Multimedial zu Gast an der Olma
«Aifach gspunna! - simplamain da nar! – davvero pazzesco!» Unter diesem Motto präsentiert sich der Kanton Graubünden an der diesjährigen Olma in St. Gallen.
«Aifach gspunna! - simplamain da nar! – davvero pazzesco!» Unter diesem Motto präsentiert sich der Kanton Graubünden an der diesjährigen Olma in St. Gallen.
An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.
von Martin Arnet*
Vor allem in der Halle 9.1.2 wird noch bis zum nächsten Sonntag ein attraktives Bild vermittelt von der ausserordentlichen sprachlichen, kulturellen, landschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Vielfalt des flächenmässig grössten Kantons der Schweiz. «Hightech und Heuballen liegen direkt nebeneinander», schreibt Regierungspräsident Marcus Caduff in seinem Olma-Grusswort.
Nicht im Heuballen-Spektrum anzusiedeln ist die Präsenz der Fachhochschule Graubünden an der Olma. Zum einen mit dem Bachelorstudiengang Photonics, zum anderen mit dem Bachelorstudiengang Multimedia Production (MMP).
Bündner Persönlichkeiten
Was gibt es dort zu sehen? «Wir zeigen 3-D-Projektionen von vier Bündner Persönlichkeiten», sagt Projektleiter Reto Spoerri. Er ist bei MMP Dozent der Vertiefung XR. In einem virtuellen Gespräch zu Gast sind Tonja Maria Zindel, 1972 in Scuol geborene Schauspielerin, sowie die in Disentis aufgewachsene Musikerin Marie Louise Werth (58). Mit in der Runde sind auch Marc Berthod, 1983 in St.Moritz geborener ehemaliger Skirennfahrer und heutiger SRF-Moderator, sowie Arno Camenisch, 1978 in Tavanasa geborener Schriftsteller. Die Kontakte hergestellt hat Petra Hasler, Modulverantwortliche des MMP-Grundastmoduls Schreiben und Sprechen.
Reto Spoerri hatte schon lange die Idee, die aus dem Kino bekannte 3D-Technologie in den Raum zu übertragen und bei den Besucherinnen und Besuchern dadurch das Gefühl zu vermitteln, einem echten Gespräch zu lauschen, erzählt Petra Hasler.
Kistenweise
Als er gefragt wurde, für die Olma einen Raum zu bespielen, packte Reto Spoerri die Chance. Doch es war gar nicht so einfach. Zwar wäre es mit hoch entwickelten 3-D- oder VR-Brillen kein Problem, die gewünschte Wirkung zu erzielen. Die Schwierigkeit lag darin, den Effekt mit einfachen (billigen) 3-D-Brillen in guter Qualität umzusetzen und so einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu hat Reto speziell reflektierende Leinwände beschafft und zusammen mit Marcel Näf lange gepröbelt, um einen möglichst realitätsnahen 3-D-Effekt zu erzeugen.
Die Beschaffung der Infrastruktur war eine weitere Knacknuss. Schliesslich fand Reto Spoerri die Leinwände in Kanada, die Videoplayer konnte er in Australien beschaffen, die Polarizer und 3-D-Brillen stammen aus China.
Der Materialumfang wird folgendermassen beschrieben:
- 5 grosse Flightcases mit Beamern
- 4 Dibond Platten (2.02m * 1.5m) mit Projektionswänden
- 4 kleinere Transportkisten mit Kabeln und Videoplayern
- 14 Kartonkisten mit 3-D-Kino-Brillen (7000 Stück)
- 10 Kisten mit Desinfektionstüchern (30'000 Stück)
Davon speziell oder diffizil:
- 5 * 3-D-Polarizer (YT-PS600H, 3D Polarization Modulator)
- 5 * Lupa Video Player
Und: «Die Kamera kommt direkt ab der Presse aus Deutschland», sagt Reto. Verkaufsstart war ein Monat vorher und das Gerät war von Anfang an fast überall ausverkauft.
Für den Aufbau der Ausstellung wurden drei Tage benötigt.
Für die Standbetreuung während der Olma haben sich etliche Studierende zur Verfügung gestellt: Dominic Gregorin, Alina Graber, Brenda Sieber, Rebekka Pérez, Deborah Kühne, Marino Stupan, Louis Hosali und Marisa Studer. Sie geben dem Publikum die vereinfachten 3-D-Kinobrillen ab, sammeln diese nach dem Besuch wieder ein und desinfizieren sie.
Herausfordernd
Bei der Umsetzung lag die Schwierigkeit darin, eine reale Gesprächssituation mit vier Personen zu schaffen, aber jeweils nur eine Person auf einmal filmen zu können, erzählt Petra Hasler. «Wir mussten die Aussagen also antizipieren, um das Gespräch im Fluss zu halten, denn die Protagonistinnen und Protagonisten wussten nicht, welche Fragen wir ihnen stellen werden.» Das Ziel war, ein alltägliches Gespräch zu inszenieren.
Aufgrund der Dreidimensionalität wäre es nur mit enormem technischem Aufwand und hohen Kosten möglich gewesen, vier Personen auf einmal aufzunehmen. «Die vier Bündner Persönlichkeiten waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt und liessen sich mit Freude und Neugier auf das Abenteuer ein.» Sie unterhalten sich über ihr Leben in Graubünden, über ihre Beziehung und Anekdoten zu St.Gallen und zur Olma, erzählen Amüsantes, Besonderheiten, und, und, und … Ihre Freude ist im 3-D-Erlebnis an der Olma spürbar. «Und auch mir hat es grossen Spass gemacht, das Drehbuch zu entwickeln und beim Dreh Regie zu führen», fasst Petra Hasler ihr Engagement zusammen.
*Martin Arnet ist wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Institut für Multimedia Production (IMP).
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