Ist Blut wirklich dicker als Wasser?
Dieses Sprichwort ist in unserem täglichen Sprachgebrauch. Doch verwenden wir diese Redewendung überhaupt richtig? Woher kommt sie und was bedeutet sie wirklich?
Dieses Sprichwort ist in unserem täglichen Sprachgebrauch. Doch verwenden wir diese Redewendung überhaupt richtig? Woher kommt sie und was bedeutet sie wirklich?
Wenn wir heutzutage das Sprichwort «Blut ist dicker als Wasser» verwenden, dann wollen wir in der Regel verständlich machen, dass das Band der Familienzugehörigkeit stärker ist als eine Freundschaft oder Bekanntschaft. Ein quasi unzertrennliches Band zwischen zwei Menschen – die Blutsverwandtschaft. Eine logische Schlussfolgerung, wenn die reine Redewendung aus heutiger Sicht betrachtet wird. Wenn nun eine erweiterte Form wie «Blut ist dicker als Tinte» in Betracht gezogen wird, dann nähern wir uns schon der eigentlichen Bedeutung des Sprichwortes.
Verträge «im Blute» besiegelt
Schon im Alten Testament ist die Redewendung zu finden. Allerdings mit einer gegensätzlichen Bedeutung. Mit dem Blut eines zuvor geschlachteten Tieres konnte ein Vertrag endgültig besiegelt werden. Somit war der Vertrag durch die Besiegelung des Blutes kräftiger als die Verbindung zur eigenen Familie, die in diesem Kontext durch das Wasser symbolisiert wird. Es wird vermutet, dass das Wasser auf das Fruchtwasser der Mutter anspielt.
Wie ist es möglich, dass sich die Bedeutung eines Sprichwortes verändert und sich schliesslich sogar ins Gegenteilige verkehrt? Dass wir uns in einem stetigen Sprachwandel befinden, ist unaufhaltbar. Die Sprache, die Bedeutung von Sprichwörtern und ihr Gebrauch verändern sich, weil sich die Menschen, das Handeln und das Umfeld sich kontinuierlich verändern. Heutzutage unterzeichnen wir keine Verträge mehr mit dem Blut eines geschlachteten Tieres. Dieser Kontext fiel also weg – und das Sprichwort «Blut ist dicker als Wasser» erhielt eine Einbettung in einen passenderen und aktuelleren Zusammenhang. Das Sprichwort ist zwar noch das gleiche, aber die Verwendung und die Bedeutung haben sich somit über viele Jahrhunderte verändert.
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