultur haben. 

Super RTL fütterte uns damals mit Perlen aus dem amerikanischen Raum, und RTL II liess uns damals in diese noch unbekannte Welt namens Anime eintauchen. Man durfte dem Meisterdetektiv Conan in seiner gleichnamigen Serie beim Ermitteln zuschauen, man wollte so Fussballspielen wie Tsubasa in «Captain Tsubasa» oder so stark sein wie Son Goku aus «Dragon Ball». Konsumiert wurden diese Perlen aus Japan damals stets am Sonntag. Man stand früh auf, und nach dem Frühstück gab es die geballte Ladung an Animes – und das fast für den ganzen Tag. Hach, waren das schöne Zeiten vor meinem grauen Grundig. 

Aber diese Zeiten sind vorbei – getötet vom Internet. Und das ist auch gut so. Das lineare Fernsehen hatte für mich und viele andere Menschen auf diesem Planeten seine Glanzmomente. Aber heute funktioniert dieses Konzept einfach nicht mehr. Damals hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich schaue jetzt an, was gerade läuft – oder nicht. Heute sind wir frei und nicht mehr abhängig vom linearen Fernsehen. Dank Youtube und den eben erwähnten Streaminganbietern haben wir die Möglichkeit, das zu schauen, worauf wir gerade Bock haben. Dank Streaming kann ich eine Serie von der ersten Episode an bis zur letzten Episode in aller Ruhe geniessen. Filmklassiker, die auf meiner Watchliste stehen, kann ich dank Streaming locker nachholen. Ich möchte meine Tage nicht mehr nach Sendezeiten ausrichten. Dafür kann ich schauen, was ich will, wann ich will und wo ich will. Ein TV-Abo habe ich nicht – warum auch? 

Streamingdienste sind weiterhin auf dem Vormarsch, und die Glotze siecht dahin. Ruhe in Frieden, lineares Fernsehen. Es war schön mit dir, aber deine Zeit ist vorbei. 

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