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And the Darwinner is …

Unser Autor hat sich selbst den Darwin-Award der Woche verliehen.

05.04.23 - 16:30 Uhr
Facepalm: Was Jean-Luc Picard kann, kann unser Autor schon lange.
Facepalm: Was Jean-Luc Picard kann, kann unser Autor schon lange.
Bild Virgilio Luciani

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Vor gut einem Jahr habe ich an dieser Stelle darüber geschrieben, dass es zu den Aufgaben lebenserfahrener und vernünftiger Erwachsener gehört, Jugendliche davor zu bewahren, den ersten Preis beim Darwin-Award zu gewinnen. Zur Erinnerung: Der Darwin-Award zeichnet Leute aus, die sich besonders dumm angestellt haben und dabei zu Schaden gekommen oder gar verstorben sind.

Vor einigen Wochen habe ich dann in einem Text gefragt, wann (und ob) man erwachsen wird.

Nun habe ich diese Woche mal wieder für mich festgestellt, dass ich ab und an durchaus auch Schutz vor einer Nomination für den Darwin-Award bräuchte, weil ich mich in ähnlicher Kadenz wie viele Kinder und Jugendliche unvernünftig verhalte … und mit «unvernünftig» meine ich «blöd».

Am Sonntag wollte ich mir Spaghetti carbonara machen. Ich setzte Wasser auf und heizte die Bratpfanne vor, um Guanciale anzubraten. Da ich die Bratpfanne zuvor abgewaschen und offensichtlich nicht richtig abgetrocknet hatte, hörte ich Zischgeräusche von den Wassertropfen, die sich zwischen Pfannenboden und Herdplatte befanden. Um das Problem zu lösen, also den Pfannenboden trocken zu reiben, entschied ich mich für die an Cleverness kaum zu unterbietende Methode, die Pfanne über meine Trainerhose zu ziehen. Die nicht hirnamputierte Leserschaft erkennt den Fehler: Wenn Wasser in Kontakt mit einem Gegenstand zischt, ist davon auszugehen, dass der Gegenstand eine gewisse Mindesttemperatur aufweist. Ein Fakt, der mir eigentlich auch bewusst sein sollte. Eingefallen ist er mir aber erst, als ich von meinen Schmerzrezeptoren am Oberschenkel, Nervensystem, Rückenmark und Gehirn darauf aufmerksam gemacht wurde.

Der physische Output meiner Dummheit: Jetzt habe ich eine ungefähr fünflibergrosse Brandblase an meinem rechten Oberschenkel, die ich regelmässig mit Wundheilsalbe behandle.

Als Vorbereitung auf diesen selbstkasteienden Text habe ich nochmals zum Darwin-Award recherchiert. Sicherlich auch, um einen Vergleich zu den internationalen Preisträgern anzustellen und meine Dummheit in Relation zu setzen. Das hat mich beruhigt. Drei Beispiele der bisherigen Preisträger:

  • Den ersten Darwin-Award hat ein Mann gewonnen, der 1990 in den USA einen Waffenladen überfiel, in dem gerade ein Polizist seine Kaffeepause machte.
  • In Kanada hat sich ein Mann im 24. Stock eines Hochhauses von innen gegen ein Fenster geworfen, um zu demonstrieren, wie stabil die Scheibe ist. Die Scheibe hielt. Der Fensterrahmen nicht.
  • 2009 wollten zwei Einbrecher in Belgien einen Bankomaten sprengen. Sie nahmen dafür so viel Sprengstoff, dass das ganze Gebäude über ihnen einstürzte.

Nachdem ich festgestellt hatte, dass sich andere noch viel dümmer angestellt haben als ich, bin ich einem gewissen Zweckoptimismus verfallen und habe versucht, aus meiner Erfahrung möglichst viele Erkenntnisse zu ziehen – zusätzlich zum zentralen Fazit: Kontakt zwischen heisser Pfanne und Haut vermeiden.

Meine Erleuchtung möchte euch an dieser Stelle nicht vorenthalten:

  • Mein Nervensystem funktioniert einwandfrei.
  • Mein Herd funktioniert.
  • Die Ausstattung meiner Hausapotheke ist für kleinere Brandverletzungen gut ausgerüstet.
  • Ich kann über meine eigene Blödheit lachen, und sie sogar mit der Leserschaft von «südostschweiz.ch» teilen.
  • In einer Onlinekolumne über Vernunft, Erwachsenwerden und Cleverness zu schwadronieren, schützt nicht davor, unvernünftig, unerwachsen und frei von Cleverness zu handeln (anders formuliert: Alter schützt vor Torheit nicht).
  • Zu Spaghetti carbonara gehört kein Rahm. (Das hat zwar nichts mit meinem Missgeschick tun, kann aber nicht oft genug erwähnt werden.)

In diesem Sinne: Hirn an und Augen auf beim Kochen...und an Guata!

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